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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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unter dem Rand, eine Männerhand im bionetischen Tauchhandschuh: Vogler! Aruula griff zu und zog den Marsianer unter dem Mühlstein hervor. Doch was war mit den anderen?
    Aruula ließ sich auf den Boden sinken, tastete in die Dunkelheit. Sie bekam Clarices Arm zu fassen und ruderte mit aller Macht zurück. Vogler packte mit an, und gemeinsam schafften sie es, bevor der sinkende Stein ihren Tauchhelm zertrümmern konnte.
    Und Quart’ol?
    »Er schafft es nicht!« Aruulas Stimme erstickte in Entsetzen. Sie glaubte eine Bewegung auszumachen, gut anderthalb Meter entfernt. Der Spalt war nun zu schmal, als dass ihr Kopf noch darunter gepasst hätte, und mit den Armen kam sie nicht weit genug.
    Da glitt Pozai’don an der Barbarin vorbei. Mit den Füßen voran tauchte er unter den sinkenden Stein, verschwand fast vollständig darunter. Er klackte etwas, das Aruula nicht verstand, aber deuten konnte: Greif zu!
    Sie wartete ab, bis Pozai’don nickte. »Schnell!«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Zieh mich raus!«
    Sie, Vogler und Clarice packten zu und rissen den Wächter aus dem Spalt – und mit ihm Quart’ol, der sich an dessen Füße geklammert hatte. Zerschrammt und mit blutendem Scheitelkamm, aber lebend kam er ans Licht.
    ***
    Es dauerte eine Weile, ehe sich der Herzschlag aller Gefährten normalisierte. Als sie wieder zu Atem gekommen waren, kümmerte sich Vogler um Yann Haggard, der allmählich aus seinem unfreiwilligen Schlaf erwachte, und Clarice versorgte Quart’ols Schürfwunden notdürftig mit improvisierten Algenverbänden.
    Aruula wandte sich an den Wächter. »Warum hast du das getan?«, fragte sie. »Warum hast du Quart’ol gerettet?«
    Pozai’don sah sie an, und in seinem Blick konnte sie lesen, dass er selbst nach einer Antwort suchte. »Es sind schon genug Geschöpfe gestorben in dieser Stadt«, sagte er schließlich. »Ich wollte nicht, dass ein weiterer Hydrit zu Tode kommt – und wieder durch meine Schuld.«
    »Du siehst deine Fehler also ein?«, fragte eine Stimme neben ihnen; und als sie aufblickten, stand Yann Haggard da, von Vogler gestützt.
    Pozai’don verengte die Augen, und ein unwilliger Ausdruck kerbte sich in seine Züge. »Das ist eine Sache der Hydriten, nicht der Menschen«, gab er zurück. »Ich werde vor Gilam’esh Rechenschaft ablegen, nachdem die dreizehn Quan’rill ihm alles erzählt haben.«
    »Du kannst es jetzt schon tun«, sagte Yann. »Es ist eine Sache zwischen uns.«
    Pozai’don zog unwillkürlich den Kopf ein. »Wer… wer bist du?«
    »Ich bin Gilam’esh«, sagte Gilam’esh aus Yanns Mund.
    »Aber das kann nicht sein!«, keuchte Pozai’don halb erstaunt, halb entsetzt. »Ich habe gesehen, wie die Menschenfrau deinen Geist zu den dreizehn Geistern gebracht hat!«
    Aruula schüttelte den Kopf. »Es war dir nicht bewusst, aber Yann Haggard trug noch ein zweites Geistwesen in sich – die Quan’rill E’fah, die sich Nefertari nennt. Sie hat den Platz eingenommen, den du Gilam’esh zugedacht hattest. Für den Fall, dass es eine Falle war.«
    »Auch sie hatte Schuld auf sich geladen«, führte Gilam’esh weiter aus. »Als Herrscherin hat sie einst meine Lehren verleugnet und nur um der Macht willen schreckliche Sünden begangen. Doch sie bereut, was sie getan hat, und ihre selbstlose Tat beweist mir, dass sie es ehrlich meint.«
    Pozai’don hatte mit offenem Mund zugehört. Jetzt sank er vor dem Seher zu Boden. »Verzeih auch mir, großer Friedensbringer!«, flehte er.
    »Ich habe dir nichts zu verzeihen«, erwiderte Gilam’esh. »Es ist dein Volk, das dir vergeben muss.«
    »Aber mein Volk ist tot.«
    »Dein Volk lebt!« Clarice Braxton stand mit Quart’ol am Eingang und deutete aufgeregt hinaus. »Kommt her – das müsst ihr euch ansehen!« Dann schwamm sie ein Stück zur Seite und gab den Blick frei auf die große Allee, die auf den Tempel zuführte.
    Und da kamen sie: die vergessenen Kinder von Gilam’esh’gad! Commander Matthew Drax führte sie an, in der Transportqualle, die sich im Schritttempo näherte, während ringsum – Reihe für Reihe – die Lichter angingen.
    Zehntausend Jahre hatte die versunkene Stadt in Dunkelheit und ewiger Stille von einer neuen Zeit geträumt, zusammen mit ihrem Wächter.
    Jetzt endlich war sie da.
    ***
    Zwei Tage später
    Gegen Mittag verließ Quart’ol das Naherholungsgebiet am Stadtrand und machte sich auf den Weg zum Wissenschaftszentrum. Er wollte seine Freunde besuchen, die sich zurzeit dort alle

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