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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Jeder Schritt wurde zur Qual.
    Der Aufzug kam in Sicht.
    Und dann traf ihn der Schock.
    Er konnte nicht mehr hinauf! Um die Kapsel nach oben zu holen, hätten die Hydriten die Kurbel betätigen müssen. Und an dem Zylinder vorbei ging es auch nicht, denn er steckte mit dem oberen Ende noch in der Röhre!
    Die Verzweiflung wollte wie eine Woge über Matt zusammenschlagen, als ihm etwas auffiel: Die Tür der Kapsel war geschlossen! Matt konnte es sich nicht erklären; er war sich sicher, sie beim Ausstieg offen gelassen zu haben.
    Er tastete die Kabinentür ab – und die Tür glitt automatisch zur Seite! In der Kabine blinkten bionetische Lichter. Er sah nun eine Schalttafel, die er zuvor im Dunkeln nicht bemerkt hatte.
    Seine Gehirnwindungen schienen schon gar gekocht zu sein, denn wieder dauerte es Sekunden, bis die Erklärung dafür in seinen Verstand sickerte: Der Strom war wieder da! Mit dem Umlegen des Schalters floss das Magma in die Kanäle und brachte die Anlage in Gang! Auch die Mechanik des Aufzugs!
    Matt zwängt sich in die Kabine. Sein Blick tastete die Schalttafel ab. Sein Hirn übersetzte nur widerwillig die hydritischen Schriftzeichen. Sein Überlebenswille übernahm die Regie. Seine Finger flogen über die Kontakte, betätigten den Knopf nach OBEN. Die Temperatur in seinem Anzug betrug jetzt siebenundvierzig Grad und stieg weiter an.
    Matt wurde schwindlig. Über oder unter ihm machte etwas Krrrr. Dann setzte sich die Kabine in Bewegung. Oder bildete er es sich nur ein?
    Vor seinen Augen tanzten rote und grüne Punkte. Matt erkannte nicht mehr, ob die Schalttafel oder sein Hirn sie produzierte. War er verloren oder gerettet?
    ***
    Die Kabinentür glitt auf, und Matthew Drax spürte, dass seine Knie nachgaben. Er sackte nach vorn und fiel in die ausgestreckten Arme aufgeregter Hydriten, die im Licht strahlend heller bionetischer Leuchtröhren im Wasser tanzten. Dass sie vor Begeisterung außer sich waren, erfüllte auch Matt mit Zuversicht. Nun wusste er, dass ihm und seinen Gefährten in dieser Stadt keine Gefahr mehr drohte.
    Dass er Probleme hatte, rechts von links und oben von unten zu unterscheiden, lag daran, dass das heiße Wasser seine Motorik angebraten hatte. Er verspürte entsetzlichen Durst, und seine Zunge fühlte sich an wie ein Stück Holz, auf dem ein Bärenfell wuchs. Sämtliche Versuche, mit den Hydriten zu kommunizieren, endeten in einem Lallen, sodass er ihnen schließlich mit Gesten zu verstehen gab, dass er dringend hier weg musste.
    Die Bewohner der Abraum-Höhle brachten den entkräfteten Menschen ins »Freie« hinaus, wo sie mit großer Ehrfurcht und aufgeregtem Klacken zur Kenntnis nahmen, dass Gilam’esh’gad nach und nach zum Leben erwachte: Überall um sie herum erhellten sich nach und nach die Gebäude. Energie floss!
    Matt bekam es kaum mit, dass Narot’la ihn zur Weißen Fee zog. Erst als er in den Leib der Qualle gekrochen war und sich den Tauchanzug vom Körper schälte, kam er halbwegs zu sich. Was er sah, als er an sich herunterschaute, gefiel ihm nicht: Seine Haut war unnatürlich weiß und sah wie gekocht aus. Bald würde sie sich röten. Er braucht medizinische Hilfe – und zwar schnell!
    Er schleppte sich zu den Steuerkontrollen. Am Bugfenster angekommen, packte ihn ein Schwindel. Ein Blick hinaus: Narot’la und seine Gefährten waren noch immer in der Nähe. Was hatten sie vor? Wollten sie seine Abreise verhindern?
    Matt versuchte regelmäßig zu atmen. Er hätte am liebsten dem Impuls nachgegeben, sich einfach auf den Boden der Qualle zu legen und einzuschlafen. Aber vielleicht wurde er nicht mehr wach, wenn er jetzt die Augen schloss.
    Drei Minuten lang zählte er jeden Atemzug. Als er glaubte, einigermaßen stabil zu sein, tauchte Narot’la vor dem Cockpit auf. Er legte seine Flossenhände auf die Wandung und fixierte Matt im Inneren. Die Außenmikrofone übertrugen, was er sagte.
    »Du bist aus der Tiefe zurückgekehrt und hast Gilam’esh’gad aus dem Dunkel geholt. Nun bring auch uns ans Licht – führe uns zu Gilam’esh, dem Propheten!«
    Matthew Drax sah, dass sich hinter ihm weitere Hydriten versammelt hatten. Sie quollen aus dem Durchgang in der Felswand. Er schätzte ihre Zahl auf etwa zweihundert, und es wurden immer noch mehr.
    Matthew nickte Narot’la zu, dann gab der den Befehl »Langsame Fahrt voraus« in die Konsole ein und nahm Kurs Richtung Zentrum.
    Die Hydriten folgten ihm.
    ***
    »Das ist die Kammer der Macht!«, hallte es durch

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