2304 - Schatten über Atlan-Village
Geschwindigkeitsvorschriften zu achten. Hinauf in den Himmel, dessen Wolkenbänke die Lichter der Stadt rot und gelb reflektierten.
„Wie sieht’s mit der Peilung aus?", herrschte er über Funk den Leiter seines Teams an."
„Wir nähern uns an. Der charakteristische Doppelpeak ist seit ungefähr einer Minute stabil anzumessen. Leider haben wir eine Vorlaufzeit, weil wir die Ortungsdaten durch die Positroniken laufen lassen müssen ..."
„Ich bin in fünf Minuten über Atlan Village. Und gnade euch Gott, wenn ich bis dahin keine präzise Peilung in Händen habe."
Der Techniker schwieg und machte sich augenblicklich wieder an die Arbeit.
Daellian hielt seine Versprechen ein, ebenso wie seine Drohungen.
15.
Würde sie ihr Versprechen halten, ihn so rasch wie möglich wieder zu besuchen?
Der Abend war wunderbar verlaufen. Marc schwebte auf einer rosa Wolke. Noch nie zuvor hatte jemand ein derartiges Interesse an ihm gezeigt.
Abgesehen von seinen Altvorderen, aber die zählten selbstverständlich nicht.
Fawn Suzuke war eine ausgezeichnete Zuhörerin, auch wenn sie ab und an unkonzentriert wirkte.
„... sie geht auf meine Probleme ein, zeigt sich an meiner Ausbildung interessiert, ebenso an meinen politischen Ansichten und wie ich zu Perry Rhodan stehe ..."
„Und was weißt du von ihr?", unterbrach ihn Monique mit spöttischem Grinsen.
„Öhm." Marc zog ein langes Gesicht. „Na ja ... einiges. Wie sie aussieht. Wie sie sich bewegt. Und wie sie aussieht."
„Und höchstwahrscheinlich kannst du ihre Körbchengröße richtig abschätzen, nicht wahr?"
Marc errötete augenblicklich. „Ich muss zugeben", sagte er schließlich, „dass ich nicht allzu viel über sie herausgefunden habe. Das Wenige, das ich ihr entlockt habe, ist so schwammig, dass es alles und nichts bedeuten kann."
„Sie macht also auf die große Geheimnisvolle." Monique zwinkerte ihm zu. „Den Trick hab ich auch ab und zu angewa... Aber das tut nichts zur Sache. Jedenfalls ist es was Ernstes, wie ich sehe."
„Jedenfalls für mich", murmelte Marc. „Ich hoffe, dass Fawn nicht mit mir spielt."
„Wird schon schief gehen, Bruderherz", sagte seine Schwester. „Und jetzt ab in die Heia. Ich muss zusehen, dass ich ins Bett komme. Morgen wartet ein heftiger Tag auf mich."
Sie hauchte ihm einen Kuss zu und verabschiedete sich.
Nie hätte er sich vorstellen können, dass dieses vorlaute Gör, die so schrecklich verzogene große Schwester, einmal seine liebste Ansprechpartnerin werden würde. Bei all seinen Schwärmereien für Fawn Suzuke hatte sie ihm mit ein paar wenigen Worten den Kopf zurechtgerückt.
Er wusste tatsächlich nichts über seine Traumfrau.
Nun – das hatte nichts zu bedeuten.
Schließlich wohnte und lebte er in Atlan Village. In einer Stadt wie aus Tausendundeiner Nacht, voll von Geheimnissen, Zufällen, Geschichten und Gerüchten. Einer Stadt wie keiner anderen. Buchstäblich alles konnte hier passieren.
Aufgedreht legte er sich ins Bett.
Sein Tag war so spannend und voll Leben gewesen, dass er nicht würde einschlafen können, niemals ...
*
Die Schwärze des Universums war um ihn. Die Sterne blinkten blutrot, während Chaos und Willkür mit langen, gierigen Fingern um sich griffen.
Nichts besaß Gültigkeit. Alles drehte und bewegte sich, verschlang sich höchst pervers ineinander. Gegen jegliches Leben gerichtete Mächte zerstörten, zerfetzten, zerrissen die Schwärze, erschufen widerliches Grau, fegten sogar Farben und Gerüche beiseite.
Sternenreiche vergingen vor seinen Augen. Galaxien starben. Ein Moralischer Kode entartete. Qual, entsetzliche und endlose Pein, breitete sich aus, so groß, so beherrschend, so widerwärtig ... Nichts blieb über außer Staub und Asche und entartetem, dunklem Leben.
Und mittendrin schwebte ein Lebewesen. Betrachtete die Geschehnisse teils mit jenem beiläufigen Interesse, das man für Fliegen hegte, und teils mit einer wilden, unbändigen Begierde ...
*
Das Erwachen aus dem Alptraum war schrecklich. Viel schlimmer noch als letzte Nacht. Selbst das Atmen und das Denken bereiteten ihm große Angst ...
Marc wimmerte unterdrückt, mit angezogenen Knien, wollte unter keinen Umständen auf das sonst so geliebte Sternen-Holo an der Decke blicken.
Irgendetwas saugte an ihm, presste druckvoll gegen seine Stirn, um das Gehirn nach außen zu klappen und es durch einen dicken Strohhalm aufzusaugen.
„Komm schon, du Waschlappen!", mahnte er sich nach
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