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2309 - Die Augen von Charon

Titel: 2309 - Die Augen von Charon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Konsistenz und Durchschlagskraft eines Stahlblocks erhielt. Er hätte einen Angriff wie diesen zumindest in dem weniger stark beschädigten Innenbereich des Raumers zweifellos lebendig überstanden.
    Einer der Mediker von der AUBERG wies mich auf weitere Unterschiede hin. Er erhob sich von dem toten Riesen mit der schweren Kopfverletzung und sprach laut vor sich hin, wahrscheinlich, um die Bilder, die er aufgenommen hatte, mit einem Kommentar zu versehen. Ein solcher erster Eindruck konnte mitunter sehr aufschlussreich sein, auch wenn eine genaue Analyse dann ganz andere Ergebnisse erbringen sollte. „Keine Aufteilung in Ordinär- und Planhirn, wie ich es erwartet hatte", sagte er. „Nur ein Gehirn. Die Laufarme dienen offenbar nicht mehr der Fortbewegung, sondern sind Arbeitsarme mit extremer Kraft geworden, die Handlungsarme sind sehr viel feiner als die von Halutern und verfügen über je zwei Daumen und acht dünne Finger, die in der Mitte bis zu vierzig Zentimeter lang werden. Weitere Unterschiede sind ..."
    Ich hörte nicht mehr hin. In der rechten Handlungshand des Toten an der Wand entdeckte ich einen kleinen, schimmernden Gegenstand. Vielleicht ein Speicherkristall? Er wirkte beschädigt, eingedrückt; vielleicht hatte das Wesen ihn im Augenblick seines Todes zu kräftig umfasst, wie einen Schatz, den es unbedingt zu behüten galt.
    Ich bückte mich, hob ihn auf und steckte ihn ein. Dann folgte ich Adaqo Cornidor in den Gang, der aus dem Raum führte. Der Epsaler ging ein paar Meter weiter, blieb an einer Türöffnung stehen, hob die Hand, sicherte und winkte dann.
    Ich betrat einen Raum, den ich auf Anhieb für eine Kombüse hielt; zumindest erweckten Reihen gigantischer Herdplatten diesen Eindruck, während ich mir auf den Sinn und Zweck anderer Geräte auf die Schnelle keinen Reim machen konnte. Auch hier fanden wir mehrere Leichen.
    Seltsamerweise fiel mir sofort ein kleines, vielleicht unwichtiges Detail auf. Die Besatzung dieser Raketenkonstruktion unterschied sich noch in einem weiteren Punkt von Halutern.
    Der Raum starrte vor Dreck, war völlig verwahrlost, ging buchstäblich in grässlichem Schmutz unter. An Bord eines LFT-Schiffes wäre der Küchenmeister sofort von seinen Aufgaben entbunden worden, doch offensichtlich nahm man es hier mit Disziplin und Sauberkeit nicht so genau.
    Vielleicht, weil die Besatzungsmitglieder über Konvertermägen verfügten, die jegliche Materie so verändern konnten, dass dem Körper die benötigte Energie zugeführt werden konnte?
    Aber warum dann überhaupt eine Küche?
    Ich spürte das leise Vibrieren einen Augenblick vor Cornidor. Der Leiter der Schiffsverteidigung blieb stehen, hob wieder eine Hand und betrachtete die Displays seiner Ortungsgeräte. „An Bord sind soeben energetische Anlagen angesprungen", bestätigte er, was mein Instinkt mir bereits verraten hatte. „Triebwerke?", fragte ich. „Notgeneratoren?"
    „Nein", sagte er. „Diese Ortung lässt sich nur auf eine Weise interpretieren."
    „Das sehe ich genauso", sagte ich und schnalzte mit der Zunge. Die Positronik stellte die Frequenz meines Funkgeräts um; nun empfingen sämtliche Angehörigen des Enterkommandos meine Worte. „Sofortiger Rückzug!", befahl ich. „Keinerlei Verzögerungen akzeptabel. Feindberührung möglich, an Bord befinden sich noch Überlebende!"
    Ich ignorierte die Bestätigungen, lief schon los. „Es muss nicht unbedingt Überlebende geben", sagte der Epsaler dicht hinter mir. „Das kann auch eine automatische Anlage gewesen sein!"
    Ich winkte ab, antwortete nicht. Wir waren noch keine dreißig Meter weit gekommen, als ich die Bestätigung für meine Vermutung erhielt.
    In einer Gangmündung tauchte eine Gruppe von Wesen auf, die jenen ähnelten, die schon unseren Urahnen, den Lemurern der Ersten Menschheit, kollektive Alpträume beschert hatten. Viereinhalb Meter große Giganten, die in natura weit beeindruckender wirkten als die Leichen, die wir gefunden hatten.
    Wesen, die aussahen wie vergrößerte, genetisch veränderte Haluter oder Bestien, unüberwindliche Kampfmaschinen, die schon über mehr als nur eine Galaxis Angst und Schrecken gebracht hatten.
    Wesen in schweren Kampfanzügen, mit schweren Waffen, in gräulich schimmernde Schutzschirme gehüllt, die auf den ersten Blick schier unüberwindlich wirkten.
    Einem Haluter, der seinen Körper strukturell verhärtet hatte, hatten wir nicht das Geringste entgegenzusetzen. Wir konnten ihn nicht einmal mit

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