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2309 - Die Augen von Charon

Titel: 2309 - Die Augen von Charon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Menschheit gehörte: die Haluter.
    Allerdings hätte sich auch ein Haluter in dieser Umgebung nicht ganz heimisch gefühlt. Die Gänge waren selbst für sie zu hoch. Ich schätzte, dass die Besatzung dieses Schiffs noch gut einen Meter mehr Körperhöhe aufwies als die dreieinhalb Meter großen schwarzen Riesen.
    Unwillkürlich musste ich an die Bestien denken, die durch genetische Manipulationen der Okefenokees aus den Skoars hervorgegangene Rasse lebender Kampf maschinen, aus denen die Haluter hervorgegangen waren. Und an die Ulebs, die Zweitkonditionierten, die Mooghs und die Pelewons, die zu den Verwandten der Haluter gehört hatten. Sie alle waren größer als ihre Abkömmlinge gewesen.
    Diese Gedanken kamen nicht von ungefähr. Schließlich war die Solare Residenz von Mikro-Bestien überfallen worden, die zweifellos Manipulationen aus diesem genetischen Pool darstellten. Konnte es sein...?
    Haltlose Spekulationen! Sieh lieber zu, dass du etwas Handfestes herausfindest!
    Ich gab dem Extrasinn Recht und überließ Adaqo Cornidor die Führung des Enterkommandos, ein Kompromiss, mit dem ich leben konnte. Natürlich oblag mir weiterhin die Entscheidungsgewalt.
    Die ersten Meter brachten keinerlei Erkenntnisse. Hier waren fast alle Geräte zerstört; in dieser Trümmerwüste hatte niemand überlebt. Durch den Hüllenriss, durch den wir in das Schiff eingedrungen waren, war die Atmosphäre entwichen und hatte alles mitgezerrt.
    Wir stießen praktisch überall auf die Spuren des Angriffs - falls es denn einer gewesen war und nicht nur ein technisches Versagen der Gravitationsfelder. Decken, Böden und Wände waren stellenweise zusammengedrückt, so dass wir uns den Weg frei brennen mussten.
    Cornidor ortete unablässig nach Lebenszeichen, entdeckte jedoch keine.
    Die Positroniken unserer schweren Raumkampfanzüge enthielten jedoch Lagepläne des Schiffes, überdies wurden wir von der VERACRUZ über Funk mit den neuesten Ortungsdaten und Hochrechnungen der Biopositronik versehen. Wir konnten uns also einigermaßen orientieren.
    Je tiefer wir in das Schiff vordrangen, desto schwächer wurden die Schäden. In diesen Bereichen waren zumindest einige Maschinenblöcke mehr oder minder verschont geblieben, gewaltige schwarze Quader, deren Innenleben das Interesse unserer Wissenschaftler fand.
    Wir würden jetzt erst einmal messen und dokumentieren; die Auswertung unserer Beobachtungen musste dann in aller Ruhe an Bord der VERACRUZ erfolgen.
    Schließlich erreichten wir eine Wand, die zwar an zahlreichen Stellen aufgerissen war, doch eine Notautomatik hatte automatisch Kraftfelder errichtet, die einen Atmosphäreverlust verhinderten.
    Wir machten kurzen Prozess, errichteten ein weiteres Prallfeld zum Atmosphäreschutz, desintegrierten den schwarzen Verbundstoff der Wand und drangen durch die so geschaffene Lücke vor.
    Zehn Meter weiter entdeckten wir die ersten Leichen.
    Also doch, dachte ich.
    Das eine Wesen lag verkrümmt in einer riesigen Blutlache an einer Wand, den Oberkörper in der Senkrechten, die Beine in unnatürlichen Winkeln vom Leib gespreizt. Der Brustkorb des Geschöpfs war eingedrückt, und es hatte sich mit allen vier Armen an eine klaffende Wunde gegriffen, hatte wohl versucht, rippenähnliche Knochenkonstruktionen an Ort und Stelle zurückzudrücken. Es war ihm nicht gelungen.
    Die zweite Leiche lag neben der ersten auf dem Rücken; das Wesen war zweifellos durch den Aufprall einer scharfkantigen Verbundstoffverstrebung gestorben, die ihm den Kopf vom Rumpf getrennt und überdies noch halb gespalten hatte.
    Das Medikerteam, das aus Besatzungsmitgliedern der VERACRUZ und der AUBERG zusammengestellt worden war, machte sich an die Untersuchung der Toten.
    Auf den ersten Blick hätte man die beiden Leichen für Haluter halten können, auf den zweiten ergaben sich einige Unterschiede. Die Wesen waren zwar ebenfalls vierarmig, aber vier bis viereinhalb Meter groß, was den Schätzungen entsprach, die ich aufgrund der Deckenhöhe getroffen hatte. Ihre Haut war, soweit ich sie sehen konnte, nicht tiefschwarz wie bei den sanften Riesen von Halut, sondern beigebraun gemasert. Und die Kombinationen, die sie trugen, waren wohl schon vor der Katastrophe nicht besonders sauber gewesen.
    Die Toten unterschieden sich noch in einer weiteren Hinsicht von Halutern: Ein Haluter war in der Lage, das völlig von seinem Willen abhängige System seiner Zellen auf molekularatomarer Basis strukturell so umzuformen, dass sein Körper

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