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2309 - Die Augen von Charon

Titel: 2309 - Die Augen von Charon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unbehelligt darin eintauchte! Nun waren nur noch die Schwerkraftfelder zu sehen, halb durchsichtige Flecke in dem unwirklichen, von innen heraus erhellten Blizzard.
    Die Gravitationsfelder boten offensichtlich Schutz vor dem Strukturgestöber. Ein weiterer wichtiger Hinweis für ein zukünftiges Vorgehen.
    Ich lachte leise auf. Wir waren von den technischen Möglichkeiten, entsprechend wirksame Hyperbarie-Konzentrationen zu erzeugen, so weit entfernt wie die alten Ägypter vom Mondflug. Über eine Stunde lang verharrten die Einheiten auf der anderen Seite der Charon-Schranke.
    Sie befanden sich gerade noch im Orterbereich des Ultra-Messwerks, und wir konnten so gut wie nichts von dem erkennen, was dort vor sich ging-Noch eine Stunde vertane Zeit, aber was spielte das schon für eine Rolle nach zehn Wochen Warten? Ich überlegte, ob ich den Abstand verkürzen und zumindest mit der VERACRUZ näher an den Ort des Geschehens fliegen sollte, entschied mich jedoch dagegen. Zum einen hielt mich die waffentechnische Überlegenheit des Feindes davon ab, zum anderen befürchtete ich, dass gerade während jener kurzen Überliehtetappe etwas Entscheidendes geschah, das wir dann verpassten. Denn die AUBERG und die TABASCO verfügten ja nicht über Messwerke.
    Als Unsterblicher hatte ich lernen müssen, meine Ungeduld im Zaum zu halten, doch sie wurde immer größer. Diese Mission schien im Zeichen des untätigen Ausharrens zu stehen.
    Was war aus dem Arkonidenadmiral geworden, der auch schon mal bei einer Erfolgsaussicht von drei Prozent eine Mission angeordnet hatte?
    Er war älter und vorsichtiger geworden und hatte dazugelernt. Er hatte sich angepasst, auch wenn er damit gegen gewisse Vorstellungen verstieß, die seine Freunde sich schon vor langer Zeit von ihm gemacht hatten.
    Chefingenieur Alondro Ulan rief immer wieder neue Holos auf, betrachtete sie stirnrunzelnd, ohne neue Erkenntnisse zu gewinnen, und generierte dann die nächsten. Die Ungeduld war ihm förmlich anzusehen. „Ich würde nur allzu gern wissen, was sie da machen."
    „Offensichtlich nehmen sie Kalibrierungsarbeiten an den Gravitationsfeldern vor", antwortete Marya Delazar gelassen. „Oder hast du irgendeine andere Erklärung?"
    Der Lunageborene achtete nicht auf sie, sondern studierte bereits neue Datenholos. „Ortung!", rief Gaiomo Gredor. „Anstieg der hochfrequenten Strömungen rings um die beiden Schiffe! Ihre Stärke nimmt explosionsartig zu!"
    Ich konnte es auf den Holos selbst verfolgen. Das Schneegestöber schien sich um die beiden Einheiten zu verdichten, wurde dunkler. Ich hatte den Eindruck, dass dort irgendetwas transportiert, zu den Eindringlingen geleitet wurde.
    Dann geschah alles rasend schnell. Bruchteile einer Sekunde später war die erste Einheit ausgelöscht, vom Ortungsholo verschwunden. Mir war klar, was da passiert war - das Schiff existierte nicht mehr! Und der dunkle Strom verdichtete sich wieder, formierte sich, orientierte sich neu ...
    Die zweite Einheit nahm noch Fahrt auf, trieb zum Rand der Wolke, aber langsam, so furchtbar langsam ... Selbst in der verschwommenen Darstellung wurde mir klar, dass sie keine Chance hatte, dem unerklärlichen Angriff zu entgehen.
    Ich nagte an meiner Unterlippe. Eigentlich hätte ich Befriedigung verspüren müssen. Die beiden Schiffe in den Dunkelschirmen waren unsere Feinde, grausame Feinde, die gnadenlos mindestens sechs arkonidische Einheiten vernichtet hatten, vier davon Forschungsraumer. Ich wollte gar nicht nachrechnen, wie viele Angehörige meines Volkes dabei ums Leben gekommen waren. Und doch ... es befanden sich Lebewesen an Bord der Raketenkonstruktion.
    Gleiches wird mit Gleichem vergolten!, konstatierte der Extrasinn mit arkonidischer Härte.
    Wirst du auf deine alten Tage noch sentimental? Nein. Die Genugtuung überwiegt.
    Sekunden später war es vorbei. Die Holodarstellung war noch immer zu undeutlich, als dass wir in allen Einzelheiten mitbekamen, was genau dort geschah, doch die TRAITOR-Einheit wurde, wie von einem Blitz getroffen, schwer beschädigt ausgespien.
    Schwer beschädigt, aber nicht völlig zerstört. „Was ist da passiert?", fragte Alysha Saronn.
    Ich musste an das Netz von Funk- und Ortungssatelliten rings um die Charon-Wolke denken, das die Schutzherren damals, vor Errichtung der Hyperkokons, installiert hatten. Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob es überhaupt noch existierte, ging aber davon aus. Der Hyperkokon hatte vermutlich das Gros der Satelliten

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