2309 - Die Augen von Charon
unseren schweren Warfen aufhalten, jedenfalls nicht in der kurzen Zeit, die uns noch blieb. Nicht, wenn er so ausgerüstet war wie die Geschöpfe vor uns.
Eins der Wesen vor uns erblickte uns, riss seine Waffe hoch und schoss.
Ich schloss in Gedanken mit dem Leben ab. Und erwiderte gleichzeitig das Feuer.
10.
Ain Cokkry: Totale Identifikation Ain Cokkry wusste nicht, was geschehen war. Die ACARO 1033 und die ACARO 0831 waren langsam in die Charon-Wolke eingedrungen. Sie hatten nicht einfach in einer Uberlicht-Etappe bis zum Salkrit vorstoßen können, da sie zuerst ihre Gravitationsfelder im direkten Kontakt mit der Wolke kalibrieren mussten. Doch das war reibungslos vonstatten gegangen; er hatte die Arbeiten selbst überwacht, und nichts hatte auf eine Unregelmäßigkeit hingedeutet.
Sogar der Beobachter hatte dem Vorgang beigewohnt. Die wallenden Bewegungen des wabernden Nebels hatten nicht mehr so sanft und ruhig wie sonst gewirkt; der Kolonnen-Motivator war vielmehr rasch, fast schon fahrig durch die Zentrale geglitten, was der Kommandant noch nie zuvor bei ihm bemerkt hatte.
Jemand hatte sie angegriffen, davon war Ain Cokkry überzeugt. Aber wer? Und mit welchen Mitteln? Die Attacke war jedenfalls völlig überraschend gekommen, zu schnell, als dass sie hätten reagieren können.
Er sah sich in der Zentrale um. Rauch hing in der Luft, nahm ihm die Sicht. Hier und da machte er ein dunkelrotes Schwelen aus, aber es stammte nicht von den Anzeigen der Instrumente; dort glommen kleine Brandherde, die von den automatischen Schutzsystemen noch nicht gelöscht worden waren.
Es war ein Wunder, dass diese Systeme überhaupt noch funktionierten. Ein Großteil der Geräte in der Zentrale war ausgefallen. Nur die Beleuchtung funktionierte seltsamerweise noch uneingeschränkt und enthüllte das gesamte Elend. Sämtliche Arbeitsstationen waren schwer oder vollständig beschädigt worden, nur die mehrfach gesicherte Notstation schien noch funktionsbereit. Er machte in dem dichten Rauch zwei Gestalten aus, die versuchten, sie zu aktivieren, konnte jedoch nicht erkennen, um welche seiner Besatzungsmitglieder es sich handelte.
Mühsam zog er sich an einer zerborstenen Konsole hoch. Er schnitt sich die Hand an scharfkantigem Ricodin auf, bemerkte den Schmerz jedoch kaum. Der Schlag hatte sie völlig unvorbereitet getroffen; fast alle hatten an ihren Stationen gestanden. Die Andrucksessel hätten ihnen Schutz geboten. Er überlegte, was die Vorschriften besagten, konnte jedoch keinen Verstoß gegen die Borddisziplin feststellen.
Der Beobachter würde ihm keinen Vorwurf machen können.
Ain Cokkry wurde klar, dass seine Gedanken noch nicht wieder in geordneten Bahnen verliefen. Er fürchtete sich vor einer Meldung des Kolonnen-Motivators an den Progress-Wahrer, während sein Schiff vor dem Untergang stand.
Seine Augen tränten, und ätzende Dämpfe drangen in seine Lungen, während er sich zur Notstation vorkämpfte. Auch die Luftumwälzungsanlage war zusammengebrochen.
Eins der beiden Besatzungsmitglieder schaute kurz zu ihm herüber, und er erkannte .Technikoffizier Myk Dennso.
Dem Kommandeur war schwindlig, er musste sich an der Notstation festhalten.
Der Offizier knurrte etwas Unverständliches. „Wir sind so gut wie tot, nicht wahr?", krächzte Ain Cokkry. „Die ACARO 1033 ist verloren?"
„Vollständiger Systemausfall. Triebwerke, Umweltkontrollen, Funk ... alles zerstört. Schwere Personalverluste. Neunzig Prozent der Besatzung sind tot. Die Beschädigungen erweisen sich als umso schlimmer, je weiter ich mit der Systemüberwachung nach außen vordringe.
Der Mittelflansch wurde zerfetzt, dort lebt niemand mehr."
„Die Systemüberwachung funktioniert noch?", fragte der Kommandeur ungläubig.
Ban Tosska, das zweite Besatzungsmitglied an der Notstation, wie er nun feststellte, lachte heiser auf. Ain Cokkry sah, dass er einen Datenspeicher, den er wohl gerade noch besprochen hatte, ausschaltete und in eine Tasche seiner Montur steckte.
Der Feuerleitoffizier führte ein privates Tagebuch, obwohl das auch nicht den Vorschriften entsprach. Zu geheim war ihre Mission, die nun so fürchterlich gescheitert war. „Die Systemüberwachung wird bis ganz zum Schluss funktionieren", sagte Ban Tosska dann. „Dafür hat der Beobachter gesorgt. Aber wir haben noch ein Problem. Die ACARO 1033 wird nicht nur nie mehr aus eigener Kraft fliegen ... wir haben zudem ein Enterkommando an Bord!"
Der Feuerleitoffizier
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