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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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protestierte ich. „Falls unser Beobachter endgültig abhaut ..."
    Hajmo Siderip hob die Hand. Atlan nickte ihm zu.
    „Wer immer jenseits der Charon-Schranke kreuzt, sein bisheriges Verhalten deutet darauf hin, dass er uns noch länger im Auge behalten will", sagte der Dozent. Bré Tsinga, unsere Dekanin an der Kosmopsychologischen Fakultät, hatte ihn als meinen persönlichen Betreuer mit auf die Reise geschickt.
    „Du meinst, wir sollten eine Unterbrechung riskieren?"
    Siderip hob die Schultern. „Ich kann mich natürlich täuschen."
    „Sechs Stunden", entschied Atlan.
    „Irgendwelche Einwände?"
    Delazar und die Mediker zeigten sich nicht gerade begeistert, stimmten jedoch letztlich zu. „Was dagegen, wenn wir dir ein leichtes Sedativum verabreichen, Marc?"
    „Nein. Aber ..." Einer spontanen Eingebung folgend, zeigte ich zum Holoschirm an der Wand. „Könntet ihr mir ein Bild der Charon-Wolke auf den Monitor legen? Nicht, dass ich mir etwas davon verspreche; ich hätte nur gern eine Art, na ja, symbolische Verbindung."
    Meinem Wunsch wurde entsprochen, dann ließen sie mich allein. Ich starrte auf das Gestöber, bis die Wirkung des Schlafmittels einsetzte und mir die Augen zufielen.
    Mein letzter Gedanke war: Ich würde verflixt noch mal zu gern wissen, was sich da drin befindet.
     
    1.
     
    Ketzertreffen „Ich würde verflixt noch mal zu gern wissen, was sich da draußen befindet", murmelte Sheerdurn.
    Seine Stimme verlor sich in den Weiten des Planetariums. Er stand auf einer der Galerien, blickte jedoch nicht ins Innere des großen, hohlkugelförmigen Raums.
    Wozu? Die Darstellungen und Positionen der neun Systeme sowie neunzehn planetenlosen Sonnen kannte er im Schlaf. Stattdessen stierte er die gekrümmte Wand an.
    Als ließe sich dort etwas erkennen!
    Außer, dass die dunkelblaue Farbe von eingeritzten Botschaften verunziert wurde: Namen, Liebesschwüre, Schmähungen, diverse Slogans und Parolen ...
    Sheerdurn seufzte, schüttelte den Kopf und nahm sich vor, demnächst wieder einmal frisch auszumalen. Nützen würde das wenig, da gab er sich keinen Illusionen hin. Gegen Horden von Pubertierenden stand er auf verlorenem Posten.
    Fratzen, elendige!
    Zurzeit war es erfreulich ruhig. Doch das würde nicht mehr lange so bleiben.
    Schon begann sich der Pulsschlag der Stadt Aram Tachady zu beschleunigen, wie immer in den Wochen vor der Charon-Prüfung.
    Selbst Sheerdurn wurde, ob er wollte oder nicht, von der Aufregung angesteckt. Oben, in den Straßen und Gassen, gab es kein Entkommen.
    Doch er hielt sich sowieso lieber hier unten auf. Wo es nächtens still war und das Licht angenehm gedämpft. Wo er sich ungestört in Melancholie und Selbstmitleid ergehen konnte.
    Sheerdurn ballte die Hand und hob sie, um damit gegen die verhasste Wand zu schlagen. Holte tief Luft – und verharrte.
    Erstens hätte es nichts gebracht. Die Mauer war dick und das Planetarium nur ein Modell. Hinter der dunkelblauen Wand befand sich keine Außenwelt, sondern bloß ein Maschinenraum.
    Und zweitens hatte Sheerdurn etwas gehört.
    Er hielt den Atem an, schloss die Augen, lauschte. Leise, vertraute Geräusche: das schwache Surren der Lüftung, das Knistern winziger Entladungen in den Partikelströmen der Projektoren, von fern das Wummern aus dem Wartungsdock ...
    Und Schritte. Verstohlen. Jemand schlich, barfuß, auf Zehenspitzen.
    Das war’s, was Sheerdurns Argwohn geweckt hatte. Denn selbstverständlich kam es vor, dass sich auch andere Stadtbewohner außerhalb der Arbeitszeiten hier unten bewegten: zum Beispiel Techniker mit Zutrittsberechtigung, die eine Abkürzung nahmen oder der abendlichen Hektik an der Oberfläche auswichen.
    Aber die gaben sich nicht so offensichtlich Mühe, ihre Anwesenheit zu verbergen. Wer solchen Wert auf Heimlichkeit legte, machte sich damit erst recht verdächtig.
    Sheerdurn lauerte. Die Trippelschritte kamen von der tiefer gelegenen Galerie.
    Er wartete, bis sie genau unter ihm waren, dann schwang er sich mit einem Satz über das Geländer.
     
    *
     
    Das Antigravfeld, von dem die Nachbildung des Jona-Systems in Position gehalten wurde, stieß Sheerdurn ab und bugsierte ihn auf die tiefere Galerie. Er war nicht mehr der Jüngste, aber dieses Manöver hatte er schon tausende Male ausgeführt; man ersparte sich damit gut dreißig Meter Gang und Treppe.
    Die Gestalt stieß einen schrillen Schrei aus, als Sheerdurn halb neben, halb auf ihr landete und sie zu Boden riss. Strampelnd wollte

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