2311 - Die Explosive Kraft
Ruhezonen nehmen müsste, wollte man die Jet ins Gestöber führen, ohne dass sie augenblicklich zerlegt und in alle Richtungen auseinander gerissen wurde.
Dies war nicht die einzige Verbesserung. Wichtiger noch: Der Charon-Raumer zog sich nicht gleich wieder zurück, sondern verharrte deutlich länger als bei den letzten Malen auf seinem Beobachterposten. Unnötig zu erwähnen, dass wir die ganze Zeit über funkten, was das Zeug hielt, im Jamisch der Motana und in hundert anderen Sprachen. Doch unsere vorbereiteten Botschaften (sinngemäß: „Wir sind Freunde, bitte sprecht mit uns!") blieben unbeantwortet.
Bei mir setzte Kopfschmerz ein; jedoch nicht arg, etwa wie der mittelschwere Kater damals nach dem Uni-Fest, falls du dich erinnerst ... Allerdings vermeinte ich erneut, es schwinge Kummer mit, tiefe Trauer über einen unwiederbringlichen Verlust, verbunden mit Selbstvorwürfen ... „Alles okay?", fragte Hajmo Siderip besorgt. „Du hast gestöhnt."
„Jaja, geht schon."
„Wirklich? Wir können jederzeit abbrechen, solltest du dich unwohl fühlen."
„Nein, ich bin in Ordnung. Lasst uns weitermachen wie geplant."
„Gut. – Mari? Bitte."
Die Pilotin schwenkte nach Backbord, bewegte unsere Jet mit langsamer Fahrt parallel zur Wolkenwand. Jetzt kam es darauf an ... Und tatsächlich! Das fremde Schiff im Inneren des Gestöbers folgte uns.
Mari wartete, bis es aufgeschlossen hatte, dann bremste sie die EPIKUR; stoppte; und flog zurück.
Die Unbekannten taten es uns nach.
Gleichzeitig jubelten wir auf. Es war uns gelungen, erstmals eine Art Kommunikation zu etablieren! So primitiv dieser plumpe Tanz, diese rudimentäre Pantomime der Schiffe war, so wichtig der Teilerfolg, den wir erzielt hatten.
Am Ausgangspunkt angelangt, verharrte die Jet einige Sekunden, um sich dann so langsam wie zuvor von der Wolke zu entfernen; im Rückwärtsgang sozusagen. Wir hielten den Atem an. Unser Manöver musste ganz einfach als nonverbale Einladung verstanden werden, das Spielchen fortzusetzen.
Na los, springt über euren Schatten! Kommt raus, zeigt euch! Nein. Sie taten uns den Gefallen nicht.
Sondern zogen sich zurück und verschwanden im Gestöber.
*
In der VERACRUZ wurden wir trotzdem begeistert empfangen. Selbst Atlan und Reginald Bull wirkten zufrieden, und Gucky piepste mir zu: „Gut gedacht, Herr Kollege – und gut gemacht!"
Du kannst dir denken, liebe Schwester, dass das runterging wie Öl.
Wenig später verabschiedete sich Bull. Wiewohl er es, erklärte er, für wahrscheinlich hielt, dass sich Charon zu einem Kristallisationspunkt der Ereignisse entwickeln würde, war derzeit seine Anwesenheit in der Heimat dringender erforderlich.
Zumal Atlan die Dinge vor Ort im Griff hatte und soeben ein erster Durchbruch bei der Kontaktaufnahme gelungen war.
Noch am selben Tag brach die BUENOS AIRES zur langen Heimreise ins Solsystem auf. Der Mausbiber hingegen blieb als Verstärkung bei uns, für alle Fälle. Dagegen hatte natürlich niemand etwas einzuwenden.
Hajmo Siderip, Mari leLameur und ich wurden nach einem routinemäßigen Medo-Check in die Kabinen geschickt mit dem Befehl, uns zu regenerieren und für den nächsten Einsatz fertig zu machen. Ich bin sehr aufgeregt, kann’s kaum erwarten.
Hoffentlich lässt sich unser überaus argwöhnischer Freund bald wieder blicken!
Wir drei stehen bereit, es ein weiteres Mal mit der geheimnisvollen Wolke aufzunehmen.
4.
Tupfen Wie sollen wir drei es mit einer ganzen Weltenwolke voller Ignoranz aufnehmen?, fragte sich Auhara Mey’Deran.
Die politischen Formationen waren erstarrt und verkalkt wie Korallenstöcke, die Hainräte ungefähr so flexibel und beweglich wie Fossilien. Und weit und breit niemand in Sicht, der ihnen den Rücken gestärkt hätte! Alle blockten ab. Der Rat verzettelte sich in nationalen Animositäten und verschleppte jede Entscheidung, die eine winzige Änderung des Status quo bewirken würde, auf ewig und noch einen Tag.
An der Spitze ihr eigener Vater ...
Sie hatte ihn angerufen, obwohl es siegroße Überwindung gekostet hatte, und versucht, an seinen Familiensinn zu appellieren. „Du kennst mich, und du kennst Kempo. Du weißt, wir würden solch heikle Daten niemals verfälschen. Es handelt sich um Tatsachen. Also warum weigerst du dich, sie zu akzeptieren?"
„Liebes, das tue ich doch gar nicht. Ich unterstelle euch keineswegs, dass mit eurem Material etwas nicht stimmt. Im Gegenteil, ich finde diese Beobachtungen
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