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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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die Händler vom Merkur beim Einkauf, und eines Tages konnte sie das Merkur-Haus in Manhattan betreten und verkünden: »Wir haben alles, was wir brauchen. Wir können nach Hause zurückkehren.«
    Sie reiste nach Quito und fuhr mit dem Weltraumaufzug zu dem Felsbrocken empor, mit dem er am Himmel verankert war. Sie fühlte sich blockiert und geschlagen, missbraucht und weggeworfen. Brütend hörte sie sich mehrmals hintereinander eine Aufführung der Satyagraha -Oper an – die sich in ihren acht letzten Tönen emporschwang, schlicht und einfach die acht ansteigenden Töne einer Oktave, immer wieder von Neuem. Sie sang gemeinsam mit dem restlichen Publikum mit und fragte sich, wie Gandhi wohl darauf reagiert hätte, was er dazu gesagt hätte. »Das Beharren auf der Wahrheit hat mich gelehrt, die Schönheit des Kompromisses wertzuschätzen. Später in meinem Leben erkannte ich, dass dies ein essenzieller Teil der Satyagraha ist.« So wurde Gandhi im Programmheft zitiert. Satya , Wahrheit, Liebe; agraha , Entschlossenheit, Kraft. Das Wort hatte er sich ausgedacht. Tolstoi, Gandhi, der Mensch der Zukunft in der Oper – sie alle sangen von Hoffnung und Frieden, vom Weg zum Frieden, von Satyagraha selbst. Die Satyagrahi waren diejenigen, die Satyagraha übten. »Vergebung ist die Zier der Mutigen.«
    Während die Erde sich unter ihr langsam entfernte und sich in jene vertraute blau-weiße Kugel verwandelte, die das All mit ihrer marmorierten Schönheit schmückte, lauschte sie den Sanskrit-Texten, die in ihrem Ohr erklangen. Sie bat Pauline, eine Stelle zu übersetzen, deren Melodie sie besonders anrührte. Pauline sagte: »Solange es keinen Frieden gibt, werden wir nicht in Sicherheit sein.«

LISTEN (10)
    Es ist zu schwer, es fehlt die Zeit, jemand könnte lachen;
    Um die Familie zu schützen, um die Ehre, die eigenen Kinder;
    Verwandtenauslese; üble Saat;
    Erbsünde, das naturgegebene Böse, günstige Fügung, Glück, Bestimmung, Schicksal;
    Faulheit, Geiz, Neid, Niedertracht, Eifersucht, Wut, Zorn, Rache;
    Zum Teufel noch mal
    Weil jemand anders das ausnutzen könnte
    Weil
    Niemand weiß mit Sicherheit
    Es kommt nicht darauf an
    Es steht in den Sternen
    Niemand hat es uns verboten
    Wir können damit durchkommen
    Ein Utopia gibt es nicht
    Wahrscheinlich würde es ohnehin nicht funktionieren
    Vielleicht machen wir damit etwas Geld
    Es ist nicht genug für alle da
    Die Menschen wissen das, was man für sie tut, nicht zu schätzen
    Sie verdienen es nicht
    Sie sind faul
    Sie sind nicht wie wir
    Wenn sie könnten, würden sie das Gleiche mit dir machen

PLUTO, CHARON, NIX UND HYDRA
    Pluto und Charon sind ein Doppelplanetensystem, durch Gezeitenkräfte miteinander verbunden wie zwei Enden einer Hantel. Sie wenden einander immer die gleiche Seite zu, und ihr gemeinsames Gravitationszentrum liegt zwischen ihnen im Raum. Ihre Rotationsachse ist gegen ihre Bahnebene um die Sonne geneigt, und ihre Tage sind ein bisschen länger als sechs Tage, während ihre Jahre 248 Jahre dauern. Pluto ist zehn Kelvin kälter, als er ohne seine Atmosphäre wäre, die am äußersten Punkt seiner Bahn gefriert und am innersten sublimiert und dadurch einen umgekehrten Treibhauseffekt erzeugt, der die Oberfläche abkühlt. Die Atmosphäre ist so dicht wie die ursprüngliche Marsatmosphäre, mit einem Druck von etwa sieben Millibar – mit anderen Worten ziemlich dünn. Die Oberflächentemperatur beträgt vierzig Grad Kelvin.
    Charon, der halb so groß ist wie Pluto, hat eine Oberflächentemperatur von fünfzig Grad Kelvin. Das Mond-Planeten-Verhältnis, das dem von Charon und Pluto am nächsten kommt, ist das Verhältnis zwischen Luna und Erde, wobei Luna ein Viertel so groß ist wie die Erde. Pluto hat einen Durchmesser von 2300 Kilometern; Charon einen von 1200 Kilometern. Beide haben Felskerne, und ihre Mäntel bestehen größtenteils aus Wassereisschollen.
    Zwei sehr viel kleinere Monde umkreisen das größere Paar: Nix und Hydra, mit Durchmessern von 90 und 110 Kilometern. Nix, der 80000000000000000000 (achtzig Trillionen) Kilogramm wiegt, größtenteils aus Eis und etwas Felsgestein besteht, wird derzeit zerlegt und zu vier Raumschiffen umgebaut, die mehr oder weniger als Gruppe losgeschickt werden sollen, wobei das erste vorweg fliegen wird, unter anderem, um die Systeme zu testen. Im Innern handelt es sich bei diesen Raumschiffen um typische Terrariumszylinder, die rotieren, um einen Gravitationseffekt zu erzeugen. Man wird sie mit einer

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