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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Konsequenzen
    die zwölftausend Terrarien und ein paar Dutzend terranische Staaten waren sich anscheinend darin einig, den Plan in der ersten Hälfte des Jahres 2312 umzusetzen, aber da die meisten der Abmachungen unter der Hand getroffen wurden, handelt es sich bei dieser Angabe letztlich um Hörensagen. Im Großen und Ganzen sind die mündlichen Berichte der Beteiligten, die Jahre später aufgezeichnet wurden, die einzige Quelle
    Nach der Reanimierung nahmen die Probleme auf der Erde einen ökologischen und logistischen Charakter an und kreisten in erster Linie um Transportwesen, Verteilung, Schadensbegrenzung, Wiedergutmachung und rechtliche und physische Abwehrmaßnahmen. Mit der Reanimierung selbst war die Sache noch lange nicht zu Ende; tatsächlich sollten viele Jahrzehnte vergehen, bevor man sie als Schlüsselmoment bei der letztlich folgenden

Wahram und Swan
    A ls Wahram hörte, dass Swan vermisst wurde, verließ er Ottawa, wo er gerade in hitzige Verhandlungen mit der Regierung über das unautorisierte Eintreffen der Tiere verstrickt gewesen war, und flog Richtung Norden nach Churchill. Dort erwischte er gerade noch einen Nachtflug nach Yellowknife, dem Sammelpunkt für das Team, mit dem zusammen Swan an dem Habitatkorridor arbeitete.
    Inzwischen war die kurze Sommernacht verstrichen, und die Sonne war schon längst aufgegangen, als ein Helikopter Wahram in die Gegend flog, in der Swan sich laut ihres Senders aufhielt. Als sie dort eintrafen, hatte ihr Team sie bereits gefunden. Trotzdem war es gut, dass sie nun einen Helikopter hatten, weil man nicht an das Loch in der Mitte des Pingos herankam, ohne auch dort unten bei Swan zu landen. Einer ihrer Retter hatte das bereits nachdrücklich unter Beweis gestellt, weshalb sie sich nun mit einer zweiten Person und anscheinend auch mit einem Wolf dort unten befand. Immerhin waren sie jetzt in der Überzahl, obwohl einige der Leute im Helikopter meinten, dass das umso schlimmer wäre. Jedenfalls konnten sie aus dem Helikopter eine Strickleiter mit einem Gurtgeschirr herablassen, und zwar von ziemlich weit oben, wenn auch nicht weit genug, um den Wolf nicht in Angst und Schrecken zu versetzen – das erkannte Wahram beim Runterschauen deutlich. Die zweite Person kam zuerst die Leiter hoch und wurde am Fuß des Pingos abgesetzt; dann folgte Swan. Ihre Augen waren gerötet, und sie sah völlig erledigt aus, aber sie winkte Wahram zu und bedeutete ihm, dass sie die Leiter noch einmal herunterlassen sollten. Wahram bezweifelte, dass der Wolf in der Lage sein würde, mit ihrer Hilfe aus dem Loch zu entkommen. Aber die Pilotin senkte sie trotzdem herab und flog, nachdem sie sich per Funk mit den Leuten am Boden beratschlagt hatte, ein Stück zur Seite, sodass die Leiter an der Wand auflag. Selbst das schien in Wahrams Augen nicht auszureichen, weshalb er erschreckt zusammenzuckte, als der Wolf tatsächlich einen Satz auf die Leiter machte und mit einem weiteren über die Kante sprang und den Hang hinabrannte.
    Wahram sagte der Pilotin, dass sie ihn absetzen sollte. Sie landete auf dem Weizenfeld neben dem Pingo, wobei der Abwind der Rotoren einen Kornkreis erzeugte. Wahram stieg aus, während über ihm die Rotoren wirbelten, und rannte geduckt, bis er die Maschine ein gutes Stück hinter sich gelassen hatte. Gleich darauf erhob sie sich knatternd wieder in den Himmel.
    Swan rannte auf ihn zu und nahm ihn in eine schlammverschmierte Umarmung. Nachdem er die Stöpsel aus seinen Ohren bekommen hatte, fragte er sie, wie es ihr ginge. Es ginge ihr gut, antwortete sie; es sei wunderbar gewesen, zusammen mit einem Wolf in diesem Loch zu sitzen, keiner von ihnen habe dadurch Schaden genommen, was man ja auch hätte voraussagen können, aber es sei doch schön, wenn die Theorie empirisch bestätigt wurde, in einem solchen Moment, in dem es hart auf hart ging und die Gefahr bestand, gefressen zu werden … er erkannte, dass sie ein bisschen überdreht war. Verdreckt, räumte sie ein, und hungrig, sie könne eine kleine Pause gebrauchen, bevor sie wieder an die Arbeit ginge. Wahram deutete auf den Helikopter, der nach wie vor über ihnen durch die Luft knatterte, und als sie zustimmte, bedeutete er der Pilotin, wieder herunterzukommen, sodass sie einsteigen konnten. In dem Helikopter war es zu laut zum Reden, und so warteten sie, bis sie wieder in Yellowknife waren. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und schlief trotz des Getöses lächelnd ein.
    Es war zu erwarten gewesen,

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