2314 - Die Leben eines Seecharan
Schleusenkammer des Shagin standen und einen letzten Blick über den kleinen Raumhafen und die angrenzende Stadt schweifen ließen.
Dies war die Zeit der Schwärmer. Myriaden von ihnen schlüpften aus den in den Schilfgürteln treibenden Gelegen.
Wolken lebender Kristalle gleich, so erhoben sich die ersten großen Schwärme der Vierflügler über Shadengar.
Sie waren das einzige mehrgeschlechtliche tierische Leben, das Rohalon hervorgebracht hatte, eine unerschöpfliche Fundgrube für die Biologen und eine Augenweide, wenn sie im hellen Sonnenlicht ihre Paarungsflüge unternahmen.
Dann schien die Luft von blutrotem tanzenden Sternenstaub erfüllt zu sein, und noch in der Nacht erleuchteten sie weithin die Finsternis, sobald ihre zarten Leiber das gespeicherte Licht wieder abgaben. In diesem Jahr hatte das Schauspiel besonders früh begonnen und würde sich dennoch über viele Wochen hinziehen.
So hell und imposant wie dieses Meer winzigster Lichtreflexe stellte Aidon sich die Sterne außerhalb des Goldenen Systems und der Charon-Wolke vor. Die Natur hatte mit den Schwärmern einen berauschenden Ausgleich geschaffen.
Eine Lautsprecherstimme forderte die Neuankömmlinge auf, die Schleuse zu räumen und sich in ihre Unterkünfte zu begeben. Aidon blinzelte benommen.
Fauchend stieß er die Luft mit beiden Schlünden aus. dann schob er sich durch das Innenschott.
Der Flug würde ihn in den Randbereich des Goldenen Systems führen, zu den äußeren Staubgürteln mit ihren eher unbedeutenden Asteroiden. Ein bislang unberührtes Feld war geöffnet worden. Aidon wusste deshalb nicht, was ihn erwartete. Er hatte beschlossen, sich einfach überraschen zu lassen, zumal sie nur eine kleine Gruppe von lediglich zehn Truhen sein würden. Die Schürf-Ausbilder warteten schon vor Ort. Was ihn erwartete, waren neue Erfahrungen, die Erinnerungen seiner Ahn-Truhen hatten in dem Fall nur einen gewissen Orientierungswert.
Trosh Nofham Aidon gab sich äußerlich ruhig, doch das war er nicht. Vielmehr fieberte er jetzt den neuen Erfahrungen entgegen. Hinzuzulernen ... auf dem alten Wissen aufzubauen ... schließlich alles weiterzugeben ...
Nein, daran mochte er jetzt nicht denken, das lag in weiter Ferne. Und dass sein vollständiger Name länger war als der vieler anderer Truhen, steigerte die Gefahr, dass eine Generation ihr Wissen verlieren würde.
Wie ging es dann weiter? Er tat sich schwer mit der Vorstellung, alles das, was für ihn selbstverständlich war. erst mühsam hinterfragen zu müssen. Nicht zu wissen, wie die Verkehrssysteme arbeiteten, die ihn schnell von einem Ort auf Rohalon zu einem weit entfernten bringen konnten, oder auch nur die Geräte zu bedienen, die das Leben erleichterten und Freiräume für künstlerische Betätigung schufen. Er wusste alles, was irgendeine seiner Ahn-Truhen hinzugelernt und weitergegeben hatte - so, wie er nun in den äußeren Staubgürteln hinzulernen würde.
„Du bist Aidon?" Die Truhen vor ihm waren abgefertigt worden, und nun stoppte ihn einer der Pilotenhelfer.
Trosh Nofham Aidon Kind des Urx Fathen Aidon Kind des Re Bort Aidon erhielt eine Kabine mittschiffs zugewiesen. Sie war eng, obgleich groß genug, um sich wohlig strecken zu können, ohne mit dem Leib oder den Armen irgendwo anzustoßen. Wer einmal für mehrere Wochen zwischen den Piloten eines Schleppers eingepfercht gewesen war, der wusste solche Räumlichkeiten als Luxus zu schätzen.
Trosh Nofham Aidon aktivierte den einzigen Bildschirm im Raum. Die Schwärmer hatten sich ausgebreitet, es schien, als würde Shadengar von roten Funken überschwemmt. Von einer Seite zur anderen schwappte diese quirlige Flut.
Die letzten Versorgungsschweber glitten soeben zur Seite.
Der Shagin hatte sich bereits vom Boden gelöst. Es war eine schwache, anfangs kaum wahrnehmbare Aufwärtsbewegung, die dennoch sehr schnell ganz Shadengar in den Erfassungsbereich der optischen Systeme geraten ließ.
Begierig nahm Aidon diesen Anblick in sich auf. Er sah die Stadtteile und die neu entstehenden Vororte von dichtem Blau umrankt. Zwischen ihnen - nur dann wahrnehmbar, wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte - die transparenten Röhren der Schnellverbindungen. Sie waren das modernste Stück Technik, das Charonii in den letzten zwanzig Jahren geliefert hatten.
Die Wasserläufe und weiter außen die großen Seen grüßten herauf und verschwanden schnell unter den ersten Dunstschleiern. Gedankenschnell verdichteten sich die
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