2317 - Arkons Fall
Gedanken. Sein Mehrzweck-Armbandgerät zeigte ihm an, dass auf seinem privaten Kanal ein Gespräch angekommen war. Aktakul nahm es in Empfang. Der Kanal war mehrfach gesichert, kodiert und verzerrt; selbst die Spezialisten des TuRaCel würden es nicht abhören, geschweige denn zurückverfolgen können.
Und das ist auch gut so, dachte er. „Ja?"
„Ka'Marentis, das von dir erwartete Objekt befindet sich im Anflug auf Urengoll."
„Verstanden. Informiert mich, sobald es gelandet ist." Er ließ den Kanal offen.
Noch ein Problem, das kurz vor seiner Lösung stand. Allerdings eins, das nicht das Geringste mit Technik oder Forschung zu tun hatte. Es würde ihn Zeit kosten, viel Zeit, mehrere Tontas, Zeit, die er eigentlich gar nicht hatte, doch er musste sich darum kümmern. Ein Freundschaftsdienst.
Und Selbstschutz ... „VRITRA", murmelte er und konzentrierte sich auf das jetzt anstehende Problem.
Die Testreihe war durchgelaufen. Er bereitete eine neue vor.
VRITRA-Geschütze kombinierten ähnlich wie das frühere Affengift des USO-Flaggschiffs TRAJAN oder die terranischen Dissonanz-Geschütze den Konstantriss-Nadelpunkt-Modus mit einem Intervallstrahl. Aktakul ging dabei vom Prinzip intermittierender überlichtschneller Abstoßfelder aus. Exakt gesteuerte und eng gebündelte Hyperfelder deformierten beim Auftreffen auf ein Ziel dasselbe mit hypermechanischer Wirkung unabhängig von der Materialfestigkeit. Nahezu jedes bekannte Material wurde förmlich zertrümmert, als sei es zwischen Hammer und Amboss eines Riesen geraten.
Solche Waffensysteme hatten zwar einen extremen Energiebedarf, gestatteten dafür aber Kernschussweiten von maximal drei Millionen Kilometern. HÜ-Schirme durchdrangen sie problemlos, und unterhalb einer Kernschussdistanz von etwa 1,5 Millionen Kilometern boten auch Paratronschirme nur wenig Widerstand oder wurden direkt durchdrungen.
Die hyperenergetischen Felder der Röhrenfeldprojektion wurden dabei wie bei den Dissonanz-Geschützen nicht mehr nur linear projiziert; vielmehr beschrieben die Feldlinien der Röhrenwandungen Korkenzieherspiralen, was ähnlich einem Bohrer die Schwächung des gegnerischen Schutzschirms verstärkte. Darüber hinaus versuchte er, dem normalen Intervallstrahl UHF-Komponenten hinzuzufügen, um die Durchdringungs- wie auch Zerstörungskraft zu steigern.
Er seufzte leise. Bislang ließen die Erfolge allerdings noch sehr zu wünschen übrig ...
Die ersten Modifikationsreihen hatten die Geschütze bereits hinter sich, bevor sie auch nur die Montagehallen von Urengoll verlassen hatten. Noch glich keiner der zwölf Geräteblöcke von jeweils etwa zweihundert Metern Durchmesser - der Größe eines Schweren Kreuzers! - dem anderen.
In dieser Hinsicht hatte Aktakul den Eindruck, mit der Ankunft des plombierten KUM hätten die She'Huhan ihr Füllhorn über ihn ausgeschüttet. In einer ersten praktischen Experimentierphase hatte er festgestellt, dass seine Arbeit tatsächlich Sinn ergab. Immerhin konnte er nun messen, was er im UHF-Bereich der Hyperstrahlung durch den Einsatz VRITRAS anrichtete. Wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte, musste er sich nicht mehr darauf verlassen, aus blanker Theorie Dinge zu errechnen, die möglicherweise zutrafen. Das verschaffte ihm einen nicht zu unterschätzenden Vorteil.
Noch einige wenige experimentelle Testreihen, und er konnte praktisch tätig werden, die gewaltigen Geräteblöcke in Raumschiffe einbauen und außerhalb der Systemgrenzen Feldversuche durchführen.
Er würde mit Robotern besetzte Schlachtschiffe anfordern, die neuesten Modelle, reale Gefechte inszenieren und dabei unschätzbar wertvolle Daten gewinnen, auf denen man aufbauen konnte, um VRITRAS noch wirksamer zu machen.
Vor ihm flimmerte ohne Vorwarnung die Luft, und ein Hologramm bildete sich.
Zuerst zeigte es lediglich das Synchronsystem der drei Arkonwelten, doch Aktakul wusste sofort, wer ihn da zu sprechen verlangte. Nur einer hatte die Befugnis, hier in seinem ureigenen Heiligtum praktisch unangemeldet zu erscheinen, wenn auch nur als Hologramm.
Er unterbrach seine Arbeit und stand auf. Auch wenn der Imperator sein Freund war, musste er ihm mit dem nötigen Respekt begegnen.
*
Bostich nickte knapp. Im Gesicht des Imperators glaubte Aktakul eine ungeheure Anspannung zu erkennen. Irgendetwas, von dem er noch nicht erfahren hatte, musste in den letzten Tontas geschehen sein. „Die Zeit der Experimente ist zu Ende."
Bostich verzichtete auf
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