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2319 - Die Siedler von Vulgata

Titel: 2319 - Die Siedler von Vulgata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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richtete sich auf. Er verzog das Gesicht. Nein, so ging es nicht, sein Gesäß tat höllisch weh in dieser Stellung.
    Vorsichtig bettete er sich auf die Seite. „Es ist die Schuld des Patriarchen", sagte er. „Er hält uns in Unmündigkeit. Ich habe gehört, was die Besucher Kantur Gotha angeboten haben. Sie hatten Maschinen in ihrem Kugelschiff! Sie wollten uns lehren, wie wir zu Wohlstand kommen. Er aber hat ihr Angebot abgelehnt."
    Die Siedler heulten auf vor Wut. „Warum?
    Warum?", riefen sie. „Hier trennt uns eine Testamentsgrenze", fuhr Arrick fort. „Wir sind ein zweigeteiltes Volk, nur beim wöchentlichen Einkauf dürfen wir miteinander sprechen. Ich frage euch, gibt es diese Grenze da oben im Weltall auch?
    Reicht sie hinauf bis zu den Sternen?"
    Er hasste es, dass seine Stimme so kläglich klang, kindlich fast noch. Aber die anderen schien es nicht zu stören. „Nein, sage ich!" Ein junger Kerl sprang vor. „Und dass wir nichts erfahren aus der Galaxis, das ist ebenfalls ein Unding! Ich fordere regelmäßige Wissensabende, besonders für die Jungen. Ich will lernen, was es da oben gibt bei den Sternen, ob die Menschen noch weitere Planeten besiedelt haben und warum manche von den Besuchern so groß waren und andere so klein."
    „Ich will Erntehilfen", sagte eine Frau. „Das gibt es sicher. Wenn diese Terraner durch das All fliegen können, können sie auch ein Feld ernten mit ihren Maschinen."
    „Vielleicht können sie sogar Krankheiten heilen?" Ein Mütterchen sah mutig in die Runde. Es hielt eine verkrüppelte Hand vor seinen Bauch. „Sie wissen so viel, warum sollten sie nicht Kräuter kennen, von denen wir nie gehört haben?"
    Der ältere Mann wiegte den Kopf. „Wir dürfen uns nicht so erhitzen. Mit Bedacht müssen wir handeln. Niemals wird der Patriarch solchen Forderungen nachgeben.
    Wir müssen mehr werden, ehe wir uns an ihn wenden. Wenn die halbe Bevölkerung Vulgatas hinter uns steht, wird er uns anhören. Bis dahin sollten wir im Geheimen Kraft ansammeln."
    Arrick hatte plötzlich wieder das Gesicht der schönen Frau vor sich. Gothas Ehefrau konnte sie nicht sein, dafür war sie viel zu jung. Also eine seiner Töchter? Sie zeigten sich nicht oft in der Öffentlichkeit, die Töchter des Patriarchen.
    Wenn Arrick mit ihm zusammenarbeitete, wenn er tatsächlich die Unzufriedenen auslieferte. würde er dann das sanfte Gesicht wiedersehen? Er wäre wichtig für die Familie Gotha, er hätte Aussichten.
    Erschrocken dachte er: Terbo ist darunter, alle meine Freunde sind dabei, sollen sie sterben? Und die anderen, die Männer und Frauen, die mich aufgepäppelt haben nach der harten Bestrafung - haben sie etwa den Tod verdient?
    Andererseits: Er hatte sowieso keine Wahlmöglichkeit. Erschien er in dieser Nacht nicht im Haus Offenbarung, würde der Patriarch ihn suchen, und er würde ihn finden, wo er sich auch versteckte, und ihn töten. Ihn, Arrick, traf keine Schuld! Er handelte unter Zwang, die Verantwortung lag bei Kantur Gotha. „Wir sehen uns wieder, unter diesem Baum, morgen Abend", sagte er. „Sprecht bis dahin mit niemandem über das, was sich hier zugetragen hat.
     
    5.
     
    Als es dunkel geworden war und Vanga, der Mond, als silbrige Scheibe über der Siedlung stand, als man nur noch das Grasrupfen der Ziegen hörte und das Knarren der Mühle, da klopfte Arrick an die Tür des Patriarchenhauses.
    Er sah sich hastig um. Es genügte, wenn einer aus dem Fenster sah. Die Fackeln, die das Haus Offenbarung umringten, leuchteten hell. Sie zeigten: Arrick Aargrefe besucht den Patriarchen, um seine Freunde zu verraten.
    Die Tür öffnete sich. Arricks Knie schmolzen wie Wachs. Im Türrahmen stand die junge Frau. „Du bist das", sagte sie. „Was willst du?"
    „Ich möchte ..." Seine Stimme versagte. „Zu Kantur Gotha möchte ich." Er war kleiner als sie. Bei Elis Bart, warum konnte er nicht einen halben Kopf größer gewachsen sein?
    So schaute sie auf ihn herab wie auf ein jüngeres Geschwisterkind. „Mein Vater ist jetzt nicht zu sprechen."
    Hinter ihr erklang die Stimme des Patriarchen: „Murielle, lass ihn rein!"
    Murielle hieß sie. Noch nie hatte er einen schöneren Namen gehört. Er passte zu ihr, er passte fabelhaft.
    Sie zog ihn herein und schloss hinter ihm die Tür. „Du hast es doch gehört", sagte sie, „also steh nicht herum und starre Löcher in die Luft."
    Ob sie ebensolche Wunderkräfte besaß wie ihr Vater? Selbstbewusst war sie jedenfalls, als hätte sie ein

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