2320 - Terra im Psi-Schauer
mentalen Energien aufzusaugen wie ein Schwamm, sondern sie auch zurückzuführen. Zwölf Schohaaken reichen allerdings kaum aus. Wir brauchen alle. Und sie müssen ständig hier sein."
„Ich kümmere mich darum", sagte Mondra. „Und zwar so schnell wie möglich. Trim Marath und Startac Schroeder werden kommen und aufpassen, dass euch nichts geschieht. Zwei Fragen aber habe ich noch. Stört die Ankunft des Nukleus die Abwehrmaßnahmen Terras oder bringt sie gar zum Erliegen?"
Fawn lachte. „Da sie nicht psionischer Art sind, kann ich das guten Gewissens verneinen."
„Wenn der Nukleus hier wieder entstanden ist, kocht er dann sein eigenes Süppchen auf Kosten der Menschheit?"
„Aus dir spricht die Skepsis des TLD-Chefs Residor. Ich verstehe die Bedenken, weise sie aber guten Gewissens zurück.
Der Nukleus hat nicht vor, eine Konkurrenz zu den Menschen zu werden.
Wir sind selbst Menschen."
Seltsame Assoziationen schlichen sich in Marcs Bewusstsein, die Erinnerungen an die Vorgänge in der Charon-Wolke kehrten zurück, die er in den vergangenen Tagen verdrängt hatte. „Da ist etwas, woran noch niemand gedacht hat, Fawn. Ich fürchte, es wird nicht zu einer Manifestation des Nukleus auf Terra kommen. In der Dunkelwolke hat meine Fähigkeit die Kräfte der Strukturpiloten blockiert. Man musste mich deshalb für etliche Tage in Tiefschlaf versetzen. Hier und jetzt ist das unmöglich, denn du brauchst meine Kraft, um zu existieren."
„Du denkst, deine Fähigkeit wirft alle mentalen Kräfte der Monochrom-Mutanten verstärkt zurück und bringt ihnen den Untergang?"
„Und wenn das nicht alles ist? Wenn dadurch sogar Terra selbst in Gefahr gerät, zerstört zu werden?"
Zwischenspiel 4 Wallis schimpfte seit Wochen ununterbrochen. Erstaunlicherweise traf es nicht die Nachbarn, die waren das schon gewohnt und wunderten sich nur über seinen Sinneswandel. Wallis schimpfte über NATHAN, die Superpositronik auf dem Mond. Er nannte sie Blecheimer und Müllhaufen, und er hatte noch eine ganz besondere Unart. Wallis gehörte zu den reichen Farmern, die Handel mit Olymp und anderen Welten trieben und acht Ernten im Jahr einfuhren, verteilt auf mehrere Felderstockwerke.
Wallis ließ das ganze vertrocknete Zeug in Container verladen, die er mit einem Charterschiff nach Luna zu NATHAN schickte. Vertrocknete Ernten, Millionen von Tonnen von Millionen von Quadratkilometern.
So ähnlich zumindest.
Wallis trat in allen Medien auf, und er führte Reden. Umfragen ergaben das Übliche. Wäre am nächsten Tag Parlamentswahl gewesen, Wallis hätte man zum Ersten Terraner gewählt, und er hätte sich anschließend zum Terranischen Residenten ernannt.
Aber selbst wenn morgen Wahl gewesen wäre, sie wäre anders ausgegangen, denn die meisten Menschen hatten keine kanadischen Probleme, die sich in einer einzigen Schlagzeile zusammenfassen ließen.
Dürre, Dürre, Dürre.
Seit Wochen fehlte der kanadischen Tundra der Regen. Der Sommerweizen vertrocknete auf halbem Weg, der Herbstweizen keimte nicht, den Winterweizen brauchte man erst gar nicht zu säen, und der Eisweizen ging kaputt, weil den Setzlingen in den Gewächshäusern das Wasser fehlte.
Natürlich hatte es früher schon lange Trockenperioden gegeben, NATHAN hatte das immer ausgeglichen. Oder man hatte Handel mit Olymp getrieben und von dort importiert. Theoretisch war das nach wie vor kein Problem, eine Bestellung über die Hyperfunkstrecke ging schnell, die Bestätigung traf innerhalb von Stunden ein. Aber der Transport dauerte.
Deshalb schimpfte Wallis und drohte an, eine Schrottpresse für NATHAN bauen zu lassen und die Regierung auf Schadenersatz zu verklagen. NATHAN wandte sich öffentlich und persönlich an ihn, wies auf die vielen Einschränkungen seiner Funktionen hin, aber das machte Wallis nur noch wütender.
Schlimm wurde die ganze Sache aber erst, als die Polizei bei Wallis eindrang und ihn kurzerhand zerlegte.
Es handelte sich um einen Roboter, und hinter der ganzen Angelegenheit steckte ein geltungssüchtiger Medienzar namens Danilor Baron Whistler. Als dieser persönlich in Erscheinung trat, um die Einzelteile seines Roboters abzuholen, und ein werbewirksames Interview geben wollte, tauchten aus heiterem Hitzehimmel Gewitterwolken auf. Es donnerte und blitzte, schlug an mehreren Stellen ein, bis das gesamte Lager von Wallis in Flammen stand.
Ein Wolkenbruch ging nieder, löschte das Feuer und brachte der gesamten Tundra Kanadas den ersehnten Regen.
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