2320 - Terra im Psi-Schauer
ausblendete.
NOAH meldete sich. „Es ist kein Dunkelfeld in der Nähe. Der Liga-Dienst schließt jedoch die Terminale Kolonne als Urheber nicht aus."
„Und was sollen wir tun?" Wulf Shain stand ein wenig verloren im Korridor. „Auf den nächsten Besuch warten?"
Darauf wusste weder die Positronik noch de Gruyter eine Antwort
2.
Liebe konnte grenzenlos sein, das hatte Marc in diesen wenigen Tagen begriffen, in denen er mit Fawn zusammen war.
Richtig zusammen, nicht ab und zu ein paar Minuten in einer Cafeteria oder im Trubel einer Menschenmenge. Endlich!
Damals im Februar war er vor Sehnsucht fast geschmolzen, und in den Monaten danach hatte er mehr unter der Trennung gelitten, als er sich eingestehen wollte.
Noch immer besaß ihre Zweisamkeit etwas von einem seltsamen Traum. Fawn schwebte vor ihm her. Dabei bewegte sie die Beine, als ginge sie tatsächlich. In Wahrheit schwebten ihre Schuhe bei jedem Schritt eine Winzigkeit über dem Boden, kaum wahrnehmbar für das menschliche Auge.
Ihre Bewegungen und die knabenhafte Figur verliehen Fawn etwas Unbekümmertes. Während Marc schneller ging und versuchte, mit ihr Schritt zu halten, dachte er darüber nach, wie ihr damals zumute gewesen sein mochte, als die Monochrom-Mutanten in SEELENQUELL aufgegangen waren. Ein junges Mädchen von neunzehn Jahren, das seine körperliche Existenz aufgab und sie gegen etwas tauschte, wovon sie vielleicht nur eine vage Ahnung hatte.
Marc gestand sich ein, dass er viel zu wenig um die damaligen Vorgänge in Para-City wusste. Er hätte Fawn nur zu fragen brauchen. Aber eine innere Stimme sagte ihm, er solle besser nicht an diesen Erinnerungen rühren, die Vergangenheit ruhen lassen und nur an die Zukunft denken.
An eine gemeinsame Zukunft ...
Marc kämpfte gegen die Erinnerung, sie war stärker. Wieder stiegen die Ereignisse der Monate Februar und März vor seinem inneren Auge empor. Fawn war in die Solare Residenz gekommen, um die Menschheit vor der Terminalen Kolonne zu warnen. Sie hatte Probleme gehabt, ihre Gestalt zu manifestieren. Es war ihr erst gelungen, nachdem sie Marc gefunden hatte.
Von diesem Zeitpunkt an war nichts mehr in seinem Leben so gewesen wie vorher.
Die Entführung durch den Dualen Kapitän, die Entdeckung seiner eigenen Fähigkeit der Psi-Korrespondenz, die enge Zusammenarbeit mit Gucky in HWG-O1 auf Luna, die Reise zur Charon-Wolke und die Abenteuer dort, all das hatte ihn in einen Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit versetzt. Manchmal hatte er sich im Spiegel angeschaut und sich gefragt, ob das wirklich er selbst war oder ein Phantom wie Fawn - passten sie nicht wunderbar zusammen?
Fawn Suzuke blieb plötzlich stehen. Er riss die Arme empor, wollte sich abfangen und gleichzeitig ausweichen. Er streifte das Mädchen, keuchte erschrocken, denn er spürte keinerlei Widerstand.
Sie ist immer noch nicht stabil genug, dachte er in Panik. Er taumelte an ihr vorbei, fand mühsam sein Gleichgewicht wieder.
Fawn musterte ihn belustigt. „Hast du es aber eilig!"
Marc wollte etwas entgegnen, aber unter dem durchdringend sezierenden Blick Mondra Diamonds schluckte er die Antwort hinunter.
Bewaffnete in den Uniformen der LFT bewachten den Ausgang. Man hatte sie informiert. Sie ließen die drei ohne Kontrolle passieren. Was hätten sie bei Fawn auch kontrollieren sollen? Ihren Gesichtern nach empfanden sie Erleichterung, das seltsam, halbstoffliche Gespenst nicht anhalten zu müssen.
In die Schleuse wehte kräftiger Wind.
Draußen zerrte er an den Haaren und der Kleidung. Marc stemmte sich verblüfft gegen die starken Böen, die ihn packten. Er folgte Mondra, die zielsicher auf ein Fahrzeug zusteuerte.
Es handelte sich um einen Kombigleiter mit Fahrgastzelle und Frachtraum sowie zwei seitlich angeflanschten Gravojet-Innenstromtriebwerken, die den Hauptantrieb und die Kombination aus Antigrau und Prallfeld ergänzten. Zwei ausladende Flügeltüren schwenkten nach oben, damit die Ankömmlinge einsteigen konnten.
Fawn blieb unschlüssig stehen. „Er ist hoffentlich schnell genug!"
Marc nickte hastig. „Der Capella G3 zählt zu den schnellsten Gleitern, die wir auf Terra haben."
„Dann ist gut."
Er sah ihr zu, wie sie einstieg und in der zweiten Sitzreihe Platz nahm. Marc London wandte sich an die Staatssekretärin der LFT. „Übernimmst du das Steuer?"
Zum Zeichen des Einverständnisses senkte Mondra Diamond den Kopf. Ihn traf ein Blick aus grünen Augen, der ihn frösteln ließ. Ein
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