2321 - Schatten ÃŒber Halut
Lieber vernichten wir uns und unsere Welt!"
„Das werden wir nicht tun!", rief Icho Tolot. „Sobald wir kapitulieren, machen wir uns mitschuldig an dem, was danach geschieht. Das kann keiner von uns wollen. - Warum ziehen wir uns nicht zurück? In zwei, spätestens drei Tagen können wir die wichtigsten Einrichtungen des Planeten demontiert und in die Raumschiffe verladen haben. Danach werden wir gemeinsam Halut verlassen."
Es war still geworden. Beinahe schmerzhaft still nach den erregten Wortwechseln. „Warum ... und wohin ... sollen wir fliehen?" Aggressiv hallte die Frage durch die Schlucht. „Sind wir nicht mehr stark genug, um zu kämpfen? Hat unser Volk verlernt, wofür es erschaffen wurde? Wenn ich nur eine Hand voll Gegner - Mor'Daer, Ganschkaren oder wie immer sie heißen - mit in den Tod nähme, stürbe ich wenigstens zufrieden. Im Exil vermag ich nicht zu leben. Nicht, solange unsere Heimatgalaxis bedroht ist."
Einige hundert Haluter trampelten ihre Zustimmung. Aber der Lärm verstummte schnell, als Icho Tolot fortfuhr: „Ein Rückzug bedeutet nicht, dass wir uns künftig allem verschließen. Für mich heißt das vielmehr, aus dem Verborgenen heraus gegen TRAITOR vorzugehen."
„Und wohin ziehen wir uns zurück? Zum Planeten Terzrock in der Großen Magellanschen Wolke? Das war zur Zeit der Lareninvasion keine Entfernung. Aber nach dem Hyperimpedanz-Schock würden wir uns selbst ausschließen."
„Terzrock ist nicht relevant", sagte Tolot. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Terminale Kolonne den Planeten kennt. Über das Ziel muss ausführlich gesprochen werden."
Bewegung entstand am Rand der achttausend. Tolot sah, dass sich einer der Haluter erhob. Der Mann hatte sich von den anderen ein Stück weit abgesondert gehabt, aber jetzt überwand er seine Zurückhaltung. Er reckte die Fäuste. „Unser Volk braucht kein neues Ziel! Weil wir Halut nicht erneut verlassen werden.
Jeder Weg ins Unbekannte kann zugleich ins Verderben führen, und damit hätten wir nichts erreicht. Wir dürfen weder fliehen noch vor den Chaosmächten kriechen. Ich fordere die Entscheidung - und ich votiere für den Kampf gegen TRAITOR."
Der Mann war alt, wirkte allerdings keineswegs gebrechlich. Tolot glaubte, ihn zu kennen. „Sicher nennen Sie mir Ihren Namen", bat er. „Warum sollte ich ihn verschweigen, Tolot? Ich bin Cornor Lerz! Ich war damals auf Terzrock und habe erlebt, wie unsere Aggressivität anwuchs."
„Ich entsinne mich. Sie haben Ronald Tekener und Jennifer Thyron das Leben gerettet."
„Ich erinnere mich ebenso, so alt bin ich nun auch wieder nicht, Icho Tolot, allerdings wird die Zeit, die mir bleibt, kürzer sein als jene, die bereits hinter mir liegt. Etliche von uns waren auf Terzrock dabei, auch auf anderen Exilplaneten wie Halutokoor und Halpat. Warum sollen wir erneut fliehen? Wo können wir vor der Terminalen Kolonne TRAITOR wirklich sicher sein? Die Chaosmächte werden die anderen Galaxien ebenso heimsuchen.
Sollen wir das Schicksal Heimatloser erleiden, ruhelos, gejagt, eines Tages gehasst und schließlich von der Geschichte vergessen? Dafür werden wir uns selbst verachten. Ich habe stets zu den Gemäßigten unseres Volkes gehört - trotzdem stimme ich heute für den Kampf."
Zustimmung, aber auch betretenes Schweigen antwortete Cornor Lerz.
Augenblicke später ergriff er wieder das Wort. ,„Ich wundere mich, warum niemand nach dem Naheliegenden fragt", stellte er fest. „Diese Abstimmung ist eine Farce. Unser Volk zählt offensichtlich zu den Ressourcen, was immer damit gemeint sein mag. Also wird niemand in dem Kolonnen-Fort tatenlos zusehen, wie wir Halut verlassen. Dann werden wir ohnehin zu einem Kampf gezwungen."
Cornor Lerz hatte Recht. Genau diesen Einwand erwartete Icho Tolot seit geraumer Zeit. Aber er wäre niemals in die Prismatische Senke gekommen, hätte er nicht seinen zeitlichen Wissensvorsprung genutzt, um das Problem von allen Seiten anzugehen. „Weder das Kolonnen-Fort noch das Chaos-Geschwader werden unseren Aufbruch verhindern können!", rief er. „Und wenn Sie sich irren, Icho Tolot?"
„Dann werde ich als einer der Ersten den Tod finden."
*
„Zwei bis drei Tage ...", wiederholte Yusko Banis mehrere Stunden später, als Icho Tolot mit ihm und einem Dutzend führender Persönlichkeiten im Kontrollgebäude des Raumhafens zusammentraf. „Ich bezweifle, dass die Hälfte dessen zu schaffen ist, was wir uns vorgenommen haben."
„Fast dreitausend
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