2325 - Der verbotene Krieg
euch ein paar Kolonnen-Motivatoren zu schicken."
Fylynder Veyt straffte sich und schritt Trester entgegen. „Du hast uns kämpfen sehen. Wir brauchen keine zusätzliche Motivation. Wir schäumen über vor Kampfesgeist."
„Es ist die falsche Motivation. Ihr setzt eure überschüssige Energie für falsche Ziele ein."
Die Antwort kam so klar, so entschieden, dass Veyt für einen Moment sprachlos war. „Wir sollten uns eingehend darüber unterhalten", sagte Veyt schließlich. „Vielleicht finden wir einen gemeinsamen Nenner."
„Das ist nicht die Aufgäbe eines Kommandanten des Kolonnen-Forts. Warte ab, Marschall Veyt. Bald wirst du mir zustimmen."
„Hypnose? Dagegen bin ich immun."
Er log, aber das konnte der Mor'Daer nicht wissen.
Trester wandte sich um und ging hinaus. Er kümmerte sich nicht darum, ob der Gataser ihm folgte oder ihn gar von hinten ansprang.
Natürlich werde ich überwacht, sagte Fylynder Veyt sich. Sie würden niemals zulassen, dass ich ihren Kommandanten töte.
Trester verschwand nach draußen.
An seiner Stelle trieb Nebel herein, ein Gas womöglich. Doch dieser Nebel hatte ... Form. Veyt unterschied vier verschiedene Wolken, diffuse Gebilde von ungefähr der Größe eines Jülziish und einem ebensolchen Durchmesser. Sie trieben auseinander, schwebten an beiden Seiten die Wand entlang und hielten auf die Gruppe der Minister und des Regierungschefs zu. Eine weitere Schwade trieb herein und näherte sich Fylynder Veyt, um den sich seine Offiziere scharten.
Aus dem Innern der Nebelschwaden glühte es dunkelrot. Bisher hatte Fylynder Veyt an ein Gas gedacht, an ein chemisches Mittel, mit dem die Mor'Daer sie beeinflussen wollten. Jetzt begriff er in winzigen Schritten, worum es sich tatsächlich handelte. Die Bewegungen der Sphären, das Wabern - es war das Leben in diesen Erscheinungen. Ätherische, nicht fassbare Lebewesen ohne Mund zum Sprechen, ohne Ultraschallorgan, um sich Jülziish verständlich zu machen, die nicht hörten, was die Soldaten einander zuflüsterten, all das war in Veyts Bewusstsein plötzlich gegenwärtig. Sein Staunen über diese Wesen verwandelte sich innerhalb weniger Atemzüge in Euphorie, wie er sie früher höchstens bei den Erzählungen über den Tlyünosmun empfunden hatte.
Und plötzlich verstand Fylynder Veyt die Motivation all dieser Wesen, die für die Terminale Kolonne TRAITOR arbeiteten. Er spürte etwas von dem kosmischen Hauch und der Bedeutung für die Ewigkeit, die ihr Tun mit sich brachte.
Mit diesen Gedanken kam sein Verständnis für die Vorgehensweise TRAI-TORS. Ein solches Vorhaben musste die Kräfte ganzer Galaxiengruppen bündeln und auf ein gemeinsames Ziel hinlenken.
Sie, die Jülziish im Reich der Gataser und auch alle Brudervölker, durften daran teilhaben.
Erneut öffnete sich die Tür. Trester kam herein, diesmal begleitet von Angehörigen anderer Völker, deren Namen er noch nicht kannte. „Wir heißen euch willkommen und freuen uns, in euch wahre Freunde in dieser fremden Galaxis gefunden zu haben", verkündete der Kommandant. „Bitte begleitet mich. Ein Traitank bringt euch zurück nach Gatas, damit ihr eure Regierungsgeschäfte weiterführen könnt und damit die Kräfte der Raumflotte auf das neue Ziel hin konzentriert werden."
„Wir danken dir", antwortete Fylynder Veyt im Namen aller Gataser. Als er Stunden später seinen Fuß auf den Raumhafen setzte und daran dachte, bald wieder bei seinen Familien sein zu können, erfüllten ihn Wärme und Genugtuung.
So wendete sich doch alles zum Guten. Von heute an würde er noch intensiver als bisher mithelfen, sein Volk zu schützen.
Der Krieg aber war vorbei.
*
Fylynder Veyt verhielt mitten im Schritt. Er sah einen Jülziish in grünem Anzug, der lässig an einer Säule lehnte und auf jemanden zu warten schien. Der Marschall musste sofort an das Foto denken und auch, an Miinzysh, den Agenten.
Veyt bewegte sich langsam rückwärts, verschwand im Schatten des Gebäudes und drückte sich in eine Nische. Hastig huschten seine Fingerkuppen über das Komgerät am Handgelenk. „Fremder Agent identifiziert", flüsterte er. „Ich sehe soeben den Kerl, hinter dem die Neunzehnte Vorsicht seit Wochen her ist. Ich bin mir ganz sicher, er ist es."
„Zieh dich zurück, bring dich in Sicherheit", lautete die Botschaft aus der Einsatzzentrale.
Fylynder Veyt folgte der Aufforderung. Es gab Wichtigeres für ihn zu tun, als sich selbst an der Jagd auf dieses Wesen zu beteiligen.
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