2325 - Der verbotene Krieg
Zwang der Ereignisse zum Transporter degradiert, der Ersatzteile zu einer nahen Industriewelt brachte. Natürlich sahen die Kämpfer der Terminalen Kolonne, dass es sich um ein Kriegsschiff handelte. Die Zeichen der Bewaffnung ließen sich auf der Oberfläche des Schiffes nicht verbergen. Aber niemand fragte, niemand kontrollierte.
Dann hätten sie es bei allen anderen Schiffen auch tun müssen, die derzeit im Verth-System unterwegs waren, mehr als 40.000 Einheiten.
Veyt blieb ebenso wie seine Soldaten misstrauisch. Noch konnte ein Traitank längsseits kommen und sie zum Stoppen auffordern. Sie hätten sich kaum widersetzen können, ohne das Leben aller Insassen zu riskieren.
TRAITOR ließ sie in Ruhe. Auf die Sekunde genau wechselte die VIITAGA in den Linearraum und machte sich auf den Weg. Drei Etappen führten sie zu dem angeblichen Ziel, von dort ging es in weiteren vier zu einer schwach frequentierten Region in sechshundert Lichtjahren Entfernung. Ein letztes Linearmanöver brachte das Schiff schließlich ans Ziel. Von Gatas lag das Altersheim 463 Lichtjahre entfernt in Richtung galaktischer Randzone.' Veyt kannte Ghüytty von den Bauplänen her, aber die anderen Insassen seines Schiffes hatten die einsame Raumstation noch nie gesehen, die früher in Prospekten als „Lüftyüz pyyr Snümid" angepriesen worden war.
Die Station ähnelte einem riesigen Balkon, den jemand mitten ins Nichts gesetzt hatte. Fylynder Veyt konnte sich gut vorstellen, dass er zu einem Gebäude gehörte, das in einer Hyperraumnische stand und nur durch eben jenen Balkon mit dem Normalraum verbunden war.
Eine halbe Million alte Jülziish verbrachten hier ihren Lebensabend, zu gleichen Teilen alte, kranke und alleinstehende Künstler und Angehörige der Raumflotte, die zeit ihres Lebens keine Zeit für die Gründung einer eigenen Familie gehabt hatten. Ihre Verwandten bezahlten ihnen einen Aufenthalt in diesem Heim, als kleine Entschädigung.
In den Familienverbänden hätten die Einzelgänger ohne Nachkommen nur gestört. Veyt hielt das für Unsinn, aber noch keine Regierung hatte es geschafft, ihn aus den Köpfen der Bevölkerung herauszuprügeln. „Wir docken unmittelbar auf dem obersten Plateau am hinteren Ende des Balkons an", verkündete Veyt, während das Schiff mit starken Werten verzögerte und gleichzeitig in den stellaren Nahbereich ortete, ob man möglicherweise heimliche Beobachter hatte. „Willkommen im neuen Heim. Das Zentrum der Station ist autark. Niemand wird von unserer Anwesenheit erfahren."
*
Hyratiüt erwartete ihn schon, als er Tage später übermüdet aus der Schleuse wankte und in den freien Sessel des Schwebers sank. „Schlechte Nachrichten", zirpte der Adjutant zaghaft. „Schlechte Nachrichten", antwortete der Marschall ebenso leise. „Am besten fange ich an."
Seine schlimmsten Befürchtungen - eine Mischung aus Funkmeldungen und persönlichem Besuch der Schauplätze - hatten sich bestätigt. Alle wichtigen Völker der Jülziish standen unter der Kontrolle TRAITORS, darüber hinaus hatte die Terminale Kolonne im Randbereich der Eastside ihre Forts bei Akon, bei den Báalols im Aptut-System, nahe der Provcon-Faust, im Ayc-Tohotche-System der Cheborparner sowie beim Ketai-Dunst und der Grymrel-Wolke stationiert. Damit degradierte TRAITOR das gesamte Jülziish-Universum zur Bedeutungslosigkeit. Den Völkern mit nennenswerten Raumflotten waren die Kanonen versiegelt, die anderen würden versuchen, im Schatten der Bedeutungslosigkeit ihr eigenes Süppchen zu kochen. „Und du?", fragte Fylynder Veyt. „Was weißt du zu berichten?"
„TRAITOR kennt den Standort Ghüyttys."
Der Marschall griff sich an den Kopf.
Hätte er ihn nicht gestützt, wäre er vermutlich heruntergefallen und vom Hals gerissen, so stark war die Schrecklähmung der Muskulatur, die den Gataser befiel. „Das kann nicht sein", schrillte er in höchstem Diskant. „Niemand weiß es, niemand verrät es."
„Und doch ist es so."
Veyt warf sich vor Verzweiflung im Sessel hin und her. „Dann hat TRAITOR Spione auf Gatas. Sie infiltrieren alles, sind vermutlich bis in die Neunzehnte Vorsicht vorgedrungen. Der Geheimdienstchef muss gewarnt werden."
„Das ist schon geschehen, ein Agent auf Gatas hat das übernommen."
„Fahr schneller!" Er konnte es kaum erwarten, bis sie endlich die abgeschirmte Zone erreichten und er sich über Funk mit der Zentrale in Verbindung setzen konnte. Sie hatten nur zwei Möglichkeiten. Ein
Weitere Kostenlose Bücher