2327 - Risikoplan Charlie
endgültig unterwegs.
*
Er betrachtete den Himmelskörper auf dem Holo. Nur ein Klumpen Dreck, dachte er.
Kein Mond oder Planet, lediglich ein Asteroid von etwa 600 Metern Länge. „Wir werden Asteroid Charlie in fünfzehn Minuten erreichen." Kommandant Abertin stand am Rand des Zentrale-Podests. In dem Saal von 15 Metern Höhe und einem Bodendurchmesser von 50 Metern herrschte ungewohnte Stille. Im umlaufenden Bereich der Außenrundung versahen mehrere Dutzend Besatzungsmitglieder an Vorrangpulten ihren Dienst. Die Stationseinheiten konnten bei Vollalarm mit Dreifachbesetzung belegt werden.
Rund zehn Meter durchmaß der Hauptprojektionsglobus, der den Asteroiden zeigte.
Danton nickte Abertin zu. Er saß direkt neben dem Kommandositz in einem ebenso ausgestatteten Sessel, dem Sitz für den Expeditionsleiter. „In der Feuerleitzentrale alles klar?"
„HÜ-Schirme und Paratronschirme auf Maximalleistung, Intervall- und KNK-Geschütze einsatzbereit. Ebenso die Minen ..." Major Hermon da Ariga, Leiter der Abteilung Bordwaffen, schwieg bedeutungsvoll. Nach der Kalibrierung der Waffensysteme durch die QuinTechs war die Leistungsfähigkeit der TRAJAN um ein Vielfaches erhöht. „Ortung negativ", meldete die auf Terra geborene Arkonidin Sevia, Stellvertretende Leiterin der Abteilung Funk und Ortung. „Wie wir es erwartet haben", sagte Abertin. „Mit einem Feindkontakt ist heute nicht mehr zu rechnen."
Danton nickte. Bisher verlief alles reibungslos. Er hoffte, dass es so bleiben würde. „Ich werde mir einen Kaffee genehmigen. Wir verfahren weiter nach Plan."
Mit Abertin hatte er einen fähigen Mann in der Zentrale. Eine kleine Auszeit würde ihm gut tun, bevor es dann losging und sie alle kaum noch Zeit zum Luftholen haben würden.
In der Cafeteria herrschte kaum Betrieb.
Die meisten Besatzungsmitglieder bereiteten sich auf den Einsatz vor. Bei einer Dreischichteinteilung war es kein Problem, das Innenleben der TRAJAN rund um die Uhr in Betrieb zu halten und auch im Notfall reagieren zu können.
Abertin gestattet sich keine Ruhepause, dachte Danton, während er an dem Kaffee roch. Er fragte sich, wie lange der Kommandant durchhalten würde, bis er sich von seinem Stellvertreter Kalle Esprot ablösen lassen würde. Wie er den Oberst einschätzte, würde er eher Aufputschmittel schlucken, um sich wach zu halten, als das Kommando zu übergeben. „So ein Zufall. Darf ich mich zu dir setzen?"
Danton schreckte aus seinen Gedanken hoch. Vor ihm stand Taura Frann, in beiden Händen ein Tablett. Sie sah müde aus; ihre Augen waren leicht gerötet. Das braune, schulterlange Haar trug sie nach hinten gebunden. Bei 10.000 Besatzungsmitgliedern kam es wirklich einem Zufall gleich, sich in einer Cafeteria zu begegnen.
Er deutete auf einen Stuhl. „Natürlich: Ich hoffe, du bist mit deinem neuen Arbeitsplatz zufrieden. Deiner Akte habe ich entnommen, dass du bislang hauptsächlich auf Hayok stationierst warst."
Sie setzte sich ihm gegenüber und lächelte. „Es ist ... interessant. Und bringt mich auf andere Gedanken."
Von dem Tablett duftete es köstlich. Roi wurde bewusst, dass er lange nichts mehr gegessen hatte. „Das freut mich. Deine Versetzung war Monkeys Idee. Er wollte deine Fähigkeiten als Wissenschaftlerin effizient einsetzen."
Die Lüge ging ihm glatt über die Lippen.
Sie lachte kurz auf. „Dass Monkey auch andere Gründe haben könnte, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Sicher hat er meine Zugriffsversuche auf MAJESTÄT bemerkt. Ich werde mir wohl noch ein Donnerwetter anhören müssen." Nervös spielte sie mit einem silbernen, herzförmigen Anhänger auf ihrer Brust, dem einzigen Schmuckstück, das sie sichtbar trug. Dann machte sie sich genüsslich über ihre Mahlzeit her.
Ihre unbekümmerte Ehrlichkeit überraschte Danton. „Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen. Unsere Mission gibt dir die Möglichkeit, dein Wissen für die USO einzusetzen. Damit kannst du dich rehabilitieren."
„Als würde es Monkey interessieren, dass ich gute Arbeit leiste. Nein, ich habe einen unverzeihlichen Fehler begangen und gegen geltendes USO-Recht verstoßen."
Sie beugte sich vor. „Aber wenn ich ehrlich sein soll ... das interessiert mich nicht. Quinto-Center bedeutet mir nichts mehr. Ich mache mir Sorgen um Raduk, doch niemand gibt mir Auskunft, und ich fühle mich allein gelassen."
Was sollte er sagen? Monkeys Phrase herunterbeten und hoffen, dass sie sie ihm ohne weitere Fragen abkaufte?
Weitere Kostenlose Bücher