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2331 - Die Eisstadt von Vaccao

Titel: 2331 - Die Eisstadt von Vaccao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wirkende Landschaft sich für den, der zu sehen verstand, ständig veränderte, und als Beispiel eine Eisbrücke angeführt, die seit ihrem letzten Besuch hier verschwunden war.
    Dao-Lin hatte diese Fähigkeit des Sehens offenbar nicht, oder aber - was sie für die wahrscheinlichere Erklärung hielt - seit ihrem letzten Besuch hier war nicht genug Zeit für solche Veränderungen vergangen.
    Oder hat es auch etwas mit meiner Trennung von Ronald zu tun?
    Sollte sie etwa froh sein, dass man ihr überhaupt eine Mannschaft und einen Kreuzer bewilligt hatte? Immerhin war sie noch Expeditionsleiterin, gleichberechtigt mit Tekener. Ihre latent vorhandenen, schwachen telepathischen und empathischen Fähigkeiten reichten nicht aus, um endgültig zu ergründen, wieso kaum einer der Leute seine Arbeit gern verrichtete. So als gehe es nicht mehr um die Sache, Sonnenlichtl8 und die Negasphäre, sondern nur noch um Personen...
    Man hat mich mit zweitklassigen Wissenschaftlern abgespeist, dachte die Kartanin wütend, um mir zu zeigen, was man von mir hält.
    Sie zwang sich zur Ruhe. Sie wusste selbst, dass sie ungerecht war. An Bord der SOL verrichten ausschließlich erstklassige Fachleute Dienst.
    Sie folgte der Hyperphysikerin zu der Konsole. Unwillig sah Marka Derust zu ihr auf. „Habe ich mich klar ausgedrückt?", fragte die Kartanin. „Ihr werdet sämtliche Untersuchungen wiederholen, die bisher im Zusammenhang mit der Eisstadt unternommen wurden. Sämtliche. Ihr werdet mit den Ortern und Hohlraumresonatoren der SOL-KR-116 nach verborgenen Räumlichkeiten suchen.
    Wenn ihr keine findet, werdet ihr seismische Sprengungen durchführen, natürlich, ohne die Eisstadt zu gefährden."
    „Ich habe schon beim ersten Mal verstanden", versetzte die Wissenschaftlerin kühl. „Und ich habe dir gesagt, was ich davon halte. Wenn du dir davon etwas versprichst ..."
    Dao-Lin schluckte ihren Zorn hinunter. „Wir bleiben in Verbindung. Sobald ihr etwas entdeckt, informiert ihr mich. Das gilt natürlich auch umgekehrt."
    Marka Derusts Blick verriet eindeutig, wie hoch sie die Wahrscheinlichkeit einschätzte, dass diese Möglichkeit eintrat.
     
    *
     
    Die Kartanin desaktivierte absichtlich den Visierfilter, der die blendende Helligkeit der Eiswüste gedämpft hätte. Sie wollte von Anfang an jedes Detail aufnehmen, wie es sich ihren Augen ohne technischen Support offenbarte.
    Gleißende Helligkeit, so weit das Auge reichte. Ein hundert Meter breites Plateau, dahinter mindestens ein Dutzend Eismassive, die ein Riese mit seiner Axt gespalten zu haben schien. Schrundige Wände, aufragende Zacken, bläulich weiß in der Kälte erstarrt für alle Zeit, auch wenn Fay-Vani-D'au über diesen Eindruck einer naiven Fremdweltlerin nur Hohn und Spott übrig gehabt hätte.
    Steil aufragende Eiswände, dann die Höhle und der vier mal vier Meter große Eingang, den die Techniker der SOL geschaffen hatten, schließlich der Korridor, der etwa 500 Meter schräg abwärts führte.
    Dao-Lin schob das Visier wieder hoch und schritt ruhig und bedächtig aus. Sie versuchte, alles so zu sehen, als erblickte sie es zum ersten Mal.
    Das lichte Gewölbe von fast einem halben Kilometer Durchmesser und 200 Metern Zenithöhe war noch immer atemberaubend. Sie ließ den Blick über das bläuliche Glasfasergewebe gleiten, das an der Decke hing. Die einzelnen Stränge reichten bis zur Oberfläche und transportierten von dort spärliches Tageslicht nach unten. Genauso hatten die Erbauer auch im Inneren für Illumination gesorgt.
    Die Kartanin drehte den Temperaturregler des Anzugs herunter, so dass sie leicht fröstelte. Dann blieb sie stehen, zog einen Handschuh aus und berührte die Wand neben ihr.
    Die meisten Oberflächen im Gewölbe erweckten den Eindruck, als wären sie von Eis oder von irgendeiner unbekannten Spezialbeschichtung überzogen, was den Ausdruck Eisstadt von Vaccao erklärte.
    Aber auch das dunkelrot schimmernde, subjektiv uralte Material, das sie von Sonnenlicht-18 her kannten, hatte beim Bau der Station vielfach Verwendung gefunden.
    Leise seufzend ging Dao-Lin weiter. Wo sollte sie anfangen zu suchen? Was suchte sie überhaupt? Die Eisstadt war vielfältig in Emporen und Viadukte gegliedert, Treppen führten auf- und abwärts. Von Galerien führten zahlreiche Zugänge in Nebengewölbe und Räumlichkeiten, die weichkantig wie von Wasser geschliffen wirkten. Die Bauten mitten im Gewölbe erinnerten sie an Altäre oder Hünengräber.
    Erneut blieb sie

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