2331 - Die Eisstadt von Vaccao
musste davon ausgehen, dass das SOS eines jener Diskusschiffe auf den Plan rufen würde, die sie beim Angriff auf Sonnenlicht-18 beobachtet hatten. Des Weiteren war es für ihn sehr wahrscheinlich, dass Raumschiffe, die mit der Negasphäre zu tun hatten, vom Hyperimpedanz-Schock nicht annähernd so stark behindert wurden wie die technisch „rückständigen" Solaner.
Solch einem Schiff war die SOL auf keinen Fall gewachsen.
Die Aussichten waren also alles andere als rosig. Die SOL mochte zwar in der Lage sein, mit ihrem Lineartriebwerk das Ultra-System zu verlassen, doch die Reichweite der Hawks ermöglichte es ihnen auf keinen Fall, von ihrer jetzigen Halo-Position aus die eigentliche Galaxis Hangay zu erreichen.
Es war wie verhext. Was nutzte es, Informationen zu erhalten, die man dann nicht weitergeben konnte?
Aber noch war es nicht so weit. Erst einmal mussten sie die Informationen haben, dann konnten sie weitersehen.
Bislang hatten sie nur ein Wrack, von dem sie nicht wussten, was sie darin erwartete.
Tekener wollte sich gerade bei dem Einsatzleiter erkunden, wie weit die Sicherung des Wracks gediehen war, als ihm klar wurde, dass er die wahre Bedeutung des Zeitpunkts des Notrufs noch nicht berücksichtigt hatte.
Der SOS-Ruf war kurz vor dem Zusammenstoß mit den Solanern ergangen.
Das bedeutete, dass der Empfänger des Funkspruchs nichts von der Rolle der Solaner beim endgültigen Ende des fremden Schiffes wissen konnte.
Tekener lächelte schwach.
So musste es auch bleiben. Für den Fall der Fälle durfte nichts darauf hinweisen, dass die Leute von der SOL die Besatzung des Wracks getötet hatten. Vielleicht war das eine Möglichkeit.
Er aktivierte einen Kanal. „Tekener an Einsatzkommando. Hinterlasst bei der Sicherung des Wracks möglichst keine Spuren, die auf unsere Anwesenheit schließen lassen. Lasst also kein Bonbonpapier oder so fallen."
Das würde auch für alle anderen gelten, die das Wrack untersuchten. Die Spuren, die sie hinterließen, mussten sie nach getaner Arbeit eben verwischen.
Und zwar gründlich.
*
„Herz eins schlägt noch stabil, Herz zwei wird erneut animiert!"
„Kreislaufinfusion auf Körpergewicht von einunddreißig Zentnern berechnet!"
„Dekompressionsspuren an Brust und linker Schulter, dazu Brandverletzungen ..."
Hery-Ann Taeg trat zwei, drei Schritte zurück, um die Exo-Mediker nicht zu behindern. Als Leiterin der medizinischen Abteilung hielt sie es für ihre Pflicht, nach Blo Rakane zu sehen, doch viel ausrichten konnte sie nicht. Hier waren Spezialisten gefragt.
Das Problem war nur, dass es normalerweise keine auf Haluter spezialisierten Exo-Mediker gab. Haluter waren mehr oder weniger unnahbar, hielten sich von den anderen galaktischen Zivilisationen fern. Und sie waren so gut wie niemals krank oder verletzt. Die dreieinhalb Meter großen schwarzen Riesen mit jeweils zwei Gehirnen und Herzen konnten den gesamten atomaren und molekularen Aufbau des Körpers strukturell so umformen, dass aus den Wesen aus Fleisch und Blut Gebilde wurden, die es in Härte und Widerstandskraft mit Terkonitstahl aufnehmen konnten. Sie konnten stundenlang im Vakuum überleben und selbst Felsen und harte Metalle dem organisch ü Konvertermagen zuführen und damit über längere Zeiträume hinweg überleben.
Sämtliche Haluter - bis auf eine Ausnahme. Blo Rakane, der sich schon durch seine weiße Hautfarbe von seinen Artgenossen unterschied und keine Strukturverhärtung beherrschte.
Die SUSHI hatte direkt den Hangar angeflogen, in dem Rakanes Haluterschiff ZHAURITTER stand. Es war nach dem Hyperimpedanz-Schock weitgehend funktionsunfähig, doch Rakane hatte in den letzten dreizehn Jahren alle ihm möglichen Optimierungen vorgenommen, so auch bei den für ihn optimierten Geräten der medizinischen Abteilung, die laut Auskunft von SENECA teilweise brauchbar waren.
Hery-Ann Taeg beobachtete, wie die Exo-Mediker Rakane mit Hilfe eines Antigravprojektors auf eine Trage aus der ZHAURITTER umbetteten. Sein riesiger Körper wirkte eingefallen und seltsam grau, wahrscheinlich wegen des Schocks und Blutverlusts. Ein Teil seines blauen Anzugs war weggefetzt worden, weitere Teile entfernten nun die Exo-Mediker.
Sein blauer Anzug... Rakane hatte ihr einmal anvertraut, dass er auf das traditionelle Rot verzichtet hatte, in das sein Volk sich normalerweise kleidete, weil er sich aufgrund seiner unterlegenen körperlichen Fähigkeiten nicht als Zielscheibe in Signalfarbe
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