2332 - Die Psychial-Werber
interessiertest. Ich hab's mir überlegt, nachdem ich miterleben musste, wie du dich gehen ließest." Er zog Alaska mit sich. „Lass uns ein paar Schritte gemeinsam gehen."
„Und deine Gruppe?"
„Ich kenne diese Leute nicht." Der Fremde lächelte und entblößte dabei eine fein geschliffene Kauleiste, die oben und unten von mehreren Lücken unterbrochen war. „Ehrlich gesagt wollte ich bloß deine Neugierde erwecken."
„Warum?"
„Um dich zu testen."
„Und? Bist du mit mir zufrieden?", fragte Alaska gereizt. „Ja", antwortete der Fremde schlicht.
Sie verließen die Hauptstraßen des Marktgeländes. Der Unsterbliche fühlte sich unwohl, während sie in langsamem Tempo dahinschlenderten. Der Alte war in der Tat gebrechlich. Es schien Alaska, als könnte er jeden Moment zusammenbrechen. „Ich vergaß, mich vorzustellen", sagte der andere, während er sich wieder einmal erschöpft an einer Zeltbahn abstützte. „Ich bin Xa-Va-Riin Qaar aus dem Volk der Artuchen. Ich reise von ...
Berufs wegen viel und bin mehr oder weniger durch Zufall hierher verschlagen worden. Du bist Alaska Saedelaere, nicht wahr? Ich kam gestern in der >Wippe< nicht umhin, deinen Namen zu hören."
Der Unsterbliche blickte irritiert beiseite, als Xa-Va-Riin Qaar seinen Namen nannte. Plötzlich lag eine neue Qualität in dessen Stimme. Eine Kraft, eine Macht, die ihm eine Gänsehaut über den Rücken rinnen ließ. „Du bist Empath", sagte er dem Fremden ins Gesicht. „Ich mag es nicht, wenn man versucht, mich zu manipulieren."
„Verzeih mir!" Xa-Va-Riin senkte den Kopf. „Es fällt mir nicht immer leicht, meine ... Begabung im Zaum zu halten."
Er verharrte für mehrere Sekunden in dieser Stellung. Schließlich richtete er sich abrupt auf. „Du bist ein interessantes Wesen. Ich glaube nicht, dass es ein ähnliches wie dich in Varratergir gibt."
„Ich stamme nicht aus dieser Galaxis", rutschte es Alaska heraus. Gleich darauf hätte er sich am liebsten in die Zunge gebissen - aber es war zu spät. Xa-Va-Riin Qaars manipulative Kräfte wirkten sehr subtil. Er benötigte offensichtlich keinen Blickkontakt, sondern arbeitete hauptsächlich mit seiner Stimme. „Interessant", murmelte der Artuche. „Ein Besucher aus einer fremden Galaxis, hm? Äußerst interessant."
Alaskas Ungeduld nahm zu. „Komm endlich zum Thema. Warum verfolgst du mich?"
Xa-Va-Riin schien kurz zu überlegen. „Nun, wie du sehr rasch festgestellt hast, besitze ich gewisse Fähigkeiten. Und als ich gestern - rein zufällig! - in diesem Wirtshaus saß und das Lokalkolorit auf mich einwirken ließ, spürte ich dich plötzlich."
„Mich? Aber wie ..."
„Lass es mich präzisieren: Unter deinem Gesichtsschutz steckt etwas Ungewöhnliches, das ich sehr gern sehen möchte."
„Ungewöhnlich?" Alaska lachte laut auf. „So kann man es auch formulieren.
Und du willst es dir ansehen?"
„Ich bitte dich darum. Erfülle einem alten Mann diesen Gefallen."
„Nein." Seine Antwort fiel schroffer und intensiver aus, als er es vorgehabt hatte.
Der Artuche schien nicht enttäuscht zu sein. „Warum nicht?", fragte er lediglich.
Er verwendete dabei seine empathische Stimme. Ein schmeichelnder, öliger, schleimiger Unterton klang mit, nur in Nuancen bemerkbar. „Es ... geht nicht", sagte Alaska, gegen den Drang, weiterzureden, ankämpfend.
Andererseits: Warum sollte er schweigen? Was konnte Xa-Va-Riin schon mit dieser Information anfangen? „Die Maske ist nicht zu meinem Schutz da, ganz im Gegenteil", brach es schließlich aus ihm heraus. „Sie bewahrt meine Umgebung vor mir! Der Zellklumpen, der sich über meine eigentlichen Züge gelegt hat ..." Und, leiser, fast für ihn selbst bestimmt: „Ich weiß nicht einmal, ob Leben in diesem Ding steckt oder ob es sich um einen pseudorealen Teil, um künstlich herangezüchtetes Gewebe handelt." Er seufzte tief. „Einerlei: Jedermann, der meinen ... Schmarotzer zu Gesicht bekommt, verliert den Verstand."
„Wirklich jedermann?"
„So ist es." Alaska beließ es dabei. Es war müßig, den Alten über Kosmokraten wie Hismoom oder deren Helfer wie Cairol aufzuklären, die wortwörtlich in anderen Sphären lebten und mit dem Fragment keinerlei Probleme hatten. „Wäre ich ein paar Jahrhunderte jünger, so hätte ich es auf einen Versuch ankommen lassen." Xa-Va-Riin neigte erneut den Kopf. „Als alter Mann denkt man über solche Dinge anders. Aber ich danke dir für deine Offenheit."
„Da gibt's nichts zu danken!", sagte
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