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2335 - Das Geheimnis der Enthonen

Titel: 2335 - Das Geheimnis der Enthonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Neuigkeiten und Erfahrungen ausgetauscht, bei Bedarf auch gemeinsame Projekte besprochen; alles rang- und zwanglos, in der individuellanarchischen Tradition der Geheimgesellschaft. Jeder Friedensfahrer konnte zu solchen Treffen einladen. Diese waren meist dazu gedacht, das nicht sonderlich ausgeprägte Wir-Gefühl zu stärken, und eher schwach frequentiert.
    Heute allerdings fand eine der überaus seltenen Vollversammlungen statt. Das Patronat selbst hatte diesen Termin anberaumt und die Botschaft übers Netz unserer Bahnhöfe in der gesamten Universalen Schneise verbreitet. Manche Friedensfahrer waren Wochen mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs gewesen, um rechtzeitig hierher zu gelangen.
    Entsprechend aufgeregt harrten alle im Rund der Dinge, die da kommen würden.
     
    *
     
    Der Revisor ist selbstredend ebenfalls bei der Versammlung zugegen. Denn neben seiner Aufgabe versteht er sich auch und vor allem als Friedensfahrer.
    Verkleiden muss er sich nicht. Es besteht keine Gefahr, dass ihn jemand als Revisor erkennt. Abgesehen von seinen wenigen treuen Androiden wissen nur der Patron und die Garanten um seine Identität und das Doppelleben, das er führt.
    Seit Jahren, Jahrhunderten, Jahrtausenden ...
     
    *
     
    Ein einzelner, wehmütiger Posaunenton erklang. Er wurde von einem Lichteffekt begleitet, einer Art fahlem Wetterleuchten, das aus dem Tunnel zu den Kavernen drang. „Sie kommen", brummte Auludbirst.
    Das westliche Achtel des Innenraums trug keine Plätze. Stattdessen befand sich dort ein breiter, von einem begrünten Flachdach verdeckter Zugang, der in die Kellergeschosse des Palais führte. In den Kavernen standen Transmitter, welche die Verbindung zum Orakelmond Norenor und zum. Geschlossenen Mond Rosella Enthon gewährleisteten.
    Das Raunen und Murmeln auf den Rängen verstummte schlagartig, als unter dem mit rostroten, spindelförmigen Bäumen bewachsenen Dach einige Gestalten sichtbar wurden. Eine davon ging, sehr langsamen, schleppenden Schrittes, weiter Richtung Bühne; die übrigen blieben im Schatten zurück. „Fincan Kaldori", sagte Auludbirst. „Der Sechste Garant."
    „Ich kenne ihn", gab ich flüsternd zurück. „Er hat mir bei meiner Initiation den Eid abgenommen."
    „Garant dafür, dass nichts weitergeht. Man könnte auch Schlafmütze dazu sagen."
    In der Tat wirkte der leicht vorgebeugt, mit Trippelschritten dahinschlurfende Enthone altersschwach, ja zerbrechlich; alles andere als agil oder energisch. Er trug eine Toga aus dunkelblauen, in der Taille gegürteten Stoffbahnen. Seine Hände waren von alabasterfarbenem Weiß, desgleichen der dürre Hals und das Gesicht, in das sich tiefe Furchen wie Wundmale eingegraben hatten. Dennoch strahlte es unantastbare Würde aus ... und zugleich grenzenlose Erschöpfung.
    Die Tribüne in der Mitte war von jedem Platz gut einzusehen. Zusätzlich entstanden jetzt über dem Mauerring Holofelder, welche vergrößerte Nahaufnahmen des Rednerpodests zeigten.
    Fincan Kaldori umklammerte mit schlanken, langfingrigen Händen das Pult, als müsse er sich daran festhalten. Seine blauschwarzen, schulterlangen Haare waren im Nacken zu vier Zöpfen gebunden. Mit Mühe richtete er sich zur vollen Größe auf. In den riesigen, nachtschwarzen Augen lag keine Spur von Glanz, bloß unendliche Mattigkeit. „Ich begrüße die Friedensfahrer, die aus den Weiten des Weltalls hierher geeilt sind, und erkläre die Vollversammlung unserer Körperschaft für eröffnet."
    Die Stimme des Garanten klang hell und, zumindest für meine Ohren, brüchig, kraftlos, steinalt. Doch sprach er gut akzentuiertes, makelloses Thonisch; außerdem trugen dezent eingesetzte Akustikfelder zur besseren Verständlichkeit bei. „Im Namen des Patronats danke ich euch allen für das zahlreiche Erscheinen. Viele haben die Strapazen weiter Anreisen auf sich genommen. Aus freiem Willen - wie ja die Gesamtheit der Gesellschaft der Friedensfahrer auf dem uneingeschränkt freien Willen jedes und jeder Einzelnen von euch - von uns - beruht. Wir dienen, weil wir dienen wollen, dem Leben an sich; nicht aber weltlichen Herrschern oder Höheren Mächten."
    Links von mir, wetzte Auludbirst ungeduldig auf seinem fetten Hintern hin und her. „Und Bla. Und Blö. Und Blörp."
    Seine abfälligen Äußerungen waren nicht weit zu hören, doch umso weiter zu riechen.
    Kaldori philosophierte noch eine Weile über Credo und Wertkodex der Friedensfahrer, wobei er sich die Sätze mit merklicher körperlicher

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