2336 - Das Wunder von Terra
Eine Aufgabe nach der anderen.
Er schleppte sich zum Trainingsplatz hinter dem Hotel, bei endlich besserem Wetter in Terrania. Zumindest war er nicht der Letzte; der Angriff der Kolonne war nicht ihm allein an die Nieren gegangen, sondern dem halben Team. Die Favoriten von Asia Delhi und Nordstern Terrania hatten ebenfalls Trivid gesehen, davon war Solari überzeugt, die Sahara City Rangers sowieso.
Exmajor Alderfarn wartete wortlos ab, bis der Letzte den Platz betreten hatte, einen Ball unter den Arm geklemmt, ein Auge auf der Mikropositronik, die er am Halsband vor der Brust trug. „Herrschaften", sprach Alderfarn mit galliger Schärfe, „ich verstehe die roten Augen, ich verstehe manche kleine Verspätung. Geschlafen haben wir alle schlecht. Aber passiert ist gar nichts, und wir stehen am Samstag zum Gruppenspiel auf dem Platz. Die Ereignisse der Nacht mögen manchem Gegner als Ausflucht dienen. Nicht aber den LevitatorSpielern.
Damit das begriffen ist."
Alderfarn zog das härteste Training seit dem Abflug aus dem Mare Imbrium durch - um klarzustellen, wer schlimmer war, er oder die Kolonne -, als habe er eine Kompanie Raumlandesoldaten vor sich.
Solari kroch nach einer halben Stunde auf dem Zahnfleisch. Totmacher stöhnte, D'Accuzu hing die Zunge aus dem Hals, und wer nach der ersten Stunde noch an Traitanks dachte, konnte kein Mensch sein.
Der Kraftraum fiel aus, zum Glück, stattdessen folgte Mittagsruhe von elf bis eins. Doch das Trainingsspiel gegen Mandarin Guangzhou war schon lange angesetzt, und Alderfarn dachte nicht daran, den Test wegen fußkranker Mannschaft etwa abzusagen. „Also quält euch, Affen!", schimpfte Alderfarn in der Kabine. „Junior, was ist mit dir? Willst du in die Anfangsformation? Oder zur zweiten Halbzeit kommen?"
Solari wollte weder das eine noch das andere, er wollte auf die Massagebank, ins Niederschwerkraft-Becken und anschließend ins Koma fallen. Doch die Augen des Trainers warnten ihn. Alderfarn blickte wie ein Adler auf ein Beutetier. „Von Anfang an", krächzte er. „Das geht schon!"
Alderfarn klatschte in die Hände. „Also gut, Herrschaften. Ich will heute Taktik sehen, haltet um Gottes willen eure Ordnung defensiv. Man kann verbraucht sein, man kann halb tot sein, aber die Ordnung muss man halten. Und wenn Junior mal zaubern will, nichts dagegen!
Auf geht's!"
Mandarin Guangzhou ließ sie rennen, Ballstafetten die gesamte erste Halbzeit, und Levitator kam kaum zu etwas anderem, als im Raum die Ketten zu verschieben. Welch ein Unterschied zu Monggon FC.
Als sie mit 0:0 in die Kabinen humpelten, blickte Trainer Alderfarn voll Stolz. „Nicht schlecht, die Herren! Nur dass Junior das Zaubern vergessen hat! - Morg, wo bleiben deine Pässe? Das defensive Mittelfeld darf gern auch mal Tore machen! - Totmacher, gut so, für Mandarin ist die Saison sowieso zu Ende. Nicht so schlimm, wenn sie Verletzte haben."
*
Auf der Massagebank schlief Solari ein, eine Stunde nach dem 1:0 - D'Accuzu hatte am Ende noch ein Tor geschafft -, im Entmüdungsbecken planschte er ohne Antrieb vor sich hin, und zum Abend kehrten schließlich die Kräfte zurück. „Kontrollanruf!" meldete sich Toto Ambest über Armbandfunk. „Ich wollte sichergehen, Kleiner, dass du nicht verpennst."
„Keine Sorge. In zehn Minuten draußen auf dem Flur?"
Solari legte seinen Levitator-Smoking an, mit stilisiertem Sauerstoff-Tank auf dem Rücken, als Anstecknadel das Emblem von Luna City. Er und Totmacher trafen den Rest des Kaders unten in der Lobby. Ein Mannschaftstaxi transportierte sie vom Galactic zur Solaren Residenz, hundert Kilometer nach Nordwesten, in den Mittelpunkt der Stadt.
Jenseits des Sirius River klarte die Sicht auf.
Die Residenz hing wie eine titanische Orchidee aus Stahl und Glas am Himmel. „... exakt tausendzehn Meter von der Basis bis zur Spitze", schnarrte ein positronischer Reiseführer von der Sitzbank hinter Solari, „und schwebt in einem Kilometer Höhe stationär über der Stadt. Bei guter Sicht ist die Residenz von jedem Punkt Terranias aus erkennbar. Der zentrale Hauptträger weist einen ovalen Grundriss auf und misst 180 zu 110 Meter, die fünf angeflanschten Seitenflügel erreichen ..."
„Schaltet das aus, verflucht!" D'Accuzus Stimme.. „... sorgt das Restaurant Marco Polo in luftiger Höhe für das leibliche Wohl. Es bietet einen atemberaubenden Blick über die Stadt, außerdem ist man auf Besucher galaktischer Spezies ..."
„Ich sagte: Macht es
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