2337 - Unter Prophozeuten
Gefahr."
„Und wer sagt das? Wenn die Kolonne über zumindest akzeptable Strategen verfügt - und nichts weist auf das Gegenteil hin! -, hat die Positionierung dieser Einheiten einen Sinn, der sich eines Tages vielleicht als genau das Puzzleteilchen erweisen wird, das über Sieg oder Niederlage entscheidet!"
Der Wissenschaftler nickte knapp, seine Augen glänzten kalt, sein Holo rückte wieder in den Hintergrund.
Dafür kam Major Dalia Argula mit der ersehnten Nachricht, dass Funkverkehr zwischen dem „Seestern" und der Fabrik aufgefangen und mitgeschnitten worden sei. „Es handelt sich um ein Beuteschiff der Prophozeuten, die sich selbst als Abair bezeichnen - vermutlich eine Völker- oder Stammesbezeichnung. Und diese Abair haben ebenfalls Hyperkristalle für TRAIGOT 0313 an Bord. Sie kündigen an, noch viel mehr davon liefern zu können."
„Beute von früher?", fragte Tom Abertin. „Vom Ausschlachten dessen, was die Kolonne selbst nicht verwerten konnte?"
„Das wurde nicht explizit ausgesagt, Sir", antwortete der Major. „Aber es liegt nahe.
Sie bringen der Kolonne zurück, was diese für sie übrig gelassen hat, und wollen dafür kassieren. Nette Kameraden sind das."
Danton beobachtete die Bilder, die von den Sonden zur TRAJAN übertragen wurden.
Das Prophozeutenschiff näherte sich der Fabrik weiter, verzögerte, kam fast zum Stillstand und dockte schließlich an. Etwa eine Stunde verging, dann legte es wieder ab, nahm schnell Fahrt auf, passierte die Kugelschale der Traitanks und entfernte sich exakt in Richtung 11-Igox - des Sternhaufens, in dem die USO-Späher die Flotte der „Seesterne" geortet hatten.
Schließlich verschwand es aus der Ortung. „Oberst?", fragte Tom Abertin.
Danton hob eine Hand und lächelte abwesend. „Lassen Sie mich einen Moment, ja? Ich muss ... Ich habe da vielleicht eine Idee ..."
*
Leutnant Tobi Sullivan war 33 Jahre alt, blond, mit schulterlangen Haaren, 1,92 Meter groß und hatte lebhafte, hellbraune Augen. Er war sportlich, sah verdammt gut aus und war fast zwangsläufig der Schwarm aller Frauen in seiner jeweiligen Umgebung zwischen fünfzehn und hundert, manchmal auch darüber hinaus.
Tobi war nicht traurig darüber, im Gegenteil. Er genoss die große Freiheit der Auswahl ebenso wie seinen „Ruhm" als Herzensbrecher, wo immer es ging und nicht in Kollision mit seinen Aufgaben an Bord der TRAJAN geriet.
Es gab nicht vieles im Leben, was der junge Leutnant wirklich ernst nahm, doch an seinem „Job" bei der USO hing er und gab alles, wenn er sich nur ernsthaft gefordert fühlte. Wenn ihm etwas nicht richtig erschien - oder gar unsinnig -, sprach er es an. Tobi balancierte gern auf des Messers Schneide, denn er besaß ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und wusste, was er wert war.
Leutnant Tobi Sullivan galt als großes Talent. Er war ein hochgradiger Fachmann für alle Sorten Informationstechnologie.
Dem und seinem Ehrgeiz verdankte er seine bislang steile Karriere in der Organisation. Er war es gewohnt, aufs Ganze zu gehen - im Beruf und im Privatleben.
Aktuell war Carmen Wuertz, 43 Jahre alt, blond, 85-60-92, das „Opfer". Leutnant Wuertz aus der Funk- und Ortungsabteilung stand schon lange auf Tobis Liste ganz oben. Zwölf Wochen lang hatte er viel Zeit und Mühe investiert, ihr immer wieder kleine Aufmerksamkeiten zukommen lassen und ihr fantasievolle Koms geschickt. Carmen war nicht „leicht zu haben" gewesen - vielleicht war das mit ein Grund dafür, dass ihm mit ihr etwas passiert war, was er so gar nicht kannte.
Leutnant Tobi Sullivan, der Frauenschwarm und Schrecken aller Vorgesetzten, hatte sich verliebt, ernsthaft und hoffnungslos. Und mitten in seine erste „richtige" Nacht mit Carmen war der Befehl geplatzt, sich dienstbereit in einem der Besprechungsräume der TRAJAN einzufinden. Sofort, gekämmt und ohne Diskussion.
Carmen hatte Verständnis dafür gehabt.
Hätte sie genörgelt, wäre ihm der Abschied leichter gefallen. Aber sie war auch in dieser Hinsicht perfekt. Sie war nicht nur attraktiv und intelligent, sondern auch voller Verständnis und der USO-Disziplin ebenso treu ergeben wie ihm.
Niemand, versuchte sich der Leutnant auf dem Weg zum Besprechungsraum zu trösten, ist vollkommen. Außerdem wusste er ja, dass er sie bald wiedersehen würde.
Sie hatten sich bereits für die nächste Freischicht verabredet. Der Gedanke daran ließ Tobi beschwingt sein Lieblingslied pfeifen: Lisa on my mind aus der beliebten
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