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2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Grenze des Erträglichen gelegen hatte, aber derart gequälte Kreaturen als Kunstwerke zu bezeichnen ... Wussten die Anatomen, was sie taten? Hatten sie nur den geringsten Respekt vor dem Leben, oder war alles Materie für sie, die. sich beliebig formen ließ, so, wie ein terranischer Künstler aus Ton Figuren modellierte? In dem Moment dankte ich Gott, dass ich nicht für Transplantationsversuche zur Verfügung stand. Der Duale Kapitän wollte mich für TRAITOR gewinnen, mit einem körperlichen oder geistigen Wrack war ihm nicht gedient.
    In einem Antigravschacht schwebten wir zum nächsten Hauptdeck empor.
    Erleichtert atmete ich auf, als ich das technische Interieur sah, das sich an den Wänden entlangzog. Auch die Luft war hier merklich besser. Ich registrierte einen schwachen Wind aus der Höhe und im Widerschein starker Lichtquellen wirbelnden Staub.
    Die Scheinwerfer waren auf die Konsolen gerichtet, die sich in der Raummitte aneinander reihten. Ich hatte sie für Schaltpulte oder Kartentanks gehalten, doch als ich einen Blick hineinwerfen konnte, verkrampfte sich alles in mir.
    Tanks war in der Tat die zutreffende Bezeichnung. Ich sah leicht bewegte trübe Flüssigkeit und, von der Lichtbrechung verzerrt, Gewebeklumpen. Embryonen, war mein erster Eindruck, bevor ich erkannte, was ich tatsächlich vor mir hatte, nämlich doppelt faustgroße sechsgliedrige Wesen.
    Mikro-Bestien! Dutzende, wenn ich die Zahl der Brutkästen recht überblickte.
    Auch sie missgestaltet. Ich sah verkrüppelte Körper mit überlangen Gliedmaßen, von Geschwüren bedeckte Leiber und nur hier und da ein voll entwickeltes Wesen, das in allem an einen miniaturisierten Haluter erinnerte. Sie mochten geklont oder sonst wie erschaffen worden sein, aber das änderte nichts daran, dass sich mir hier ein Panoptikum des Grauens offenbarte.
    Ich blieb stehen, als sich einer der kleinen Raubtierrachen öffnete, als wolle er mit seinen nadelspitzen Zähnen nach mir schnappen. Der Mor'Daer, dessen Hand meinen Oberarm umklammerte, stieß Laute aus, als amüsierte er sich köstlich.
    Ich empfand nur Abscheu. Was um alles in der Welt war in die Milchstraße eingefallen und vor allem, was erwartete uns, sobald das Gros der Chaosmächte erschien? Mühsam musste ich mir einreden, dass weder menschliche Ethik noch galaktische Mentalität geeignet waren, diese Dimension der Andersartigkeit zu erfassen.
    Gleichwohl konnte ich schon erkennen, dass in der Skapalm-Bark keineswegs perfektionierte Klonverfahren in großem Maßstab Anwendung fanden. Vielmehr schien LUCRIFIR eine Art Experimentierfeld zu sein. Hier wurde Forschung betrieben, aber keineswegs den klinischen Gegebenheiten auf Terra oder anderen von Menschen besiedelten Welten vergleichbar. Die Bedingungen wirkten unorganisiert und schmutzig. Ich fragte mich, wie viele der missgestalteten Geschöpfe ihr Siechtum pathogenen Keimen zuzuschreiben hatten.
    Der Mor'Daer zog mich von den Brutkästen weg. Ein Schott öffnete sich, dahinter lag ein großer und nach allem, was ich bislang gesehen hatte, sogar überraschend sauberer Raum. Es gab eine Vielzahl unterschiedlicher Sitzgelegenheiten.
    Während die anderen Soldaten mit den Waffen im Anschlag im Eingangsbereich stehen blieben, stieß mich mein Bewacher in einen der Sessel. Er hantierte mit einem kleinen Projektor, und im nächsten Moment fixierten energetische Fesseln auch meine Unterschenkel. Damit wurde jeder Fluchtgedanke endgültig illusorisch, ich wäre keinesfalls weit gekommen.
    Die Mor'Daer zogen sich zurück.
    Ich war allein und versuchte, an gar nichts zu denken. Aber das war unmöglich, denn alle verdrängten Ängste holten mich schnell wieder ein. Sie würden mich niemals zur Ruhe kommen lassen
     
    3.
     
    Hofften die Diener des Chaos, innere Ängste würden mich auffressen und kooperationsbereit machen? So naiv konnten sie kaum sein. Aber warum wartete ich hier, als wäre meine Anwesenheit in der Skapalm-Bark schon in Vergessenheit geraten, wieso kam niemand, der sich meiner annahm, auf welche Weise auch immer? Die Ungewissheit wuchs und belauerte mich wie ein absonderliches Schreckgespenst.
    Anfangs lachte ich darüber - schließlich ertappte ich mich dabei, dass ich meine Gedanken treiben ließ, nur um nicht wieder und wieder das Sterben meiner Begleiter vor mir zu sehen. War ich verschont geblieben, weil ich einen Aktivatorchip trug? Diese Überlegung drängte sich in den Vordergrund. Ich fragte mich, ob die Chaosmächte den Chip

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