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2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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handelte.
    Das Schweigen war eisig.
    Jede Minute dehnte sich zur Ewigkeit.
    Endlich kamen die Kolonnen-Anatomen.
     
    *
     
    Ihre Bewegungen verursachten kreischende Geräusche, nicht laut zwar, aber deutlich wahrnehmbar und mit der Zeit unangenehm für jeden in ihrer Nähe.
    Sie stammten eindeutig von Humanoiden ab, trotzdem steckten ihre Körper in einer seltsamen Panzerschale. Mir drängte sich der Eindruck von Muschelkalk auf, und ohne ihren aufrechten Gang hätte ich sie spontan mit Krabbenwesen in Verbindung gebracht.
    Obwohl - was waren sie wirklich?
    Aus dem lamellenartigen Brustpanzer des einen ragte ein Armstumpf hervor, zusätzlich zu beiden seitlichen Armen.
    Dieser Stumpf lief in einem Büschel von Sinnesfäden oder hochelastischen Greiforganen aus.
    Ihre Arme und zugleich die Hinde waren extrem unterschiedlich. Ich sah eine menschliche Hand mit sehr vielen Fingern, auf der anderen Seite etwas wie Tentakel.
    Einer der beiden trug zudem eine eindeutige Prothese, ein offensichtlich hochkomplexes technisches Meisterwerk.
    Am erschreckendsten aber waren für mich ihre Köpfe: eingefallene, kaum von Fleisch und Haut überzogene Totenschädel. Die Augen lagen tief in den Höhlen, waren kaum zu erkennen.
    Das also waren die Kolonnen-Anatomen - ich zweifelte nicht daran. Sie scheuten sich nicht vor chirurgischen Veränderungen des eigenen Körpers und setzten an sich selbst das um, was sie experimentell an anderen getestet hatten: Mir gingen die missgestalteten Wesen aus den Kavernen nicht aus dem Sinn.
    Offenbar waren sie nicht meinetwegen gekommen.
    „Kalbaron Yrendir", wandte sich einer an den Mor'Daer, „du bist eher eingetroffen als erwartet"
    „Das dürfte kein Nachteil sein", zischte der Kolonnen-Soldat. „Welche Belohnung ist für mich vorgesehen?" Er hatte sich bereits erhoben und schickte sich an, auf die Öffnung in der Wand zuzugehen. „Kalbaron", sagte einer der Anatomen mit einer Stimme, klirrend wie Glas, „du musst dich gedulden. Der Terraner wird zuerst mit uns gehen!"
    Yrendir wirbelte zu mir herum. „Dieser Schwächling? Warum wird er bevorzugt?
    Ist er ein Überläufer ...?" Sein Zischen ging mir durch und durch. „Wir diskutieren nicht, Kalbaron. Beruhige dich, oder ein anderer wird deine Stelle einnehmen."
    Ich spürte seine Blicke wie Dolche. Wäre es ihm ohne einen Nachteil für sich selbst möglich gewesen, er hätte sich spontan auf mich gestürzt. So starrte er nur zornig hinter mir her, als die Anatomen, nachdem sie meine Fußfesseln gelockert hatten, mich in den angrenzenden Korridor führten.
    Sie reichten mir nur bis unter die Achsel.
    Trotzdem versuchte ich erst gar nicht, sie zu überwältigen, denn für mich hätte es momentan nur zwei Fluchtwege gegeben.
    Zurück - dort wartete der Mor'Daer darauf, mir seine lebensverachtende Einstellung zu beweisen. Und vorwärts - in die Richtung kam ich ohnehin.
    Eine Wand öffnete sich vor uns. Ich blickte in eine gleißende Lichtfülle, die mich nicht mehr als vage Silhouetten erkennen ließ. „Geh ruhig weiter!", sagte einer der Anatomen hinter mir. „Niemand hat vor, dir Schreckliches anzutun."
    „Was soll ich dann hier? Ein Verhör?"
    „Du befindest dich in den besten Händen, Terraner Wir werden nichts anderes tun, als deine Gesundheit zu überprüfen."
    Der Raum war eine Art Operationssaal.
    Nicht sonderlich groß, stellte ich fest, aber mit Apparaturen voll gestopft, sogar von der Decke hingen sie herab. Von wo das grelle, keinen Schatten werfende Licht kam, konnte ich nicht erkennen.
    Das alles hatte wenig Ähnlichkeit mit terranischen Medocentern. Eher erinnerte es mich an die Vorstellung eines Schreckenskabinetts, in dem seelenlose Technik herrschte. „Du musst nicht befürchten, deine biologischen Daten könnten gegen dein Volk verwendet werden", hörte ich den Anatomen sagen. „TRAITOR schont alle Ressourcen, soweit es eben geht.
    Außerdem wurden längst Hunderte deines Volkes und der zugehörigen Seitenlinien seziert und analysiert."
    Sollte mich das beruhigen? Eher schnürte sich mir die Kehle zu. „Ich fühle mich absolut gesund", protestierte ich. „Eine Untersuchung ist keineswegs erforderlich ..."
    Ich verlor den Boden unter den Füßen. In der Helligkeit hatte ich es nicht sofort bemerkt, und erst jetzt registrierte ich das kaum wahrnehmbare Flimmern, das mich einhüllte. Ein energetischer Konturschirm.
    Als ich die gefesselten Hände zur Seite stieß, wich das Flimmern sofort zurück.
    Erst im Zentrum

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