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2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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LUCRIFIR", sagte er jovial.
    Mein Blick wanderte zu seinen Augen zurück. Sie lagen tief in den Knochenhöhlen, die rechte Linse glühte in einem düsteren orangefarbenen Ton.
    Während ich hinschaute, legte er eine Vielzahl dünner Finger rund um das Auge, es gab ein knackendes Geräusch, und dann streckte Enkaraqon den Arm aus und hielt mir den Augapfel entgegen. Ich hatte den Eindruck, dass er mich weiterhin damit sehen konnte, vielleicht sogar besser als zuvor, zumindest aus unterschiedlichen Perspektiven. „Du interessierst dich für unsere Arbeit, Danton? Dann bist du mir doppelt willkommen." Wie abschätzend wog er das künstliche Auge in der Hand. „Meine eigene Entwicklung", sagte er stolz. „Es arbeitet auf einer Vielzahl von Wellenlängen und erfüllt zugleich Mikroskopfunktionen - ideal für Operationen, bei denen die Anatomar-Kappe nicht eingesetzt werden kann. Die Daten werden bis zu einer Entfernung von achtzig Metern an mein Sehzentrum übermittelt."
    Wartete er darauf, dass ich in Begeisterung ausbrach? Ei, seufzte jedenfalls, als ich schwieg. „Ich führe dich, Danton."
    „Hoch-Medokogh, was ist das für ein Titel?", fragte ich.
    Er schaute zu mir auf, mit seinem eigenen Auge und der leeren Knochenhöhle, die mehr als zuvor die Assoziation eines Totenkopfes nährte. Mir entging indes nicht, dass er das künstliche Auge zwischen den dürren Fingern drehte und wieder auf mich richtete. Wie viele Finger hatte er eigentlich an der Hand? Zehn, elf?
    Es war mir nicht möglich, ihre Zahl genau zu erkennen. „Ich bin Kommandant der LUCRIFIR und zugleich ihr verantwortlicher Chirurg.
    Komm jetzt!" Der Tonfall wurde drängender.
    Ich blieb stehen. „Persönlich, Danton, würde ich es bedauern, dich überreden zu müssen. Du gefällst mir - es wird mir eine Freude sein, mit dir zu arbeiten."
    Enkaraqon ging bis zu den nebeneinander stehenden Sesseln. Ich machte einen zögernden Schritt, einen zweiten und blickte mich angespannt um. Alle Wandnischen waren mittlerweile mit Anatomen belegt. Jeder trug eine dieser seltsamen Kappen, und sie schienen mich aufmerksam zu beobachten.
    Das Gefühl einer nahen Gefahr verdichtete sich zur Gewissheit. Trotzdem - oder gerade deshalb - musste ich wissen, was in der Skapalm-Bark vor sich ging.
    Der Hoch-Medokogh setzte sein Auge wieder ein. Ich blickte zurück, dicht hinter mir standen die beiden anderen Anatomen - und in der Wandöffnung bewaffnete Mor'Daer. Die Kolonne überließ also nichts dem Zufall.
    Möglicherweise hatte ich zu lange gezögert. Andererseits hatte ich bislang keine reelle Chance erkennen können. Und wenn ich ehrlich zu mir sein wollte, musste ich eingestehen, dass ich gegen diese annähernd perfekte Maschinerie TRAITOR ohnehin keine Erfolgsaussicht hatte. Ich war ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. „Danton, ich warte!", drängte der Hoch-Medokogh.
    Jetzt oder nie ... Ich zögerte - und ging weiter. Mir blieb keine andere Wahl, zumal ich auch wissen wollte, was geschehen würde. Aller Gefahr zum Trotz.
    Ich hatte immer wissen wollen, was mich erwartete, Wenn das jemals anders sein sollte, dann lebte zumindest der Roi Danton in mir nicht mehr.
    In einem der Sessel sah ich den Mor'Daer-Kalbaron sitzen. Yrendir schaute mir entgegen, schien mich aber kaum bewusst wahrzunehmen. Auf mich wirkte er gleichgültig, als befinde er sich in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachen.
    War das seine erhoffte Belohnung? Ich fragte mich, was mit ihm während dieser Trance geschah. Hatten die Anatomen das Schlangenwesen in eine Traumwelt versetzt, beschafften sie ihm eine künstliche Erinnerung?
    Und ich?
    Der zweite Sessel war für mich bestimmt.
    Ein Mensch und ein Mor'Daer, scheinbar vertraut nebeneinander. Dabei hatten wir absolut nichts gemeinsam.
    In der Sekunde glaubte ich zu begreifen.
    Ich hörte mich stöhnen, wollte mich endlich herumwerfen und mein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Sie sind Bestien! Das Echo ließ mich beben.
    Unmenschliche Kreaturen!
    Mitten in der Drehung, beide Arme zum Schlag hochgerissen, wurde ich von einem Energiefeld gestoppt. Das war der Moment, in dem ich unbeherrscht losbrüllte. Wie gnädig wäre dagegen die Guillotine gewesen, geradezu human verglichen mich dem grauenhaften Schicksal, das mich erwartete.
    Sekunden später rang ich nach Atem und spürte die Kälte wieder, die mein Entsetzen lähmte. Die Injektion selbst hatte ich überhaupt nicht wahrgenommen.
    Enkaraqon blickte mich unbewegt an. „Es ist

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