Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
längst gegen eine moderne Waffe eingetauscht hatte, wenn ich kein Rüschenhemd, keine samtene Kniehose und keine Schnallenschuhe mehr trug, sondern Raumfahrerstiefel und eine unauffällige Bordkombi, die Maske kam stetig zum Durchbruch. „Merde", schimpfte ich, als ich die Beine anzog und zum wiederholten Mal versuchte, die Fesseln abzustreifen. Die energetischen Bande saßen unverrückbar fest.
    Die Milchstraße befand sich im Krieg mit der Terminalen Kolonne TRAITOR.
    Daran, dass mir tatsächlich die Flucht gelingen könnte, glaubte ich kaum noch.
    Die Erde würde ich nicht wiedersehen, keinen der alten Freunde, meinen Vater ebenso wenig. Aber ich konnte versuchen, so viele Gegner wie möglich mitzunehmen. Zumindest diese verdammte Skapalm-Bark sprengen - das war ich der Menschheit schuldig. Für mich war der Weg hier zu Ende, so oder so.
    Ich wünsche dir Glück, Perry!, hallte es unter meiner Schädeldecke. Du wirst es bitter nötig haben, denn diesmal...
    Ein schleifendes Geräusch ließ mich aufsehen. Die Wand öffnete sich, also brachten die Kolonnen-Anatomen den Mor'Daer zurück. Wenn mich nicht alles täuschte, hatten sie sich ebenso lange mit ihm befasst wie mit mir, nur eben mit dem Unterschied, dass er als begeisterter Befehlsempfänger eine Belohnung für sein kompromissloses Vorgehen erwartete.
    Ich spuckte aus... ... und erkannte, dass die Mediziner allein gekommen waren. Mehr als zuvor erschienen mir ihre eingefallenen Knochengesichter wie grinsende Totenschädel. „Der Hoch-Medokogh ist begierig darauf, dich kennen zu lernen, Danton."
    Diese verfluchte Höflichkeit ... Ich konnte nicht erkennen, ob sie echt war oder gespielt. Zweifellos wartete der Chefmediziner darauf, mich operativ umdrehen zu können. Meine Mentalstabilisierung stand dem auf jeden Fall entgegen, und ob der Zellaktivator ein mögliches Implantat als Fremdkörper erkennen und bekämpfen würde, hing von verschiedenen Faktoren ab. An meine Zeit als Torric dachte ich lieber nicht zurück, vielmehr konzentrierte ich mich auf jeden meiner Trippelschritte. Endlich zog ich in Erwägung, die Anatomen niederzuschlagen, denn selbst mit gefesselten Händen musste mir das möglich sein. Aber dann?
    Non, Messieurs, so nicht, dachte ich bitter.
    Die Guillotine wartet auf mich, und das darf ausgerechnet ich mir nicht entgehen lassen.
    Der Saal hatte sich verändert, das fiel mir sofort auf. Markante Apparaturen waren verschwunden, die Decke wölbte sich kuppelförmig, wenngleich nicht sehr hoch, und schien überwiegend aus verspiegelten Facetten zu bestehen. Sie waren auf den Mittelpunkt des Raumes ausgerichtet, den ich aus meiner Perspektive in einem Konglomerat unzähliger Fragmente abgebildet sah.
    Wo ich untersucht worden war, standen nun zwei klobige Liegesessel, und an der Peripherie des Raumes reihten sich enge Nischen aneinander, die ich beim ersten Mal nicht bemerkt hatte. Der Eindruck hermetisch abgeschlossener Glaskäfige drängte sich mir auf. Ich sah dort zwei Anatomen sitzen. Sie trugen eigenwillige Kopfbedeckungen, die deutlich von den Totenschädeln abstachen. Auf gewisse Weise erinnerten mich diese Kappen an terranische SERT-Hauben, wenngleich sie eher aus einem dünnen und metalldurchwirkten Gewebe zu bestehen schienen.
    Wahrscheinlich zog ich zu viele Vergleiche. Ich befand mich zwar in der Milchstraße, stand aber einer völlig fremden Kultur gegenüber.
    Ohnehin wurde meine Aufmerksamkeit schon nach wenigen Sekunden abgelenkt. „Der Terraner Danton!" Eine krächzende Stimme hallte mir entgegen und der Kolonnen-Anatom, der den Ruf ausgestoßen hatte, kam mit schnellen Schritten auf mich zu. „Es ist mir eine Ehre, dich zu sehen, Roi Danton."
    „Das kann ich im Umkehrschluss leider nicht behaupten", erwiderte ich.
    Der Mann fuhr sich mit zwei unterschiedlich geformten Händen über den Schädel. Aus der schleppenden Art, wie mein Gegenüber sich bewegte, schloss ich auf ein fortgeschrittenes Alter.
    Außerdem wirkte sein Kalkpanzer matt, grau und vor allem an den Kanten ausgebrochen.
    Ein Teil seines knochigen Schädels war durch eine Metallplatte ersetzt worden, deren strukturierte Oberfläche mich spontan an positronische Schaltkreise erinnerte. Haut und Fleisch an den Rändern wirkten aufgequollen. Erst glaubte ich an' eine extreme Narbenbildung, dann bemerkte ich solche Knoten auch an seinen Armen und sogar zwischen den Gliedern des Lamellenpanzers. „Ich bin Imarit Enkaraqon, der Hoch-Medokogh auf der Skapalm-Bark

Weitere Kostenlose Bücher