Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
der Schrott fliegt in den Weltraum. Niemand sagt mir, warum - aber es ist so."
    „Wir Menschen bestatten unsere Toten im Weltraum", stellte ich fest. Untar Gabu blickte mich aus großen Augen an, ich konnte sehen, wie es in ihm arbeitete. „Vielleicht", fügte ich hinzu, „soll niemand erkennen können, wie sehr sich die Anatomen am Leben vergreifen."
    Minuten später schickte Untar sich an, mit mir diesen Bereich wieder zu verlassen.
    Als sich eine Schleuse vor uns öffnete, kam ein dumpfes Grollen aus seinem Rachen. „In deiner Galaxis experimentiert niemand mit dem Leben?"
    „Nicht auf die Weise, wie es an Bord der Bark geschieht", antwortete ich zögernd. „Unsere Wissenschaftler forschen natürlich. Aber sie tun es, um Leben erhalten zu können und Krankheiten zu heilen."
    „Davon sprechen die Anatomen ebenfalls."
    Ich konnte Untars Zwiespalt deutlich spüren. Allerdings hielt ich es für besser, jetzt zu schweigen. Eine zu nachdenklich werdende Makro-Bestie würde sich womöglich verdächtig machen. Irgendwie.
    Es gab viele Möglichkeiten.
    Routinemäßig hatte ich erwartet, dass wir in der Schleuse einer Desinfektion unterzogen würden, aber es gab nicht einmal eine Säuberung. Untar hinterließ schlammige Fußabdrücke, die nur langsam blasser wurden.
    Minuten später warf er das Plastikteil in eine Nische, „Ich werde es in den nächsten Tagen zu einer Müllbox bringen", sagte er. „Du bist mir wichtiger, Roidanton."
     
    *
     
    Die Makro-Bestie vegetierte in einer höhlenartigen Behausung irgendwo zwischen den Triebwerksanlagen und der Abwasseraufbereitung. Ich war mir nicht einmal sicher, ob es sich um eine reguläre Kabine handelte oder ob Untar Gabu sich das geräumige Areal selbst konstruiert hatte.
    Als ich nach einigen Stunden tiefen Schlafs aufschreckte, blickte ich geradewegs in Untars Faltengesicht. Auf den Knien und sich mit beiden Armpaaren abstützend, hatte er über meinen Schlaf gewacht. Leicht neigte er den Kopf; seine zähnefletschende Grimasse sollte wohl ein Grinsen sein. „Ich habe schon befürchtet, du wärst tot, Roidanton", stellte er besorgt fest. „Du hast dich nicht einmal bewegt."
    „Keine Sorge, mein Freund", erwiderte ich und fügte wider besseres Wissen hinzu: „Es gibt bei uns eine treffende Redewendung: Unkraut vergeht nicht."
    Endlich fühlte ich mich besser. Nicht nur, dass mir der Tiefschlaf an sich gut getan hatte, der Aktivatorchip hatte inzwischen seine regenerierende Wirkung entfalten können. Außerdem hatte Untar mich mit frischem Wasser und Nahrungskonzentraten versorgt.
    Viel von der Schwäche, die mich seit der letzten Untersuchung beeinträchtigt hatte, spürte ich jedenfalls nicht mehr.
    Untars Kabine war spärlich eingerichtet.
    Eigentlich war sie ein Loch, eine Höhle in irgendeinem Karstgebirge oder eine Hütte im Slum einer Großstadt auf einem unbedeutenden Hinterwäldlerplaneten: Solche Dinge gab es heute wie vor tausend Jahren, nur hätte ich nicht erwartet, Analogien auf einem Kolonnen-Schiff zu finden. „Deine Welt", sagte Untar unvermittelt, „sie ist schöner?"
    Ich nickte stumm, und er schien die Geste zu verstehen. Zugleich hatte ich die Assoziation eines Heuschreckenschwarms.
    Bislang war erst die Vorhut der Terminalen Kolonne in die Milchstraße eingefallen, doch bald würde das Gros dieses gigantischen Heerwurmes folgen.
    Und falls sie jemals weiterzogen, was würden die Chaos-Truppen hinterlassen?
    Eine verbrannte, kahl gefressene Galaxis?
    Untar wollte auf mich einreden, aber ich brachte ihn mit einer knappen Geste zum Verstummen. Mit zwei Fingern drückte ich auf den Kom-Stecker. Der Empfang war momentan nicht sehr deutlich, so dass ich mich auf die Stimmen konzentrieren musste.
    Ich hörte die Anweisungen eines unbekannten Kommandeurs, ohne zu wissen, ob es sich um einen Anatomen oder einen Mor'Daer handelte. Die Suche nach mir wurde mit einer Akribie betrieben, die mir angesichts der Zustände auf der Bark geradezu absonderlich erschien.
    Erneut befahl der Sprecher absolute Funkstille. „An sich ist der Zwischenfall mit dem Terraner unbedeutend, Danton ist eine Ressource von vielen. Trotzdem darf nichts davon nach außen dringen, wir wollen nicht, dass das Ansehen von LUCRIFIR Schaden nimmt. Den Flüchtigen werden wir über kurz oder lang einfangen."
    „Was soll geschehen, falls er nicht mehr lebt?"
    „Dafür haben wir keinen Beweis. Solange das so bleibt, setzen wir die Suche fort!"
    Untar Gabu blickte mich treuherzig

Weitere Kostenlose Bücher