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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Fleisch zu unterdrücken. »… nur die Barbaren unter den Hydriten nehmen es zu sich, die Anhänger des Mar’os-Kultes. Und der Preis ist hoch, das können Sie mir glauben, General.«
    Niemand konnte das besser beurteilen als er selbst. Einst ein hydritischer Forscher, war er durch die Gefangenschaft menschlicher Barbaren zum Mar’osianer geworden, als sie ihn als Tier hielten und mit Fleisch fütterten. Nun gab es kein Zurück mehr in die hydritische Gesellschaft – und das wollte er auch gar nicht. Denn dort hatte man ihn wegen seiner körperlichen Missbildung stets ausgegrenzt. Die Mar’os-Jünger, selbst Ausgestoßene, hatten ihn bei sich aufgenommen.
    Aus den Augenwinkeln registrierte Agat’ol befriedigt, wie Hagenau den Spinat in sich hinein schaufelte. »Es hängt mit der Tantrondrüse zusammen«, fuhr er fort. »Sie schwillt an bei Fleischgenuss und produziert dann ein bestimmtes, verhängnisvolles Hormon.« Mit spitzen Fingern fischte Agat’ol die Algen aus seinem Teller und versuchte während des Kauens die zufriedene Miene eines Genießers zu machen – obwohl er nicht glaubte, dass Crow hydritisches Mienenspiel zu lesen imstande war, doch sicher war sicher.
    Verstohlen spähte er zum Navigationsrechner hinüber – noch zweihundertvierzig Kilometer bis zu der Inselgruppe, die unter den Lungenatmern teilweise noch immer »Galapagos-Inseln« genannt wurde. Dort wollte Agat’ol hin; dort musste er hin. Und dort würde er hoffentlich endlich einmal wieder in den Genuss von blutigem Fischfleisch kommen.
    »Wir haben erst viertausend Kilometer hinter uns«, sagte Crow missmutig. Er hatte Agat’ols Blick bemerkt und taxierte jetzt ebenfalls den Navigationsrechner. »Und noch mehr als zehntausend Kilometer, die vor uns liegen. Mit dem anderen Gleiter lägen die Galapagosinseln längst hinter uns.« Er begann zu fluchen, nicht zum ersten Mal übrigens. »Länger als eine Woche hätten wir mit dem Großgleiter nicht gebraucht bis zur Antarktis! Es ist zum Heulen! Vor allem, wenn ich an die vielen Warlynnes und U-Men denke, die wir zu Hause lassen mussten…!«
    Wie immer, hörte sich der Mar’osianer schweigend an, wie der kahlköpfige Lungenatmer auf den Androiden Takeo fluchte, der den moderneren und größeren Gleiter mit einem Raketenwerfer erwischt hatte; wie er die Notlandung beklagte, zu der Hagenau deswegen gezwungen gewesen war; und wie er schließlich über Matthew Drax schimpfte, der ihm auf der Suche nach dem Flächenräumer nun mit mehr als nur einer Nasenlänge voraus war.
    »Drax darf die Waffe nicht vor uns finden!« Crow schloss die geballte Faust um seine Gabel und schnitt eine zu allem entschlossene Miene. »Das darf auf keinen Fall geschehen!«
    »Schon wahr, Chef«, sagte Hagenau mit vollem Mund. »Andererseits können wir froh und dankbar sein, dass wir diese alte Kiste noch im Hangar stehen hatten. Sehen Sie es doch einmal von der Seite! Sie mag langsamer sein, aber sie fliegt. Und sollte Drax vor uns in der geheimen Anlage auftauchen, dann vertreiben wir ihn einfach wieder!« Mit dem Messer deutete er zur Luke, die Cockpit und Laderaum trennte. »Das Vernichtungspotential, das wir da hinten sitzen haben, wird ihm schon Beine machen.«
    Crow stierte in seinen Teller und sagte gar nichts. Konzentriert zerlegte er seinen Fisch und schob das Gemüse auf die Gabel. Vermutlich sah er ein, dass sein Adjutant recht hatte.
    Agat’ol hatte nicht nur Verständnis für Crows Ungeduld, er teilte sie sogar: Auch er konnte nicht schnell genug zur Antarktis gelangen, auch er wollte die Anlage mit der Superwaffe unbedingt vor dem gelbhaarigen Commander erreichen. Allerdings zweifelte er inzwischen daran, dass es wirklich eine gute Idee gewesen war, ausgerechnet Arthur Crow – Drax’ Erzfeind – von der Waffe zu erzählen. Der Mann hatte einen Willen aus Stahl, gierte nach der Macht und war brandgefährlich; unwahrscheinlich, dass er den Flächenräumer ausgerechnet mit ihm, Agat’ol, teilte. Nein, er würde die Superwaffe ganz für sich allein reklamieren.
    Aus keinem anderen Grund hatte Agat’ol zur Seeigelsäure gegriffen. Sie mussten landen; auf einer der Galapagosinseln. Dort gab es weniger gefährliche Verbündete, die nicht zögern würden, ihn von Crow zu befreien – natürlich erst, nachdem der die Waffe aufgespürt hatte. Denn auf das Potenzial des Generals konnte und wollte Agat’ol nicht verzichten.
    Unter den Hydriten wurde das Galapagos-Atoll Gar’onn’ek genannt – der

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