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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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aus. Hinter einer kreisförmigen Fläche von etwa zwei Längen Durchmesser, die nicht von Seetang und Muscheln bewachsen war, sah man die Umrisse mehrerer Gestalten im grünlichen Innenlicht des Cockpits. Eine Öffnung stülpte sich an der Oberseite der gegnerischen Qualle aus. Nacheinander schlüpften drei Hydriten heraus.
    »Mar’osjäger«, sagte Hor’ut. Inzwischen hatte Rum’ol die Antworten der anderen empfangen. Jede Besatzung hatte die fremde Qualle nun identifiziert. »Seht ihr die Dreispitze und die Widerhakenharpunen?«, murmelte Hor’ut.
    »Ja«, antwortete Dag’ar. »Und Blitzstäbe haben sie auch. Wie gehen wir vor?« Nicht Rum’ol, sondern den Waffenbionetiker blickte sie fragend an. Hor’ut war der Experte für Kampfstrategien, sei es für den Angriff oder zur Verteidigung. Rum’ol nickte ihm auffordernd zu.
    »Wir brechen mit unserer Qualle allein auf, umkreisen die Feindqualle weiträumig, während zwei der anderen Transportquallen einen Scheinangriff schwimmen. Die Mar’oskrieger werden sofort reagieren und sie ihrerseits angreifen. Das wird unser Moment sein: Wir attackieren sie von hinten und mit einer Vierzig-Prozent-Ladung Megablitz. So betäuben wir das Pack nur und können es verhören. Wir wollen schließlich herausfinden, wo ihre Kolonie liegt. Unsere vierte Qualle bleibt in Bereitschaft, beobachtet und koordiniert den Einsatz.«
    »Das übernimmt Xop’tul!« Rum’ol war sofort einverstanden. »Eröffnen wir den Angriff!« Über Richtstrahl sandte er die Anweisungen an die Gefährten. Danach steuerte er seine Transportqualle von den Mar’osjägern weg und ging in einen weiten Schleifenkurs. Bald verloren sie den Sichtkontakt zur Feindqualle und zu ihrem Verband. Auf dem Sichtfeld beobachteten sie die Reflexe der beiden Transportquallen, die sich nun aus der Deckung erhoben und langsam auf die Kriegsqualle der Mar’osjäger zu schwammen. Auch die Reflexe der feindlichen Jäger sahen sie – die hatten es plötzlich sehr eilig, in ihre Qualle zurückzukehren.
    Auf einmal straffte sich Rum’ols Gestalt. Fassungslos starrte er auf neue Reflexe, die der Navigationsimpulser nun ins Sichtfeld einblendete. Drei gerade eben noch nicht gesichtete Objekte umkreisten seine Qualle plötzlich. Dag’ar identifizierte sie als Erste. »Soord’finnen!«, grunzte sie aufgeregt. »Wir werden von Soord’finnen angegriffen!«
    Und dann erkannten auch die anderen beiden die Konturen der mörderischen Kampfschwertfische. Auf jedem ritten zwei Mar’oskrieger. »Feuer aus dem Außenblitzer eröffnen!«, schrie Rum’ol. »Feuer…!«
    ***
    »… Martok’aros erschien in den Ozeanen dieser schönen Welt, und sofort scharte er Schüler um sich.« Agat’ol versuchte ausschließlich auf Crows aufmerksame Miene zu achten. Hagenaus schmerzverzerrtes Gesicht registrierte er nur aus den Augenwinkeln; er registrierte es gern.
    »Lauter Hydriten, die von der Lehre des Großen Gilam’esh unbefriedigt waren. Frieden, Liebe und Güte – ein Leben, das auf solch hehre Prinzipien gründete, erschien ihnen unerreichbar.« Agat’ol zuckte mit den Schultern. »Vielleicht langweilte es sie auch einfach nur.«
    »Ja«, murmelte Crow gedankenversunken. »Das kann ich gut verstehen.« Am Rande von Agat’ols Blickfeld beugte sich der Adjutant des Generals über seine Oberschenkel. Er presste die Handflächen in seinen Bauch. Viele dicke Schweißperlen standen auf seiner Halbglatze. Seine Haut war auf einmal grün-gelblich. Er schien wirklich sehr zu leiden. Und Crow schien es nicht einmal zu merken.
    »Die anderen Hydriten, die Verehrer des Großen Gilam’esh, nannten Martok’aros nur den ›Schrecklichen Mar’os‹, von Anfang an.« Agat’ol wählte jedes Wort mit Bedacht – nur nicht zu schlecht über die dekadenten Vegetarier sprechen, nur nicht zu gut über die Mar’osianer. »Einen Mörder, einen Räuber, einen Schlächter und Despoten nannte sie ihn. Sie machten ihn verantwortlich für alle Kriegszeiten in den Ozeanen dieser schönen Welt. Die Erde übrigens nannten sie früher Ork’huz.«
    »Ein sinniger Name.« Der kahlköpfige Lungenatmer grinste zynisch. »Was genau lehrte er denn, dieser Martok’dingsbums?«, wollte General Crow wissen. Sein Adjutant fuhr aus seinem Sitz hoch. Vornüber gebeugt und die Hände gegen den Bauch gepresst, verließ Hagenau das Cockpit. Mit einem Ausdruck des Unwillens äugte Crow ihm hinterher.
    »Nun, ja – seine Lehre ist im Unterschied zur Lehre des Großen

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