2343 - Dantyrens Qual
Raubtier, das ausschließlich angeborenen Instinkten folgte.
Seine Abwehrhaltung würde erst mit dem Aufflackern der Psi-Fähigkeit des Duals zusammenbrechen. Bis dahin hielt Danton alles von sich fern, sogar die Kralle des Laboraten blockierte er.
Als Jothadún die verzerrten Gesichtszüge des Terraners beobachtete, seine wieder einsetzenden krampfhaften Schluckbewegungen, als er die Reste des Wassers auf dem halb schuppigen, halb glatthäutigen Dual sah; ließ er eine Reihe schriller Pfeiflaute vernehmen. Er war sicher, dass er unvermutet die Lösung gefunden hatte.
Sie basierte gerade darauf, dass Danton nichts an sich heranließ. Trotzdem hatte der Terraner Grundbedürfnisse wie Hunger und Durst, Und er empfand Zorn und Hass, wenngleich nicht in dem Maß, dass er die Kontrolle über sich verloren hätte.
Also musste sein Hass wachsen. So schnell, dass Danton darüber seine Abwehr vernachlässigte.
Es gab eine Möglichkeit, diesen Hass zu schüren...
Jothadún hatte sich immer eingebildet, friedlich wie alle Effremi zu sein. Er versuchte, sich in eine Situation hineinzuversetzen, wie sie ihm durch den Sinn gegangen war. Das fiel ihm nicht einmal schwer, denn er brauchte nur den Terraner anzusehen. Sein Fell sträubte sich. Es war ein seltsames, erschreckendes Gefühl, das in ihm aufstieg, das ihn mit einem Mal zu überwältigen drohte. Wie ein Rausch kam es über ihn.
Jothadún sah sich um sich beißen und mit den Fußkrallen einem imaginären Gegner tiefe Wunden zufügen ... Er zitterte, starrte seine verkrampften Hände an, krümmte sich gleichermaßen vor Erregung und Zuversicht. Es war richtig: Er, Jothadún, liebte sein Effremiten-Volk. Er würde nicht zulassen, dass anderen Effremi in seiner Anwesenheit ein Leid zugefügt wurde.
Zwei Anatomen standen plötzlich neben ihm. Verwirrt schaute er zu ihnen auf, verstand nicht, warum sie ihn besorgt musterten. „Was ist mit dir. Jothadún? Du zitterst und stöhnst ..."
Fünf Minuten später diskutierte er seinen Vorschlag mit Enkaraqon in einem Nebenraum. Der Hoch-Medokogh erkannte sofort, worauf er hinauswollte. „Die Dossiers der Dunklen Ermittler setzen den Zwang zur Arterhaltung bei den Terranern nicht unbedingt so hoch an wie ihren Fortpflanzungstrieb", sagte Enkaraqon. „Aber wie du treffend festgestellt hast, Schlüsselreize sind ausschlaggebend. Wir müssen es versuchen."
Kurz darauf blickte der Duale Kapitän aus einem Funkholo auf den Effremi herab.
Mit keiner Regung ließ Zerberoff erkennen, was er von dem hastig hervorgestoßenen Vorschlag hielt. „... wichtig erscheint mir, dass wir Danton Menschen beiderlei Geschlechts vorführen können", schloss Jothadún. „Danton wird auf ihren Anblick unterschiedlich reagieren."
„Das sagst du, Effremi?"
„Dieser Meinung ist Imarit Enkaraqon ebenfalls."
„Dann bin ich einverstanden. Der Sternenozean von Jamondi und der Hayok-Sternhaufen sind nicht zu weit von unserer Position entfernt. Ich schicke sofort einen Traitank in den Einsatz. Eine ausreichende Zahl von Terranern nach CRULT zu holen bereitet keine Schwierigkeit.
6.
Mit beiden Händen fuhr Reginald Bull durch das rote Stoppelhaar. Aufreizend langsam lehnte er sich zurück, schaute zu dem Offizier auf, der abwartend vor ihm stand, und verschränkte die Hände im Nacken. „Nein!", sagte er.
Sein Gegenüber war Pilot einer Aufklärungs-Jet. Ein hervorragender Mann, aber auch ein Draufgänger. „Reginald, ich denke..."
Der Minister für Liga-Verteidigung beugte sich wieder nach vorne. Sein Blick wurde eine Spur härter. „Wenn ich nein sage, meine ich auch nein.
Und ganz gewiss werde ich nicht über diese Entscheidung diskutieren. Das Risiko eines bemannten Aufklärungsflugs ist zu groß."
Der Offizier nickte knapp. Trotzdem versuchte er es noch einmal: „Die Jet stürzt mit aktivierten Anti-Ortungssystemen aus dem Linearraum zurück - schneller Passageflug, Ortung mit allem, was wir aufzubieten haben, und erneuter Eintritt in den Überlichtflug ..."
Reginald Bull schwieg jetzt. Er schaute den Mann nur an und schürzte die Lippen. „Es war ein Vorschlag ..."
„Genau so habe ich das aufgefasst. Ich werde darauf zurückkommen, sobald akuter Bedarf für einen selbstmörderischen Aufklärungsflug besteht. Aber warum soll ich Menschenleben riskieren für etwas, das die Sonden annähernd gut können?"
Der Offizier nickte ihm zu, wandte sich um und verließ die Hauptzentrale so steif, als habe er ein Lineal verschluckt.
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