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2345 - Im Clateaux der Zeiten

Titel: 2345 - Im Clateaux der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jedoch fest im Lauf von Jahrmillionen hatte sich das Plateau ein Stück in sich selbst gedreht. Das Clateaux der Zeiten lag nicht mehr exakt im Süden, sondern war im Uhrzeigersinn ungefähr dreißig Grad nach Westnordwest gewandert.
    Der Antigrav-Projektorstrahl setzte sie außerhalb des Quadrats auf dem ungefähr hundert Meter breiten, pflanzenfreien Streifen ab, der entlang des Clateaux verlief. „Sieh nur!" Mengo Soffix deutete nach Nordosten, wo das Hochgebirge und das rund vier Kilometer höhere Zentralmassiv aufragten. Die Lichtsäule war selbst auf die weite Distanz von tausend Kilometern zu erkennen und in ihr die goldene Spirale, die sich in den Himmel schraubte und an den Wolken endete.
    Auf dem Gesicht des Schohaaken erschien ein verklärtes Lächeln. „Einmal in meinem Leben wollte ich diesen Anblick genießen.
    Jetzt tue ich es und weiß nicht, ob es tatsächlich das erste Mal ist ..."
     
    *
     
    Seit er seinen Fuß auf die Oberfläche Oaghonyrs gesetzt hatte, lastete der Druck der Verantwortung wie ein riesiges Gebirge auf Kantirans Schultern. Er wünschte sich plötzlich, nicht von Terra aufgebrochen zu sein. Einen Gedankenschritt weiter rückwärts fragte er sich, wieso er der Organisation der Friedensfahrer überhaupt beigetreten war.
    Etwas stimmt nicht! Bisher war ich doch Feuer und Flamme! Und jetzt hielt er es hier kaum noch aus.
    Warum bin ich hier?
    In Gedanken rekapitulierte er, was der Nukleus ihnen am Hang auf der Isla Bartolomé gesagt hatte. Es ging darum, die entstehende Negasphäre in Hangay zu stoppen und diese Entwicklung umzukehren. Dazu brauchten sie Hinweise, wie es ARCHETIM vor langer Zeit gelungen war, eine Retroversion zu schaffen und die sich bildende Negasphäre zu zerstören.
    Deshalb bin ich hier Ich bin ein Spurensucher. Und der Schohaake an meiner Seite ist es auch.
    Kantiran lauschte in sich hinein, suchte nach Anzeichen von Ablehnung, nach dem Widerwillen, der bis vor wenigen Augenblicken in ihm gewesen war. Er war verschwunden. „Ich glaube", sagte er leise, „ich habe die Gewissensprüfung bestanden." Fast wie bei den Friedensfahrern.
    Der Schohaake hatte sich entfernt.
    Neugierig spähte er in die Schluchten des Clateaux der Zeiten. Kantiran ahnte, wonach er Ausschau hielt. In den Straßen und Gassen hatte es damals Zehntausende „versteinerte" Schohaaken gegeben, die sich einer Art Prozess der Mumifizierung unterzogen hatten, damit ihr Bewusstsein zumindest teilweise am Leben blieb und jedem Besucher des eigenen Volkes ein Stück der Geschichte erzählen konnte.
    Von den steinernen Statuen der Schohaaken war weit und breit nichts zu sehen. „Das ist die Clateauxstadt, ganz sicher!", rief Mengo Soffix plötzlich. „He, was ist das?" Kantiran hatte eine Bewegung zwischen den kleineren Haus-Pyramiden bemerkt, die sich vom Rand des Clateaux ins Innere des Gebildes zogen.
    Bewegungen in dem alten Bauwerk bedeuteten Leben, aber auch Gefahr. „Mengo!", rief Kantiran. „Da kommt etwas auf uns zu!"
    Soffix brauchte ein paar Augenblicke, bis er es ebenfalls bemerkte. In weiten Sprüngen hetzte er heran. Die dünnen Beine versetzten seinen Körper dabei in schwankende Bewegung wie bei starkem Seegang. Kantiran hatte mit einem fliegenden Roboter oder etwas Ähnlichem gerechnet.
    Jetzt sah er eine Luftverwirbelung, eine Art Windhose von etwa zwanzig Metern Höhe und rund sechs Metern Durchmesser; die über das Clateaux strich und auf die beiden Besucher zuhielt. „Schnell weg!", pfiff der Schohaake angesichts der ihm unbekannten Bedrohung..
    Kantiran hielt ihn fest. „Keine Panik. Das Ding bewegt sich in Zeitlupe."
    Mit Schrittgeschwindigkeit erreichte die Windhose den Rand des Clateaux und nahm Kurs auf die beiden Männer. Sie wichen aus, kehrten in den Randbereich außerhalb des Clateaux zurück. Die Windhose folgte ihnen. Als sie einen Haken schlugen und später noch einen, benötigte das Gebilde eine Weile, bis es sich auf die veränderte Richtung eingestellt hatte. Seine Reaktionsgeschwindigkeit war extrem gering, eine unmittelbare Bedrohung für ihr Leben ging nicht davon aus.
    Soffix blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. „Kantiran, das ist ein Lebewesen!", stieß er hervor. „Kannst du mir sagen, wie ich darauf komme?"
    „Nein, aber ich empfinde es ebenso.
    Erinnere dich an meine Aversion von vorhin, dieses Gelände zu betreten. Sie verschwand erst, nachdem ich in Gedanken unseren Auftrag rekapituliert hatte."
    Die Windhose - war sie eine Art Wächter?

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