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235 - Auf dem sechsten Kontinent

235 - Auf dem sechsten Kontinent

Titel: 235 - Auf dem sechsten Kontinent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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fühle. Wenn du gehört hättest, wie Nimue über mich geredet hat! Als wäre ich ein dressiertes Tierchen, das sie springen lassen kann, wie sie will.«
    »Das ist doch nichts Besonderes«, grinste Aruula. »Ich halte das genauso mit dir.« Ihre Hand glitt zu seiner Körpermitte. »Spring auf, mein kleiner Held! Und jetzt steh! Mach Männchen! So ist es brav…«
    »Das ist kein Spielzeug!«, ächzte Matt, dem das Blut in den Kopf und sonst wo hin schoss.
    »Doch, doch…«
    ***
    Der Morgen graute. Etwas verkatert kam Matt auf die Beine. Er lugte durchs Fenster und sah Nebelschwaden, die sich schwer über die Felder gelegt hatten.
    Juri trat neben ihn, grüßte und streckte sich. »Das war ein seltsamer Abend, nicht wahr?«
    »Wir sollten über deine Gäste sprechen«, sagte Matt leise. »Über die Gadgets.«
    »Nein«, widersprach Juri heftig.
    »Aber ich sehe doch…«
    »Ich sagte: nein! Da gibt es nichts zu bereden. Kümmere dich um deinen eigenen Kram! Im Übrigen wäre es mir recht, wenn Aruula und du möglichst bald weiterziehen würdet.«
    »Du weißt, dass ich eure Hilfe benötige. Wie sonst sollte ich euer kleines Inselreich verlassen?«
    »Kehrt dorthin zurück, woher ihr gekommen seid. Das wäre für alle Beteiligten das Beste.« Juri drehte sich abrupt um. »Du scheinst ein ehrlicher und netter Kerl zu sein, Matt, aber du riechst nach Schwierigkeiten. Du mischst dich in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen. Du kannst meine Gastfreundschaft für ein oder zwei weitere Tage genießen, wenn du und Aruula helft, die Spuren des gestrigen Gelages zu beseitigen und mir bei der bevorstehenden Weizenernte zur Hand geht. Dann aber möchte ich, dass ihr verschwindet.«
    »Du hast Angst«, sagte Matt ruhig.
    »So ist es. Ich habe Angst vor deiner Neugierde. Du bringst Dinge zur Sprache, die besser unerwähnt bleiben.« Juris Gesichtsausdruck wirkte mit einem Mal gequält. »Siehst du denn nicht, was geschieht, wenn meine Familie zu sehr im Brennpunkt der Geschehnisse steht? Du hast es leicht; du ziehst einfach weiter, während wir die Konsequenzen deines Tuns ausbaden müssen…«
    »Ich habe den Verlockungen der Gadgets widerstanden«, unterbrach ihn Matt. Er sprach so leise, dass die eben erst erwachte René, die mit verschlafenem Gesicht das Frühstück bereitete, nichts hören konnte.
    »Du hast was?« Juri wurde puterrot im Gesicht.
    »Nanette wollte, dass ich noch diese Nacht ihrem Clan folgte. Ich habe mich geweigert.«
    »Unmöglich!«, stieß Juri hervor. Er erschrak vor seiner eigenen Heftigkeit und blickte sich erschrocken in der Hütte um. »Es ist noch keinem Mann gelungen, sich Nanette und ihrer Höllenbrut zu widersetzen.«
    »Die Gadgets beherrschen euch seit mehr als fünfzig Jahren. Sie kennen jeden einzelnen Außenländer und wissen ganz genau, wie ihr tickt. Sie wissen um eure Stärken und Schwächen, sie achten penibel darauf, dass ihr ihrem Würgegriff unter keinen Umständen entkommen könnt. Von Geburt an steht ihr unter Bewachung. Wahrscheinlich war Anette deine erste Frau, nicht wahr? Oder war es Babette?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Matt fort: »Dieses Regime ist schlimmer als viele andere, die ich gesehen und erlebt habe. Denn die Gadgets schwächen euch zusehends. Sie nehmen euch Kraft und Intelligenz, sie sorgen dafür, dass ihr die Abgeschiedenheit sucht und jegliches Interesse an eurer Umwelt verliert. Ist euch denn bewusst, wie viel Wissen während der letzten Jahrzehnte verloren ging? Wie konnte es geschehen, dass die Nachfahren hochbegabter Wissenschaftler und Forscher, die sich über die dunklen Jahrhunderte hinweg gerettet haben, binnen dreier Generationen zu braven Jasagern wurden? Zählt denn für euch nichts mehr außer euren Erträgen? Wollt ihr denn nicht wissen, was sonst noch in der Welt vor sich geht?«
    Erschrocken hielt Matt inne. Sein Temperament war mit ihm durchgegangen. Er sagte Sachen, die er besser für sich behalten hätte.
    Juri ballte die Hände zu Fäusten, atmete tief durch, wirkte so, als wollte er jeden Moment auf ihn losgehen. »Du hast ja keine Ahnung!«, stieß er schließlich hervor.
    »Und ob ich die habe! Meinst du denn, ich hätte nicht die Kräfte der Gadget-Frauen am eigenen Leib verspürt?«
    »Es ist nicht nur das«, flüsterte Juri. »Es hat im Laufe der Jahre immer wieder Menschen gegeben, die sich diesen Furien verweigerten. Sie alle fielen ›Unglücksfällen‹ zum Opfer oder verschwanden spurlos. Der Franke räumt

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