23,5 cm harte Arbeit: Mein Leben als erfolgreichster deutscher Pornodarsteller (German Edition)
drei Wochen das Wochenende bei mir verbringt, denn unser Kleiner hat ein Recht auf seinen Papa.«
Irgendwie schienen meine Worte den Richter zu überzeugen. Er nickte.
»Aber unser Sohn darf nie bei ihm übernachten«, rief Silke sofort. »Und es muss immer eine dritte Person anwesend sein.«
Der Richter sah erneut zu mir. »Wann, wie und wo üben Sie Ihre Darstellertätigkeiten aus? Auch zu Hause?«
»Nein«, erklärte ich, »sie finden ganz normal in irgendeiner Location statt, die von einer Firma gebucht wird. Die Drehs werden meist in der Zeit zwischen 10 und 18 Uhr durchgeführt.«
»Und was machen Sie abends?«
»Abendessen, Fernsehen und ab und an mal Sport – normale Dinge halt.«
»Sie drehen nicht die ganze Nacht durch mit unzähligen Frauen bei sich zu Hause?«
»Nein, wir schlafen nachts wie alle Menschen«, antwortete ich. Dann erzählte ich ihm, dass die Darstellerinnen teilweise auch Mütter seien und die Produzenten auch Familien hätten. Es sei ein Beruf wie jeder andere.
Silke protestierte.
Der Richter fiel ihr ins Wort. »Ich sehe keinen Grund, Herrn Zühlke das Umgangsrecht zu verwehren.« Er beäugte Silke. »Mir scheint vielmehr, Sie sind voll von gekränkter Eitelkeit und voller Hass.«
Er beschloss, dass mein Sohn alle 14 Tage von Samstagmorgen bis Sonntagabend bei mir sein durfte. Außerdem sollte ein Elternteil ihn bringen und der andere ihn abholen. Weihnachten sollte er einmal bei seiner Mutter sein und das nächste Jahr dann bei mir. Der Richter verlangte darüber hinaus, dass wir uns selbst über weitere Details des Umgangs einigten – etwa über Treffen außerhalb dieser festgelegten Zeiten.
Erleichtert verließ ich den Gerichtssaal. Noch auf dem Flur holte Silke mich ein.
»Das kannst du alles vergessen«, fauchte sie mich an. Ich war in ihren Augen der Schuldige, und ja, ich hatte durch mein Verhalten ihr Vertrauen verloren. Aber ich war nun mal Pornodarsteller, und warum sollte ich nicht eine normale Vaterrolle einnehmen dürfen?
Tatsächlich war mein Sohn in den Monaten nach der Verhandlung nur entweder samstags oder sonntags bei mir, niemals über Nacht. Auch musste ich ihn immer abholen und wieder zurückbringen. Es dauerte fast ein Jahr, bis meine Exfreundin endlich eine Übernachtung erlaubte.
Wann immer mein Sohn bei mir zu Besuch war, vermied ich Gespräche, die mit meinem Beruf zu tun hatten. Wenn ich Termine und Drehs zu regeln hatte, tat ich dies spät am Abend, wenn er bereits im Bett lag. Der Tag gehörte uns beiden. Wir kuschelten viel, denn mein Sohn ist wie ich ein Mensch, der sehr viel Liebe braucht. Zum Abschied sagte er mir jedes Mal: »Ich möchte gerne für immer bleiben.«
Ein schöner Gedanke, dachte ich, der nur ein schöner Traum bleiben wird.
»Und was ist mit deiner Mama, die dich über alles liebt?«, fragte ich. »Die kannst du nicht alleine lassen. Sie wäre sehr traurig.«
Er sah mich mit großen Augen an.
»Weißt du was? Wenn du das nächste Mal Ferien hast, dann kommst du wieder und wir haben ein oder zwei schöne Wochen, was hältst du davon?«
Er umarmte mich und sagte: »Drei!«
Doch es kam nie zu den drei Wochen. Bis heute war er auch noch nie zum Weihnachtsfest bei mir. Selbst seine Einschulung hätte ich um ein Haar verpasst. Nur zufällig erfuhr ich davon. Sofort meldete ich mich bei meiner Exfreundin. »Auf keinen Fall kommst du zur Einschulung«, sagte sie am Telefon. »Du tickst doch nicht mehr ganz rund.«
Ich blieb ruhig, wie ich es immer bin, wenn es sehr ernst wird. Freundlich bat ich sie darum, meinen Sohn am Einschulungstag besuchen zu dürfen.
»Nie im Leben!«, schimpfte sie.
»Er wird nur einmal im Leben eingeschult«, erklärte ich.
»Nur über meine Leiche!«
»Warum?«, wollte ich wissen. »Was ist so schlimm, wenn ich zur Einschulung komme?«
»Du!«, blaffte sie. »Wenn die anderen Eltern dich erkennen, dich als Pornodarsteller, und dies ihren Kindern erzählen – das will und kann ich unserem Sohn nicht antun. Er wird ausgegrenzt und gehänselt werden. Jeder weiß, dass ich mal mit dir zusammen war. Und den Kleinen machen sie dann fertig.«
Für eine Weile blieb ich still. Ich verstand ihre Ängste sehr gut, und ich verurteilte sie nicht dafür. Was sie auch machte, sie tat es aus Selbstschutz und als Schutz für unseren Kleinen. Doch indem sie meine Vaterrolle beschnitt, riskierte sie auch, dass mein Sohn unter der Trennung litt.
»Pass mal auf«, sagte ich, »entweder ich werde den Leuten
Weitere Kostenlose Bücher