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23,5 cm harte Arbeit: Mein Leben als erfolgreichster deutscher Pornodarsteller (German Edition)

23,5 cm harte Arbeit: Mein Leben als erfolgreichster deutscher Pornodarsteller (German Edition)

Titel: 23,5 cm harte Arbeit: Mein Leben als erfolgreichster deutscher Pornodarsteller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Brandhurst , Michael Zühlke
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denn los mit dir?«, sorgte sich meine Mutter.
    Mein Bruder schluchzte bloß.
    Ich rieb mir gähnend die Augen. »Der hat wohl was Schlimmes geträumt.«
    Meine Mutter tröstete ihn. Ich lachte in mich hinein.
    Mein Gefühl der Genugtuung währte nicht lange, denn natürlich blieb mein Bruder Papas Liebling. Für mich hatte mein Vater nur Verachtung übrig – und immer öfter Schläge. Mal, weil ich abends auf meinem Zimmer zu laut war, während mein Vater nebenan zu schlafen versuchte, da seine Schicht morgens um vier begann. Mal, weil ich auf dem Heimweg mit Schulfreunden trödelte und deshalb zu spät zum Mittagessen kam. Mal, weil ich beim Spielen im Garten die Zeit vergaß und nicht rechtzeitig zum Abendbrot erschien.
    Ich vergaß sehr oft die Zeit, denn in jeder freien Minute verdrückte ich mich in mein Zimmer, wo ich meine Ruhe hatte. Ich verteilte meine Indianer- und Cowboyfiguren über die ganze Wiese und beschoss sie mit Gummis. Manchmal klaute ich aus dem Nähkästchen meiner Mutter einige Nadeln, die ich wie Indianerpfeile in die Cowboys bohrte. Natürlich pinselte ich die Figuren entsprechend rot an, denn wenn sie schon verletzt waren, sollten sie bitteschön auch bluten. Und während ich fröhlich pinselte, tropfte die Farbe auf mein Bett und auf den Teppich und spritzte zu allem Übel auch gegen die weißen Gardinen. Natürlich setzte es für dieses Malheur abermals Ohrfeigen. Diesmal langte mein Vater jedoch so heftig zu, dass ich von zu Hause fortlief.
    Ich suchte Zuflucht auf einem großen Baum im Wald. Hier würde ich fortan wohnen, beschloss ich. Ich wollte nie wieder nach Hause, wo mich sowieso niemand liebte.
    Nach ein paar Stunden wurde mir allerdings langweilig im Wald. Trotzdem traute ich mich nicht heim. Was tun? Kurzerhand suchte ich meine Großeltern auf und erzählte ihnen, was vorgefallen war. Meine Oma brachte mich nach Hause, wo sie meinem Vater ins Gewissen redete. Vergeblich.
    Manchmal schlug er mich, weil meine Fingernägel dreckig waren oder weil ich im Haus keine Pantoffeln trug. Weil ich vergaß, die Tür zu schließen. Weil ich mein Mittagessen nicht aufgegessen hatte. Weil ich meine Haare nicht kämmte oder weil ich meine Zähne nicht lange genug putzte. Mein Vater fand immer einen Grund, mich zu verhauen, und irgendwann brauchte er nicht einmal mehr einen Grund dafür, um mich zu schlagen. Es genügte, wenn ich zufällig im Flur stand, und er holte mit der Hand aus, mit dem Gürtel oder mit anderen Gegenständen, mit denen er seinen Frust an mir auslassen konnte.
    Aber Frust weshalb? Damals begriff ich es nicht. Heute weiß ich: Mein Vater war zutiefst unglücklich. Er hasste seine Arbeit, die ihn nicht befriedigte. Er war mit einer Frau verheiratet, die er nicht mehr liebte. Er hatte Kinder am Hals, die ihm eine Last geworden waren. Für ihn schien sein ganzes Leben verpfuscht. Der Alkohol, den er außerdem in sich hineinkippte, machte seine Situation nur noch schlimmer, jeden Monat ein bisschen mehr. Und jeden Monat verlor er ein bisschen mehr seine Hemmungen.
    Längst lebte ich in ständiger Angst vor ihm. Nie wusste ich, wann mein Vater sich das nächste Mal an mir auslassen und wie schlimm es werden würde.
    »Jetzt reicht’s«, mischte sich meine Mutter eines Abends ein, als mein Vater mich windelweich geprügelt hatte.
    Sie zuckte zusammen, als er die Hand auch gegen sie richtete. An jenem Tag hielt er sich noch zurück. Später schlug er auch sie. Und meinen Bruder.
    Irgendwann, da war ich zehn, waren seine Attacken zur Normalität geworden. Ich verspürte nicht einmal mehr Schmerzen. Sie waren mir egal, ja ich wollte sogar, dass mein Vater noch heftiger zuschlug. So heftig, dass ich sterben würde. Ich dachte oft darüber nach, wie ich mein Leben denn wohl am besten würde beenden können. Ich fand keine Antwort.

Kapitel 3

Wettkampf
    Die Schläge meines Vaters waren das eine, seine ständigen Demütigungen und Benachteiligungen etwas anderes. Daher beschloss ich irgendwann, mir all das, was mir Freude bereitete, selbst zu beschaffen. Ich begann zu arbeiten.
    In der Nachbarschaft ging ich von Tür zu Tür und bat um leere Gläser, Flaschen und um Papier, die ich gegen ein paar Pfennig im Altstoffhandel ablieferte. Außerdem putzte ich die Wohnungen alter Menschen und erledigte für sie die Einkäufe. Das waren einträgliche Jobs, die ich das ganze Jahr über ausübte.
    Sobald im Frühjahr die ersten Baumzweige ausschlugen und in den Gärten die Blumen zu blühen

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