2351 - Die gefallenen Mächtigen
Schlieren über die körnige Oberfläche und zerrten die noch immer nicht vollständig enträtselte Substanz offenbar mit. Wirbelnde Tornadoschläuche bildeten sich, und je schneller sie wirbelten, desto mehr der Substanz schienen sie einzusaugen, und je mehr Substanz sie einsaugten, desto schneller schienen sie zu wirbeln. Dann blitzte der schwarze Mahlstrom hell auf und verschwand, und stattdessen erschien der reich facettierte, fast kugelförmige, genau 1126 Kilometer durchmessende Diamant, der wie zuvor in übergyshanianischem Glanz erstrahlte.
Im nächsten Moment sah sie die winzige blaue Walze, die den Dom verließ. „Unsere Truppen sind bereit!", sagte der Burgherr. „Sie werden das fremde Schiff ..."
„Nein", sagte Inkendyare. Sie musste sich eingestehen, dass sie einen Moment lang auch auf die Truppen gesetzt hatte, hauptsächlich auf die schlangengesichtigen Morgotha Aldaer. Doch als lediglich die kleine blaue Walze aus dem Dom geflogen kam, hatte sie diese Hoffnung verloren.
Wer auch immer sich im Dom Oquaach aufhielt, er wusste, wie sich die Lage entwickelt hatte. Und wenn er nicht mit einer Armee kam, um die Truppen der Göttlichen Weisen zurückzutreiben, musste er überzeugt sein, dass ihm dies auch mit den Machtmitteln seines kleinen Schiffs gelang. „Nein", wiederholte sie. „Von unseren Truppen ist die blaue Walze nicht aufzuhalten. Condeziz soll sofort zu mir kommen."
Jetzt ist er unsere einzige Chance. Er mit seiner schmeichelnden, hypnotischen Stimme ...
*
„Srivonne", sagte der geflügelte Herold. „Ich freue mich, den Emissär der Kosmokraten endlich einmal persönlich kennen zu lernen ..."
Der humanoide Roboter hob eine Hand und richtete sie auf den Herold, und Condeziz verglühte in sonnenhellem Feuer.
Nach wenigen Sekunden war nicht einmal Asche von ihm zurückgeblieben. „Mich kann er nicht in seinen Bann schlagen", sagte der Emissär. „Und auch du kannst dir jegliche Worte sparen, Inkendyare. Deine Zeit ist vorüber, deine Macht verloren. Du bist festgenommen und wirst bist auf weiteres dieses Turmzimmer in der Burg Oquaach nicht verlassen."
Inkendyare rang um Fassung. „Was wird nun geschehen?", fragte sie mit aller Würde, die sie aufbringen konnte. „Ich werde über dich Gericht halten, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Und ich werde die fremden Völker ans Eudoccia vertreiben und Helfer ausschicken, die sich auf die Suche nach neuen Gouverneuren machen werden. Sobald ich geeignete Personen gefunden habe, werden sie den Gyshanian verkünden, dass deine Schreckensherrschaft beendet ist."
*
„Seltsam", murmelte Nuskoginus, der sich in seinem QUELLTRÄGER irgendwo im Universum im Einsatz für Leben und Intelligenz befand, „warum lässt er nicht den RUF erklingen und mich auf den Berg kommen, wenn er mit mir sprechen will?"
„Was?", fragte Enkarzis, der gerade erst aus einer Welt aus kristalliner Psi-Materie, die er mit großer Geduld und Ausdauer geschaffen hatte, in die Zentrale gekommen war.
Der Mächtige deutete auf ein Holo. „Diese kleine blaue Walze dort ist das Raumschiff Srivonnes, des Emissärs der Kosmokraten.
Und er verlangt Einlass in den QUELLTRÄGER. Diesen habe ich ihm gestattet."
Plötzlich klang die Stimme des Herolds nicht mehr schmeichelnd und einfühlsam.
Plötzlich schwang Angst, ja sogar Panik in ihr mit. „Ein Beiboot", sagte er. „Bei allem, was dir heilig ist, um unserer Freundschaft willen ... du musst mir ein Beiboot zur Verfügung stellen, mit dem ich ..."
Nuskoginus hörte die Worte, verstand sie aber nicht. Einen Moment lang verstand er überhaupt nichts mehr. Nicht, was hier vorging, nicht, wieso Enkarzis die Flucht zu ergreifen versuchte, nicht, wieso Srivonne ihn sprechen wollte. Sein Geist verwirrte sich, und als der Emissär dann per distanzlosen Schritt den Zentralbereich des QUELLTRÄGERS betrat,. spürte der Mächtige, dass ihm die Kontrolle über das Schiff verloren ging.
In dieser Sekunde war Nuskoginus nur eins klar: Er hatte seine Macht verloren.
Der humanoide Roboter erblickte Enkarzis, hob wortlos eine Hand und richtete sie auf ihn, und der Herold verglühte in sonnenhellem Feuer. Nicht einmal Asche blieb von ihm zurück.
Nuskoginus spürte, wie ein Schleier von seinem Geist zu fallen schien. Was habe ich getan?, dachte er.
Srivonne sah ihn an. „Du hast den QUELLTRÄGER für Missionen missbraucht", schien er Nuskoginus' unausgesprochene Frage zu beantworten, „deren Sinn dir nicht
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