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2351 - Die gefallenen Mächtigen

Titel: 2351 - Die gefallenen Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in die Luft. Ihre Lippen bewegten sich unablässig, in einer ewigen Litanei, doch kein Ton drang über sie.
    Sie ist wahnsinnig geworden, dachte Nuskoginus. Die Demenz hat sie eingeholt und ihren Verstand zerrüttet, wie das Alter selbst ihren Körper zerstört hat, so gründlich und nachhaltig, als wolle die Zeit jetzt nachholen, woran man sie all diese Jahrtausende gehindert hat.
    Er sah zu seinen sechs Gefährten hinüber.
    Ein jeder wich seinem Blick aus.
    Lediglich Srivonne erwiderte ihn, aber mit einer Ausdruckslosigkeit, die Nuskoginus nicht den geringsten Raum für Deutungen ließ.
    Ohne den Emissär um Erlaubnis zu fragen, trat er schließlich vor, ging zu ihr. Als spüre Inkendyare seine Nähe, drehte sie den Kopf zu ihm, und ihr Blick wurde plötzlich wieder klar. „Haben ..." Er konnte sie kaum verstehen.
    Ihre Stimme war eine dunkle Ammoniakverunreinigung am Horizont. „Haben ... die wahren Mächtigen ... ihre Erfüllungsgehilfen geschickt ... ihre Büttel ... um ihren Triumph ... vollständig zu machen?"
    „Inkendyare", flüsterte er, und sie sah ihn unentwegt an, und in ihrem Blick schwang etwas, das er nicht deuten konnte ... Hass, Verachtung, hauptsächlich aber Angst, schreckliche Angst. Und er streckte die Hand aus und berührte sie, und sie zerfiel zu feinem, porösem Staub, der zwischen seinen Fingern auf das Medobett rieselte. „Explosiver Zellverfall." Srivonne trat neben ihn an das Bett und betrachtete, was von Inkendyare übrig geblieben war.
    Wie grausam, dachte Nuskoginus. Wie grausam ist es von ihm, uns just in diesem Augenblick hierher zu bringen, damit wir das mit ansehen müssen. Denn dass sie rein zufällig ausgerechnet jetzt hier eingetroffen waren, konnte er nicht glauben. Und dass die ehemalige Göttliche Weise rein zufällig genau in dem Augenblick gestorben war, da er sie berührt hatte, auch nicht.
    Srivonne drehte sich zu ihm um und sah ihn kalt an. „Über Inkendyare kann nun nicht mehr gerichtet werden", sagte er. „Wohl aber über euch, die sieben Mächtigen."
     
    *
     
    Hier hat es begonnen, dachte Nuskoginus, und hier endet es.
    Er stand erneut in der riesigen Halle aus Kristallen des Doms Oquaach, aber diesmal war er nicht allein' wie damals bei seiner Weihe. Diesmal standen seine Gefährten neben ihm, Kafug, Konferge, Deltoro, Unscrow, Dumgard und Karrillo, die ehemaligen Mächtigen.
    Die gefallenen Mächtigen.
    Auch den noch immer in seiner maschinellen Starre befindlichen Aquinas hatte Srivonne hierher gebracht; er stand aber ein Stück abseits von ihnen. Aquinas der Unfehlbare, wie er sich ihnen vor einer halben Ewigkeit vorgestellt hatte.
    Gäbe es bloß eine Möglichkeit, die Zeit rückwärts laufen zu lassen, dachte Nuskoginus und sah hoch zur Hallendecke, doch jetzt tobten unter ihr keine Wirbelstürme, bildeten sich keine Tornadoschläuche, die die Kristalle aus den Wänden zerrten. Jetzt wirkte sie nur noch starr und kalt. Eiskalt.
    So kalt wie Enkarzis.
    Srivonne trat einen Schritt vor. „Ihr habt versagt", dröhnte seine Stimme durch den Dom. „Ihr habt nicht nur selbstgerecht gehandelt, habt nicht nur euer Ego über die Aufgabe gestellt. Letztlich habt ihr mitgeholfen, die Chaotarchen mit einer neuen Waffe zu versorgen!
    Ihr habt in Eudoccia dem Bau einer gewaltigen Flotte zugesehen, die im Auftrag der negativen Superintelligenz KOLTOROC noch unendliches Leid anrichten wird.
    Und ihr habt mit Hilfe der QUELLTRÄGER Spezies gefördert, die aus gutem Grund zu Degeneration und Nieder- gang vorgesehen gewesen waren."
    Er schwieg kurz, legte den Kopf schräg, als lausche er einer Stimme, die nur er hören konnte. „Hiermit verurteile ich euch", fuhr er dann fort, „die sieben ehemaligen Mächtigen von Eud'y-Asor-Jaroso, zu Ewiger Strafe.
    Nuskoginus, Kafug, Konferge, Deltoro, Unscrow, Dumgard und Karrillo werden in Ysalin Afagour gegossen, um kommenden Zeitaltern zu künden, welches Schicksal denen droht, die sich gegen die Hohen Mächte stellen oder sich vom Chaos verführen lassen."
    Der Emissär drehte sich zu dem Roboter um, der die Mächtigen so oft auf dem Berg in Empfang genommen hatte. „Zu den gebrandmarkten Mächtigen gehört einer, der sich in der Sache sicher wähnte.
    Aquinas, der das alles die ganze Zeit über nicht bemerkt hat. Aquinas der Fehlbare."
    Vor den Augen des entsetzten Nuskoginus begann der Körper des Roboters zu zerfließen und sich umzugruppieren. Große Teile der Substanz rutschten, kletterten und schwammen an Stellen, an

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