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2352 - Griff nach Drorah

Titel: 2352 - Griff nach Drorah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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diesem Moment jaulte und fauchte die staubgeschwängerte Glutwolke heran, sog sämtlichen Sauerstoff aus dem Raum und wütete auf dem Platz und zwischen den Häusern weiter. Der Beschuss hatte aufgehört. Die Schreie der Flüchtenden und Verletzten drangen dumpf durch das Kunststoffmaterial der Schutzmasken. Jere vermochte nicht zu erkennen, ob Solina aus der Bewusstlosigkeit erwacht war; jedenfalls atmete die 53 Jahre alte Akonin scheinbar tief und regelmäßig.
    Unbestimmte Zeit verging. Jere wartete auf den nächsten Akt des Kampfes. Er war bereit, aufzuspringen und in die unbekannte Tiefe des Restaurants oder in die Keller des Gebäudes zu flüchten. Er brauchte sich nicht vorzustellen, wie der Gegner zu handeln hatte. Er hörte und spürte es.
    Ein Traitank war über dem Schauplatz des Gefechts erschienen, in seinem Gefolge Kampfgleiter voller Mor'Daer und wahrscheinlich jener kleinen, schattenhaften „Kampfdinger", von denen eines soeben vom Energiekommando vernichtet worden war.
    Eine stille Wut, ein kalter, noch ungerichteter Hass nahm von Jere tan Baloy Besitz; langsam und unwiderstehbar.
    Der Traitank schien aus dein Himmel zu fallen, setzte seine Geschütze ein und zerstörte binnen einer halben Minute sowohl das schirmgeschützte Gebäude als auch alle Bauwerke ringsum, aus denen die Geschütze gefeuert hatten.
    Eine Glutorgie flammte fast gleichzeitig an mehr als zwei Dutzend Stellen auf, eine Energiehölle verbrannte Fassaden, Innenräume, Sterbende und Flüchtende, die sich schneller als harmlose Passanten bewegten - aber hier gab es keine harmlosen Stadtbewohner mehr -, ließ die uralten Bäume als aufflammende Fackeln zurück, bohrte sich durch grauen, schwarzen und violetten Rauch, durch stürzende Trümmer und zerreißende, zerschnittene Laufbänder. Der Lärm war unbeschreiblich.
    Das Gebäude, in dem sich Solina und Jere versteckten, vibrierte und schwankte.
    Verkleidungsteile prasselten von der Decke, Schränke und Einrichtungsteile fielen um, Verputz löste sich zu Staubwolken auf, Batterien von Gläsern, Flaschen und Geschirr klirrten und barsten in Scherbenhaufen; Getränke sickerten durch den Trümmerbrei und sahen aus wie Sturzbäche aus Blut.
    Ihr verfluchten Invasoren, dachte tan Baloy schweigend, in steigendem Hass und zunehmender Entschlossenheit. Es mag sich die Gelegenheit ergeben, dass ich gegen euch kämpfe. Und wenn - dann gnade euch das Universum!
    Feuer, Flammen, Glut und Rauch zogen vor den transparenten Scheiben der Atemschutzmasken vorbei. Handgroße Funken tanzten von der Straße herein und zwangen Jere zur Aktivität. Er schlug eine Menge glimmender Stellen in der Kleidung Solinas und bei sich selbst aus, löschte sie mit Tüchern, die er in unbeschreibliche Flüssigkeiten getaucht hatte, und fluchte unhörbar. Das Vibrieren des Hauses hörte nach einer kleinen Ewigkeit oder einer Viertelstunde auf.
    Jere atmete schwer. Dann betrachtete er die Außenwelt, zum ersten Mal seit langen Minuten. Er sah ein Bild des absoluten Schreckens. Ein etwa kreisförmiger Bereich der Stadt, vielleicht einen Kilometer im Durchmesser, war völlig verwüstet und bestand nur noch aus qualmenden Ruinen und brennenden Baumresten.
    Der Indikator der Maske blinkte aufgeregt. Grün. Ein durchdringender Summer. Er nahm die Maske ab und ließ sie achtlos in den Schutt fallen. „Oh Akon!" Er erkannte seine Stimme nicht wieder. „Ihr verfluchten Verbrecher!
    Ich zahl es euch heim. Und wenn ich selbst dabei draufgehe."
    Und er erkannte sich selbst nicht mehr.
    Besonnenheit und kluges Abwägen hatten bisher sein Leben bestimmt, bei jedem der vielen, oft gefährlichen Einsätze. Aber an diesem Tag spürte er kalte Mordlust, klar und kühl und langfristig wie das Wasser eines Gebirgssees, nicht verwirrend, heiß und kurzlebig wie die Flammenhölle, in der er sich befand. Er atmete tief ein und begann zu husten. Seine Augen tränten im ätzenden Dunst zwischen den angesengten Fassadenteilen.
    Verkohlte Gerippe der Bäume.
    Geschwärzte, halb zerschmolzene Fassaden mit Öffnungen, die an Höhlen gemahnten. Überall Tote; Körper in jedweder Verkrümmung. Verbrannte Hände, die zum Himmel deuteten. Der geschmolzene Teil eines Laufbandes hatte sich über einen Wall aus Opfern, Gleitertrümmern und zermalmten Gebäudetrümmern gelegt; eine hügelig modellierte Grabplatte ohne Inschriften.
    Ein Gleiter der Stadtpolizei stand, scheinbar unversehrt, in der Nähe des Eingangs. Die drei Insassen waren

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