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2352 - Griff nach Drorah

Titel: 2352 - Griff nach Drorah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weitergeht, haben wir bald auf ganz Drorah so etwas wie einen Rückfall ins barbarische Zeitalter, dachte die shaghominggeborene Historikerin.
    Die Zeichen dafür waren unübersehbar: Inmitten der 35-MillionenStadt stapelten sich Müll und Abfall und begannen zu stinken, wo keine private Initiative für Sauberkeit sorgte. Niemand schien klare Befehle geben zu können oder zu wollen.
    Resignation und Gleichgültigkeit breiteten sich überall aus, und nur wenige Akonen trauten sich, das Haupt zu recken und damit ihren Widerstand zu zeigen.
    Das Band endete. Solina und Jere ließen sich vom Strom der Passanten weiterziehen und warteten am Rand einer Gleiterpiste.
    Etwas wie ein flüchtiger Doppelschatten veranlasste sie, den Kopf zu heben. Über ihnen flammten Energiestrahlen auf.
    In der Flanke eines kantigen Hauses mit unauffälliger Kunststeinfassade schlugen in wenigen Metern Abstand, zwanzig Meter über dem Boden, schmetternde Detonationen ein. Sekundenbruchteile später hüllte sich das Gebäude mit peitschendem Lärm in Schutzschirme, in denen sich die Glutkerne, die Blitze und die brennenden Detonationsgase matt spiegelten. Wieder zeigten sich im Trümmerhagel zwei Energiestrahlen und an deren Ende zwei winzige, kugelförmige Schatten, die sich schräg aufwärts bewegten. Sie waren nur aus den Augenwinkeln wahrzunehmen, mehr zu ahnen, als zu sehen.
    Einen halben Atemzug später eröffneten in einem weiten Kreis um das Bauwerk Geschützstellungen das Feuer.
    Energieblitze und Donner zuckten und krachten zwischen den Gebäudefronten hin und her. In den tosenden Lärm mischten sich die Entsetzensschreie der Passanten.
    Solina fühlte, wie eine Hand ihren Oberarm packte und sie mit einem jähen Ruck zur Seite riss. Sie fiel taumelnd gegen den Exkommandanten. Gleichzeitig heulten Gleitermaschinen auf. „Vorsicht! In den Eingang dort drüben!", brüllte Jere tan Baloy. Um sie herum war das Chaos ausgebrochen, als einige der Strahlen aus den Energiegeschützen einschlugen. Mitten in der Luft erschien eine kugelförmige, weiß glühende Explosionskugel, die für einen Lidschlag eine runde Form zeigte und dann in tausend Teile zerfetzt wurde.
    Ein Gleiter heulte durch die Menge, traf mit der linken Flanke eine Steinsäule und ließ sie in lange Splitter zerbersten. Die Maschine wurde herumgerissen, und ihr Heck traf mit unausweichlicher Wucht die Hüfte Solinas. Der Aufprall schleuderte sie von Jeres Seite zwischen die Steintrümmer, während der Gleiter torkelnd, im Zickzackflug und im Regen glühender Trümmer, weiterraste. Passanten sprangen fluchend und kreischend zur Seite oder warfen sich zu Boden.
    Ein Hagelsturm aus Kunstglassplittern wehte wie ein Tornado zwischen den Wänden und Erkern. Sie hörte sich schreien, dann hüllte sie das Dunkel der Bewusstlosigkeit ein. Eine Wand brennender Gase fauchte durch die nächste Häuserschlucht heran.
     
    *
     
    Innerhalb eines Atemzugs begriff Jere tan Baloy plötzlich die volle Tragweite des Vorgefallenen. Das Energiekommando hatte den Gegner in eine Falle gelockt und versucht, ihn zu vernichten. Um zu erkennen, was jetzt die unausweichliche Folge sein würde, brauchte er nicht zu überlegen. Er handelte reflexhaft und blitzschnell; unzählige Stunden hatte er seinen Körper in künstlich erhöhter Schwerkraft trainiert.
    Die überlebenden Passanten flüchteten in alle Richtungen. Überfüllte Gleiter rasten davon. Verletzte schrien zwischen Trümmern oder flohen über reglose Körper hinweg, die sie mit ihrem eigenen Blut besudelten. Jere lud sich Solinas bewegungslosen, schlaffen Körper mit einem heftigen Ruck - ihm blieb keine Zeit! Die Glutwolke würde jeden Moment bei ihnen sein! - auf die Schulter und warf sich mit ihr in den Eingang eines Restaurants, dessen Scheiben fehlten.
    Andere Akonen kamen ihm entgegen, die die Sicherheit des Gebäudes in Panik verließen. Jere verspürte kein Mitleid mit diesen Narren, nur grenzenlose Erleichterung, als er nach einem schnellen Rundblick durch das Innere des verwüsteten Lokals das Sensorfeld in unmittelbarer Türnähe sah: Feueralarm.
    Jere ließ Solina zu Boden gleiten und hieb mit der Faust auf das Feld. Es würde keine Reaktion der Behörden erfolgen, aber aus bisher verborgenen Fächern in drei Wänden des Lokals kippten Atemschutzmasken und bliesen sich halb auf.
    Gedankenschnell schnappte er sich zwei der Masken, zerrte die erste über Solinas Kopf und Schultern und stülpte sich selbst die zweite über.
    In

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