2353 - Requiem für einen Mond
ging es, sonst nichts. Die vielleicht wichtigste und einzige Waffe gegen die Truppen der Kolonne durfte nicht in deren Hände fallen! „Lande auf der Plattform und organisiere einen anderen Gleiter", wies Taje seinen Nebenmann an. „Einen größeren für uns alle. Ich hole sie. Bete, dass ich sie überhaupt noch vorfinde."
„Was soll die Unkerei?", fragte Jere ärgerlich.
Taje machte sich zum Herausspringen fertig. Er zuckte die Achseln. Unkerei ... ja, er hoffte, dass es nur das war.
*
Nur zehn Minuten später waren sie wieder in der Luft. Jere saß auch jetzt wieder an den Kontrollen und steuerte ihr neues Fahrzeug auf Tajes Geheiß erst einmal nach Süden aus der Stadt hinaus auf die Bucht zu. Sie hatten kein klares Ziel, aber alles war jetzt besser als der Hexenkessel Konar. Sie brauchten einige Minuten Ruhe, um sich zu beraten.
Erst als sie einige Kilometer von der Metropole entfernt waren, die beiden flankierenden Halbinseln Garoth und Vairoor hinter sich, drosselte Jere die Fahrt und ließ den Gleiter in großem Bogen über dem Wasser kreisen. Alles war unverdächtiger als ein zielgerichteter, eilig erscheinender Flug. Sie waren nicht die Einzigen, die dem Chaos der Metropole entflohen waren. Die plötzliche Ruhe erschien fast unwirklich. Nur die hektischen Stimmen im Funk und die Traitanks am Himmel zerstörten jegliche aufkommende Illusion auf der Stelle.
Taje saß wieder neben dem Piloten. Jetzt drehte er sich zu den drei anderen um, die bisher schweigend auf der hinteren Sitzbank gesessen hatten. Aber in ihren Augen stand die Ungeduld zu lesen, sie und das Unverständnis für den übereilten Aufbruch.
Der Exagent ließ sie auf Erklärungen warten. Er sagte nur, dass sie die gesuchten Daten beschafft hatten und sie bei nächster Gelegenheit auswerten würden. „Und?", fragte er. „Habt ihr etwas für uns gefunden?"
„Wir hatten nicht die ganz große Auswahl", antwortete Ameda zynisch. „Aber wir hätten eine Wohnung in Kon-Anur anzubieten. Dort leben zwei unserer Freunde von der LAS-TOÓR, Kaana Alonso und ..."
„Du brauchst gar nicht weiterzureden", unterbrach Taje sie. „Zu gefährlich. Wir waren in dieser Orterstation des E-Kom.
Im Augenblick ist nicht auszuschließen, dass auch sie bald von der Kolonne gefunden wird. Wenn dann festgestellt wird, dass Jere und ich uns dort Informationen beschafft haben, stehen wir auf der Fahndungsliste ganz oben. Und von uns bis zur LAS-TOÓR ist es nicht weit.
Die Truppen der Kolonne werden also zuerst nach Akonen suchen, die auf dem Schiff mit dabei waren. Jeder von der LAS-TOÓR ist tabu."
Die Wissenschaftler hatten noch zwei Vorschläge in petto. Taje lehnte sie beide ab. „Dann sag du uns was", reagierte Hevror ta Gosz verärgert. „Du hast ja sowieso hier das Sagen. Ich wollte damit nur daran erinnern, dass das Haupt unserer Gruppe eigentlich immer noch Jere ist."
„Ich dränge mich nicht nach Ehren", versetzte Taje. „Es ...", sagte tan Baloy, „... mir ist gerade etwas eingefallen. Vielleicht könnte das passen."
„Lass, hören."
„Echnaricoll", meinte der ehemalige Kommandant. „Ihr kennt doch die Künstlerkolonie. Da leben alle möglichen schrillen Existenzen - Maler, Musiker, Netzkünstler, Filmemacher. Und Dichter und Philosophen. Also so ziemlich alles außer Raumfahrern oder Agenten."
„Die sich genau diese Annahme natürlich zunutze machen könnten, um dort unterzutauchen."
„Lass ihn doch ausreden, Taje", sagte Eniva. „Die Leute dort mischen sich so gut wie nicht in die Tagespolitik ein", fuhr Jere fort. „Und Echnaricoll liegt idyllisch außerhalb der eigentlichen Stadt, gleich hier an der Südspitze der Halbinsel Garoth.
Aufgrund der Wirren ist die Kolonie außerdem so gut wie verlassen."
„Wer sagt das?", wollte Karoon-Baal wissen. „Ich hab's gehört. Wenn ihr mich fragt, dann gibt's für uns keinen besseren Platz auf ganz Drorah. Wenigstens für einige Zeit."
Er drehte den Kopf und sah den schwergewichtigen Riesen an. „Damit ihr euren Willen habt und niemand sagen kann, Taje Karoon-Baal sei keinen vernünftigen Argumenten zugänglich", sagte der grinsend. „Also gut, versuchen wir's dort.
2.
Xölyar 4. August 1345 NGZ Das Erste, was Kare ta Ebrus wieder wahrnahm, waren das Summen von Aggregaten und vereinzelte Stimmen im Hintergrund. Er wartete, bis die schlimmste Übelkeit vorbei war, dann schlug er die Augen auf. Er erinnerte sich nur an Chaos und Schmerzen. Allmählich lichteten
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