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2353 - Requiem für einen Mond

Titel: 2353 - Requiem für einen Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seinen Dimensionen, blieb unberührt. Er hatte sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt und nicht einmal einen Schutzschirm aufzubauen brauchen.
    Der Exagent richtete sich auf und taumelte davon, bevor er wieder abhob. Diesmal wollte er nur noch fort, zurück zum Transmitter. Weg von allem, was er. nicht verstand. Die ganze Sinnlosigkeit seines Tuns wurde ihm mit einem Schlag klar. Er konnte alle Minen auf Xölyar zünden - und würde nichts gewinnen. Er würde der Kolonne nicht einmal wehtun.
    Signalgeber oder nicht, er vermochte rein gar nichts gegen das auszurichten, was hier geschah. Was hier passierte, würde passieren. Das Einzige, was ihm blieb, war die Flucht. Er hatte alles aufgezeichnet, was er gesehen hatte. Vielleicht fand er auf Drorah einen Sinn darin, endlich einen Anhaltspunkt.
    Doch etwas hatte sein blindwütiger Aktionismus bewirkt.
    Die Mor'Daer, die schlangenkopfartigen Soldaten der Kolonne, tauchten mit ihrem Gleiter auf. Sie waren auf einmal da, mussten von den Explosionen auf den Plan gerufen worden und seiner Fährte gefolgt sein. Es war ihnen offenbar leichtgefallen, er hatte die ganze Zeit damit rechnen müssen.
    Die Mor'Daer eröffneten sofort das Feuer.
    Taje wich aus, floh kopflos. Er schoss zurück, mehr blind als gezielt, ohne Hoffnung auf ein Entkommen. Er hatte alles riskiert, war am Ende kopflos geworden vor Verzweiflung, Angst und Hass. Er hatte gespielt und alles verloren.
    Jere, die anderen, es war vorbei. Der Albtraum ging zu Ende. Er ...
    Der Albtraum ging weiter.
    Irgendwann merkte Taje Karoon-Baal, dass es still geworden war, so ruhig wie vorher, trügerisch, unheimlich, schrecklich.
    Er richtete sich auf, drehte sich um, sah die toten Mor'Daer vor dem Wrack ihres offenbar explodierten Gleiters und fühlte erst jetzt die Schmerzen in seinem Rücken und der Seite.
    Sein erster Gedanke war, dass er von einem Trümmerstück des Fahrzeugs getroffen worden war. Dann sah er, dass es sich offenbar um einen Streifschuss aus einem Energiegewehr handelte. Er würgte, schrie fast vor Qual, innerer und äußerer, und betätigte den Schubregler des Schutzanzugs. Es war alles, was er noch tun konnte. Nein, er schaffte es sogar, die Mikropositronik auf den Transmitter zu programmieren. Er fühlte, wie er abhob und davongetragen wurde.
    Dann, endlich, umfing ihn gnädige Schwärze.
     
    * 12. August 1345 NGZ Der neue Tag nach galaktischer Zeitrechnung war angebrochen. Das hatte Jere 'tan Baloy einigermaßen bewusst wahrgenommen, denn er hatte dabei gedacht: Es könnte der letzte sein ...
    Er bewegte sich und sprach wie ein Schlafwandler, bekam kaum mit, was vorging. Er war wie ein Langstreckenläufer, der die letzten Kilometer vor sich hatte und vom Gedanken ans nahe Ziel aufrecht gehalten wurde. Mit jedem weiteren Meter, jedem Schritt wurde es weniger. Er lief wie eine Maschine. Und die Meter, das waren Akonen, die in dem Transmitterkäfig verschwanden. Frauen und Männer, meist so schwach, dass sie von den wenigen Gesunden gestützt werden mussten.
    Es war der Rest der Besatzung von CROFON-4, von ehemals achthundert Seelen. „Weiter", hörte er sich sagen. „Die nächsten zwei ..."
    „Wir schaffen es", sagte Elena Doraan. „Es sind nur noch wenige. Wir lassen keinen in dieser Hölle zurück - aber was erwartet uns auf Drorah?"
    Elena war zusammengebrochen, aber nicht bewusstlos geworden. Die jüngere Frau, Harana Molina, hatte sie aufgefangen und ihr geholfen, sich eine Injektion zu setzen.
    Elena Doraan würde vielleicht an den Spätfolgen der Überdosis sterben, aber bis dahin wollte sie das Unmögliche geschafft haben. Genau 287 Akonen lebten noch im Dock, und 287 wollte sie von hier wegbringen. Jere, nachdem er seinen Schock überwunden hatte, hatte ihr berichtet, wie er und Taje Karoon-Baal hierher gekommen waren. Er hatte von ihrer Gruppe geredet und von Echnaricoll und was sie von dort aus beobachtet hatten.
    Sie wiederum hatte geschildert, was mit CROFON-4 passiert war.
    Als sie fertig waren, gab es für Jere nur noch eins. Er wusste nicht, wie lange er hier, in diesem Chaos und angesichts des allgegenwärtigen Tods und Untergangs, auf seinen Freund warten konnte, sollte und durfte. Aber eines wollte er ganz bestimmt: jeden einzelnen Akonen aus diesem Wrack zum Transmitter bringen und nach Drorah schicken, der es auch nur irgendwie bis dorthin schaffte. Wenn sie den Planeten erreichten, konnten sie in dem halb leer stehenden Echnaricoll eine vorläufige Unterkunft finden.

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