Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2354 - Kolonnen-Geometer

Titel: 2354 - Kolonnen-Geometer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
kannten? Ihre Lanzen ruckten zur Seite und gäben den Eingang frei. „Ja, erzähl! Wie war es?", riefen die Jugendlichen. „Was hast du gesehen und gehört?"
    Er beeilte sich, ins Innere des Baus zu kommen. Die Jugendlichen folgten ihm. „Nicht mehr als ihr, denke ich." Er spürte ihre Irritation. „Hat das Zentrum euch keine Informationen übermittelt?
    Keine Bilder der Sequin-Doar?"
    „Nein!"
    Jaghiro blieb stehen. „Das verstehe ich nicht."
    Einen Augenblick stand er wie zu Fels erstarrt. Dann fing er an zu rennen, hinein in die gewundenen Röhren, die sich kunstvoll umeinander schlangen und aus dem Innern des Baus ein dreidimensionales Labyrinth machten. Ein Fremder hätte sich angesichts der zahllosen Schleifen, Durchgänge und Abzweigungen bald verlaufen und nie wieder hinausgefunden. Der zarte Schimmer der organischen Wandungen verströmte Wärme und Geborgenheit, die er nie im Leben auf Dauer missen wollte. „Allweise Mutter, ich bin wieder da!" Er passierte mehrere Quergänge, die sich wie Muschelhörner bogen und als Schall Verstärker dienten. Alles, was in den Außenbereichen gesprochen und geknistert wurde, erreichte die Räume der Anhörung tief im Innern des Baus. „Jaghiro, du bist sehr aufgeregt.
    Und dennoch scheinst du nichts erfahren zu haben", klang die Antwort aus allen Richtungen.
    Seine jüngeren Begleiter versteiften sich vor Ehrfurcht angesichts der mächtigen Schwingungen, ausgelöst von der Stimme der Stammmutter. Die Wandungen der Gänge und Röhren bebten vom plötzlichen, überraschten Atmen der obersten Brüterin.
    Jaghiro legte eine Zange zu. Sie wissen alle nichts von der Bildübertragung und von den Mitteilungen über unseren Flug. Warum nicht?
    Ein Schatten weit vorn im Gang ließ ihn innehalten. Von oben herab senkte sich ein Korb, den er nur vom Hörensagen kannte. „Nimm den Aufzug, Jaghiro!", verkündete die Stimme. „Aber Mutter ..." Der Aufzug führte unmittelbar in ihre privaten Gemächer.
    Im Fall einer Gefahr diente er der obersten Brüterin zur Flucht. Es handelte sich um eine ebenso traditionelle Einrichtung wie die Wächter am Eingang. „Ich komme, Mutter aller Eier!" Übervorsichtig kletterte er in den riesigen Korb, aus Angst, etwas zu beschädigen. Es gab einen Ruck, als der kunstvoll geflochtene Behälter abhob.
    Er schwankte hin und her, stieß mehrmals gegen die Wandung der Röhre, die nach oben durch die Decke und mehrere Etagengänge bis ins Reich der obersten Brüterin führte. Jaghiro taumelte hin und her, wagte es aus Ehrfurcht nicht, sich an dem glänzenden Material festzuhalten. Schließlich legte er sich flach auf den Boden. Das half.
    Als der Korb anhielt, hob der Oahm'- Cara zaghaft den Kopf. „Steig aus", zirpte ein junges Mädchen mit den hellgelben Zangenfarben einer Zofe. „Unsere Mutter erwartet dich schon."
    Hastig und viel zu umständlich kletterte Jaghiro hinaus. Um ihn herum ragten Büsche und Bäume auf, eine Landschaft wie auf einer Dschungelwelt. Hier war er noch nie gewesen.
    Gleichzeitig vermisste er den frischen, würzigen Geruch der Natur. In seiner Verwirrung benötigte er eine Weile, bis er die Idylle als Werk eines begnadeten 3-D-Künstlers entlarvte.
    Die Zofe führte ihn zwischen Ranken und Lianen entlang zu einer Lichtung, auf der ein überdimensionales Mooskissen lag. Das Mädchen entfernte sich, und Jaghiro Ackan wartete geduldig.
    Nach einer Weile bewegte sich das Kissen. Es raschelte und schmatzte.
    Zwischen den Flechten tauchten Antennen und eine Kugel auf. Jaghiro schüttelte den Kopf, um den Nebel vor seinen Facetten zu vertreiben. Die Kugel und die Antennen bildete er sich nur ein. Es handelte sich um den Kopf der Mutter mit ihren alles überragenden Fühlern. Das Kissen war ihr Körper. „Du bist verwirrt", stellte die oberste Brüterin fest. „Was ist geschehen?"
    Hastig berichtete er, was er im Kessel erlebt hatte. „Ich begreife nicht, warum die Besucher im Kessel es erfuhren, aber ihr hier im Bau nichts darüber wisst."
    „Im Zentrum nennen sie es wohl Rücksicht." Die Stimme der Mutter aller Eier klang nachsichtig. „Sie wollen uns nicht überrumpeln. Außerdem haben die Kalbarone den Befehl gegeben, man möge uns anfassen wie weiche Eier. Das passt gut zu dem, was du gesehen hast, Jaghiro."
    „Du denkst an dasselbe wie ich?", erkündigte er sich zaghaft. „Am Ziel der Reise wartet Arbeit auf uns?"
    „Eine hehre Aufgabe, gewiss. Niemand von uns hat den Zeitpunkt erlebt, als es zum letzten Mal

Weitere Kostenlose Bücher