2354 - Kolonnen-Geometer
dass er wegkam. Irgendwann fand er die Halle wieder und flüchtete unter den Speeren der beiden Wächter hindurch in den Bau.
Nach und nach trudelten andere Oahm'Cara ein, denen Ähnliches widerfahren war. „Sie behandeln uns wie Aussätzige", beschwerte sich einer der Erwachsenen. „Oder so, als seien wir Störenfriede. Nicht einmal im Bautenland lassen sie uns in Ruhe."
„Wieso dringen diese Leute mit Waffen in unseren Lebensbereich ein?", wollte Jaghiro wissen. Der Gedanke an die glimmende Mündung des Strahlers jagte ihm noch immer einen Schauer über den empfindlichen Hinterleib. „Ein Manöver", erfuhr er. „Falls es jemals Saboteuren und Meuchelmördern im Sold der Ordnungsmächte gelingt, soweit in die Kolonne vorzudringen. Oder wenn sie es durch psychogene Drogen oder Hypnokräfte schaffen, unsere eigenen Leute >umzudrehen<, zu Deserteuren zu machen."
„Und was ist, wenn es sich um Oahm'Cara handelt?"
„Ein Oahm'Cara, der desertiert?
Keine Psi-Kraft des Universums könnte einen von uns dazu bewegen. Wir haben eine Mission, die das Universum zu einem Ort der Freude und des Friedens machen wird. Keiner von uns hätte einen Grund, das Leben hier mit einer ungewissen Zukunft zu tauschen."
Für Jaghiro klang das absolut überzeugend. Eine Erklärung für das aggressive Verhalten der Mor'Daer war es seiner Meinung nach nicht.
Inzwischen lag dieses Erlebnis viele Jahre zurück.
Jaghiro erinnerte sich daran, weil er die Gruppen Bewaffneter an den Ausgängen entdeckte. Ähnlich wie damals hielten sie Wache. Unheimlich anzusehen war es, wie die Mor'Daer ihre Köpfe ruckartig bewegten, mal nach links, mal nach rechts. Sie standen in zwei Reihen, mit den Rücken aneinander.
Auf diese Weise behielten sie alles im Blick.
Jaghiro blieb stehen. Er war sich unschlüssig, wie er sich verhalten sollte.
Auf keinen Fall wollte er sich in Gefahr begeben.
Einer der Soldaten entdeckte ihn. „He, du, komm her!"
Außer Jaghiro hielt sich kein Oahm'- Cara in der Nähe auf. Zögernd setzte er sich in Bewegung. „Meinst du mich?"
„Komm endlich her!"
Es klang freundlich, kein bisschen barsch. Jaghiro fasste Mut. „Wo willst du hin?"
„Ich habe einen Einsatzbefehl von Gill Ahsgu erhalten."
„Du kannst passieren. Halte die Augen offen. Solltest du etwas Verdächtiges bemerken, gib uns Bescheid."
„„Etwas Verdächtiges, ja? Ein Manöver, ja? Und ich helfe euch, ja?"
Der Mor'Daer legte den Kopf schief, vermutlich ein Zeichen, dass er mit Jaghiros Fragen nichts anfangen konnte. „Ja", sagte er dann gedehnt. „Ein Manöver."
Jaghiro empfand Stolz. Er durfte an einem echten Manöver teilnehmen! Er schlüpfte an den Soldaten vorbei. Hinter der nächsten Biegung drängten sich Ganschkaren. Sie öffneten eine Wand.
Was hatte das mit dem Manöver zu tun? Bestimmt handelte es sich um eine sehr raffinierte technische Fallenvorrichtung, die die Feinde gefangen nehmen würde. Und die Ganschkaren installierten sie gerade.
Um die „Techniker der Kolonne" nicht zu stören, hastete Jaghiro mit betont unauffällig und desinteressiert klappernden Beißzangen weiter. „Wo bleiben Jaghiro Ackan und Arfyss E'lhacc?", hörte er die Stimme Gill Ashgus aus dem Taschenkommunikator. „Außerdem fehlen Bent Ashgu, Lorvon Mivas und Sendrif Kurmus."
„Hier Jaghiro. Ich komme!". Er rannte schneller, erreichte schließlich den nächsten Schacht, vor dem ein Mor'- Daer Wache stand. Der Schlangenköpfige wich hastig zur Seite, als der Oahm'Cara heranpreschte. „Du bist informiert, junger Freund?"
„Ja, ja. Ich passe auf!", klapperte Jaghiro und stürzte an ihm vorbei kopfüber in den Schacht. Es dauerte einige Zeit, bis er sich im Antigravfeld wieder in eine vernünftige Position gebracht hatte - gerade rechtzeitig vor dem vorgesehenen Ausstieg.
*
Er sank im Schacht abwärts bis zum Ausstieg. Ein halbes Dutzend Schlangenköpfe stand draußen, sie winkten ihn durch. „Habt ihr schon Erfolg bei eurem Manöver gehabt?"
„Was?", blaffte ihn einer an, dann, etwas ruhiger: „Los, beeil dich!" .Jaghiro schnellte sich in den Hauptbogen, wechselte erneut die Etage, stolperte ein Gangstück weiter, erneut in einen Schacht, und als er diesen verließ, kam er in Korridore, die ewig geradeaus zu führen schienen.
Jaghiro rannte noch schneller. Er nahm die Arme zu Hilfe. Atemlos erreichte er den Parkplatz mit den Kofftern. Andere Oahm'Cara waren schon eingestiegen. Nur Gill Ashgu stand noch draußen, gerade markierte er im
Weitere Kostenlose Bücher