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2356 - Schmerzruf

Titel: 2356 - Schmerzruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Orbit des Planeten Kahanett I. Eine unfreundliche Welt voller vulkanischer Aktivität und extrem heißer Atmosphäre. Der Bahnhof lag am Nordpol auf einem Hochplateau, wo es Sicherheit vor den ständigen Erdbeben und Vulkanausbrüchen gab.
    Cosmuel beobachtete in einem Holo einen träge durch eine Savanne fließenden Lavastrom, während sie darauf warteten, dass ihre Begleiter und die beiden OREON-Transporter die Transmittersprünge hinter sich brachten und sich ebenfalls im Orbit sammelten. „Der dritte Transporter lässt auf sich warten", murmelte sie beunruhigt. „Er wird auftauchen", beruhigte sie Alaska.
    Die Cyno verschränkte die Hände. „Er ist bei diesem Bahnhof stationiert - aus welchem Grund könnte er sich verspäten?"
    „Vielleicht haben die Androiden verschlafen", versuchte Kantiran zu scherzen. „Das ist nicht lustig!"
    „Sei nicht so verkniffen", forderte er. „Du hast deine Aufgaben bislang perfekt bewältigt. Der letzte Transporter wird schon auftauchen. Und wenn es doch Probleme geben sollte ... nun, dann wirst du sie lösen. Davon bin ich überzeugt."
    „Wenigstens einer, der an mich glaubt."
    Cosmuel wickelte die Spitzen ihres weißblonden Zopfes um den Zeigefinger. „Wenn ich es schon selbst manchmal nicht kann."
     
    *
     
    Der dritte Transporter traf ein, noch ehe die letzte OREON-Kapsel die Transmitterstrecke hinter sich brachte. Über eine Universalsprechverbindung informierte Cosmuel alle Einheiten über das weitere Vorgehen. „Ich habe mich entschlossen, von hier aus die letzten 6,6 Millionen Lichtjahre per Flug zurückzulegen. Uns steht eine Restreise von sechzehn Tagen bevor. Alternative wären ein Flug zum Bahnhof Southside und der Sprung zum Bahnhof Qoor gewesen. Das würde nur gut einen Tag einsparen. Wir starten sofort."
    Alle bestätigten, kündigten jedoch an, die Reise nicht bis zum Lazaruu-Sternhaufen mitzumachen, sondern an verschiedenen Etappen zunächst eigene Wege zu gehen; der Aufbau des Camps oblag ohnehin Cosmuel in Eigenverantwortung, und ihr standen ausreichend Roboteinheiten zur Verfügung. Für die anderen Friedensfahrer wäre bloßes Zuschauen müßig.
    Nur Alaska Saedelaere meldete, dass er noch einen Tag in Carkanshanett verweilen wollte, um einen Wolf-Rayet-Stern zu beobachten, einen heißen blauen Stern, der kurz vor der Supernova-Explosion stand. „Er stößt bereits große Teile seiner Hülle ab ... ein kosmisches Spektakel."
    „Wirst du uns dann folgen?"
    „Sicher", lautete die nachdenkliche Antwort. „Ich werde früher oder später zu euch stoßen."
    Als die Verbindung gekappt war, wandte sich Kantiran an Cosmuel. „Er ist und bleibt ein Einzelgänger. Überleg erst gar nicht, worin der Sinn bestehen könnte, den Stern zu beobachten - er liegt meiner Einschätzung nach darin, dass Alaska allein sein möchte. Nicht nur allein in seiner Kapsel, sondern auch außerhalb unserer Funkreichweite." .„Diese Ruhe sei ihm gegönnt", erwiderte Cosmuel. „Ich brauche übrigens auch Schlaf. Dringend."
    „Wir sitzen seit vierzig Tagen in der THEREME fest", zeigte sich Kantiran verwundert. „Und du bist müde?"
    „Ich habe gestern ein Extratraining in der Sporthalle eingelegt. Danach hatte ich Bärenhunger und mir den Magen vollgeschlagen ... keine gute Idee." Sie klopfte sich auf den Bauch. „Verdauungsschwierigkeiten. Ich konnte nicht schlafen. Also bastelte ich an meiner neuen Geschichte herum."
    Kantiran merkte auf. Es geschah sehr selten, dass sie über ihre Schriftstellerei redete. Er wusste, dass sie zur Entspannung Geschichten verfasste, doch sie ließ niemanden daran teilhaben, nicht einmal ihn.
    Nicht einmal mich?, durchzuckte ihn der Gedanke. Gibt es ein solches „Nicht einmal" wirklich? „Ich habe die ganze Nacht daran gearbeitet", fuhr sie fort. „Sie ist fertig.
    Willst du sie lesen?" Sie wich seinem Blick aus. „Danke. Das würde ich sehr gerne."
    „Komm mit zu meiner Kabine. Ich gebe dir die Folien und lege mich schlafen. Lies sie und lass uns morgen darüber reden. Du wirst merken, dass sie gewisse ... wie soll ich sagen ... autobiographische Züge trägt."
     
    *
     
    Kantiran las die sechzehn doppelseitig in Cosmuels kleiner; schnörkelloser Handschrift beschriebenen Blätter mehrfach.
    Danach versuchte er stundenlang vergeblich einzuschlafen. Nun wusste er, wie sich Cosmuel in der Nacht zuvor gefühlt hatte. Seine Gedanken jagten um die Frau, die ihr Seelenleben vor ihm offenbart hatte, in Form einer Kurzgeschichte, für

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