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2356 - Schmerzruf

Titel: 2356 - Schmerzruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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deren Ich-Erzähler sie seltsamerweise einen jungen Mann gewählt hatte, obwohl er ganz unverblümt autobiographische Züge Cosmuels trug.
    Ihrem Helden hatte sie keinen Namen gegeben. Er war Agent der alten USO - die Story spielte fast zweitausend Jahre in der Vergangenheit. Es handelte sich um einen Vagabunden, der auf dem Planeten Lepso im Firing-System, 8467 Lichtjahre von Terra entfernt, sesshaft geworden war. wo er erkannte, dass er kein Terraner, sondern ein genetisch veränderter Topsider war.
    So weit nicht sonderlich originell, wenn man bedachte, dass Cosmuel erst vor kurzem bewusst geworden war, dass sie keine Terranerin, sondern eine Cyno war.
    Wesentlich interessanter war der innere Zwiespalt des Helden, den die Autorin geschickt mit wenigen Sätzen schilderte und auf diesem Weg ihre eigene Seelenqual zum Ausdruck brachte.
    Kantiran hielt die Seiten in seiner Linken, als er vor Cosmuels Quartier stand und Einlass begehrte.
    Sie öffnete, und wieder wich sie seinem Blick aus. Sie begrüßte ihn mit knappen Worten, gab die Tür frei und setzte sich auf ihr Bett.
    Kantiran ließ sich auf dem Sessel nieder, der daneben stand. Die Kabine war ein exaktes Ebenbild derjenigen, die Cosmuel in der FORSCHER bewohnt hatte. Sogar das eigentlich für sie zu schmale Bett hatte sie von ILBUR kopieren lassen. Auf dem grünen dreibeinigen Ziertisch zwischen Sessel und Bett stand eine weit geöffnete Vase, in der die holografischen Nachbildungen dreier blauer Rosen ruhten.
    Cosmuel liebte Rosen.
    Wirklich?
    Nach der Lektüre der Geschichte fragte sich Kantiran unwillkürlich, ob sie das tatsächlich tat. „Wie fandest du die Story?", fragte Cosmuel direkt. „Mehr als interessant. Und aufschlussreich."
    Sie atmete tief durch, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Kabinenwand. „So?" .
    Um die Situation zu entspannen, entschloss sich Kantiran zu einem Scherz. „Der Ich-Erzähler bist doch offensichtlich du selbst.
    Findest du es etwa nicht interessant, dass du eigentlich ein Mann bist, noch dazu eine Echse?"
    Sie lachte prustend, und die Atmosphäre entspannte sich. „Im Ernst", fuhr Kantiran fort. „Ich finde es sehr mutig von dir, deine innersten Gedanken zu Papier zu bringen und sie mir zu offenbaren."
    „Was sagst du dazu?"
    „Du fragst dich, wie viele deiner Erinnerungen gefälscht sind. Als Cyno hast du weder eine terranische Mutter noch einen terranischen Vater. Wo enden die falschen Erinnerungen, wo beginnen die wirklichen?" Er dachte nach. „Du nennst es Leben aus zweiter Hand. Wertlose Erinnerungen, die dich eher belasten, als dass sie' hilfreich sind."
    In ihren Augen sammelten sich Tränen, die sie entschlossen mit dem Handrücken wegwischte. „Würde es dir anders gehen?"
    Er schüttelte langsam den Köpf. „Auch meine Herkunft ist anders, als ich es in meiner Kindheit und Jugend glaubte. Aber die Veränderung, die sich durch die Erkenntnis der Wahrheit einstellte, ist bei weitem nicht so einschneidend wie bei dir.
    Ich bewundere dich, dass du es so gut verkraftest."
    „Das Schreiben hilft mir bei der Verarbeitung."
    Kantiran erhob sich, setzte sich unaufgefordert neben Cosmuel auf das Bett. „Und ich danke dir noch einmal, dass du es mir offenbart hast."
    Die nächsten Worte drängten sich auf seine Lippen, ehe er begriff, auf welches Terrain sie zusteuerten. „Ehe wir aufgebrochen sind, führte ich ein Gespräch mit unserem neuen Patron Chyndor."
    Sie blickte ihn verwirrt an. „Was hat das damit zu tun?"
    „Sehr viel. Leider sehr viel." Er stützte das Kinn auf beide Hände, wühlte die Finger in seinen Vollbart. „Du bist meine Novizin, ich bin als Friedensfahrer dafür verantwortlich, deine Bewältigung der Initiationsaufgabe zu beurteilen. Dazu muss ich objektiv sein. Chyndor erinnerte mich nachdrücklich daran, dass sich ..."
    Raus damit, damit ich es endlich hinter mir habe! „Dass sich eine Beziehung zwischen uns von selbst verbietet, solange du noch keine vollwertige Friedensfahrerin bist."
    Er suchte ihren Blick, und diesmal wich sie ihm nicht aus. Intensiver als je zuvor roch er ihren speziellen Duft ... den „Cosmuel-Duft", den nur sie verströmte, als sei es ein zartes Parfum. Der Moment hatte etwas Zeitloses, fast Magisches, als sei es einer der seltenen perfekten Augenblicke.
    Die Stimmung zerbrach, als sie erwiderte: „Kein Problem."
    Es verschlug ihm die Sprache. „Kein Problem?"
    Das ist alles? „Was bedeuten schon deine persönlichen Empfindungen angesichts der großen

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