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2356 - Schmerzruf

Titel: 2356 - Schmerzruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht mehr wahr. Die Berührungsrezeptoren in diesem Bereich waren abgestumpft. „Warum?"
    „Das wirst du gleich hören", gab sich sein Kamerad geheimnisvoll und hastete in Richtung der Peergateter.
    Naigon stampfte hinterher, wie stets in der Wohnhöhle in geduckter Haltung, um nicht an die Decke zu stoßen. Jeder Schritt der schweren schwarzen Stiefel hallte im Gewölbe.
    Ingittz gab sofort die neuen Befehle weiter, und genau wie er es angekündigt hatte, zeigten sich die Peergateter entsetzt.
    Ihr Sprecher zog die schuppenartigen Blätter über dem Gesicht zurück, das seine Spezies nur zum Sprechen freigab. Die Peergateter waren neben Ingittz die Einzigen, die die Anrede Herr nicht spöttisch verwendeten. „Herr Naigon ... wenn wir in diesem Bereich weiterarbeiten, begeben wir uns in höchste Gefahr. Man hat das Gebiet damals auf unsere Warnungen hin aufgegeben. Wir spürten die großen Staubmengen und die Instabilität der Gänge. Dort herrscht extreme Einsturzgefahr."
    „Ich nehme deine Bedenken zur Kenntnis, doch es bleibt uns keine andere Wahl, als den Wünschen Karaus Msirakos zu gehorchen. Wir werden dieses Gebiet weiter erschließen."
    Die kurzen, verkümmerten Arme des Peergateters wedelten wild, die Hautlappen an ihren Enden flappten. Die doppelt so langen Handlungsarme, die seitlich aus der Körpermitte wuchsen, streckten sich Naigon entgegen. „Stolzer Herr, ich weiß, dass Ihr ..."
    „Schweig!", unterbrach ihn Naigon. Er wollte sich nicht in Diskussionen verwickeln lassen. „Wir müssen unsere Aufgabe erfüllen."
    Das Gesicht des Sprechers verschwand wieder hinter den Kopfschuppen. Der Peergateter lief auf plumpen langen Füßen los, seine Artgenossen folgten schweigend. „Als ob sie zu ihrer Hinrichtung gehen", kommentierte Ingittz Zaul düster. 17. Januar 1345 NGZ Kurz vor Ende der Arbeitsschicht „Die Peergateter sind unruhig", stellte Ingittz fest, als niemand außer Naigon ihn hören konnte. „Sie fürchten sich, aber sie trauen sich nicht, erneut das Wort zu ergreifen."
    „Sie haben nach wie vor Angst vor einem Einsturz." Naigon blickte sich um. Der Stollen wies für ihn eine viel zu geringe Höhe auf. Nicht einmal Ingittz konnte aufrecht stehen, was für Naigon nichts anderes bedeutete, als dass er sich auf den Knien fortbewegen musste.
    Rötliches Gestein, das vereinzelt von blauen Quarzschichten durchzogen wurde, bildete die Wände des Ganges. An einigen Stellen rann Feuchtigkeit herab und sammelte sich in kleinen Pfützen.
    Aus Brennstoffzellen betriebene antiquierte Lampen waren im Abstand von einigen Metern angebracht und tauchten den Stollen in mäßige Helligkeit.
    Zusätzlich trugen die Sklaven Lampen an den Helmen.
    Es roch muffig; die Luft war noch abgestandener als in anderen Bereichen der Mine. Wirklich frische Luft hatte Naigon nicht gerochen, seit er in der Wohnhöhle zu sich gekommen war. Dank seiner fehlenden Erinnerung bedeutete das nichts anderes, als dass er nicht wusste, ob er jemals in seinem Leben etwas anderes geatmet hatte.
    Das allgegenwärtige Hämmern des Werkzeugs gegen die Höhlenwände hallte in dem niedrigen Gang lauter wider, als Naigon es gewohnt war. Zudem tropfte es seit einiger Zeit stärker von der Decke. Vor Naigons Füßen sammelte sich eine Pfütze.
    Dieser Arbeitstag brachte denkbar geringen Ertrag. Die Peergateter hatten den Gang nur wenig weiter getrieben; auf das gesuchte Bauxit war man selbstverständlich nicht gestoßen.
    Der Sprecher der Peergateter trat unerwartet vor den Vordersklaven. „Stolzer Herr Naigon, wir spüren stärkere Vibrationen und ..."
    Naigon hörte die Panik in den Worten und schaltete sofort. „Wir verschwinden von hier. Rückzug in sicheres Gebiet." An die Konsequenzen seiner Worte dachte er nicht. Mochten die Incassis toben - hier ging es um das nackte Überleben. „Danke", drang es durch die sich wieder schließenden Gesichtsschuppen. Der Sprecher hob seine Arme, winkte den anderen... ... und erstarrte.
    Es knackte.
    Ein leises, scheinbar harmloses Geräusch.
    Deutlich vernehmbar rieselte Staub von der Decke des Ganges. Wo vorher Wasser getropft war, rann nun ein Strom hinab.
    Ein Krachen folgte.
    Naigon sah aus dem Augenwinkel, wie sich in der Seitenwand ein Riss bildete.
    Kleine Steine brachen heraus und kullerten zu Boden. Einer stieß an Naigons Stiefel, die inzwischen in einem kleinen See standen.
    Als sei das der Auslöser, versank die Welt in einem Chaos aus berstender Gewalt. Es bebte, gewaltige

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