2356 - Schmerzruf
Felsbrocken donnerten herab.
Der Todesschrei eines Peergateters gellte.
Naigon wirbelte herum. und sah gerade noch, wie der Sklave unter Geröll begraben wurde.
Immer mehr Lampen erloschen, weil sie zermalmt wurden.
Etwas packte ihn an der Hand.
Ingittz Zaul! Nicht einmal jetzt, im.
Angesicht der Katastrophe, vergaß der Incas seinen Freund. Anstatt sich in Sicherheit zu bringen, versuchte er, gleichzeitig Naigon zu retten.
Ingittz eilte los, aus dem in diese Richtung abschüssigen Stollen, der zur Todesfalle geworden war. Er ließ Naigons Arm nicht los. Der Stolze Herr kroch hinterher, so rasch es ihm möglich war. Nur noch seine Helmlampe brannte; der Lichtkegel zitterte mit jeder Bewegung.
Aufwallender Staub verklebte seine Atemschlitze. Er konnte kaum noch Atem holen. .
Weiter, hämmerte es in ihm.
Der Gang vor ihnen brach völlig ein, gewaltige Felsbrocken versperrten den Weg. Es gab kein Entkommen mehr.
Hinter den beiden übertönten weitere Schreie das Getöse. „Wir sind gefangen." In der Stimme Ingittz Zauls lag entsetzliches Grauen.
Und zum ersten Mal seit seinem Erwachen empfand Naigon Angst. Mörderische, nagende Todesangst. Er konnte nichts tun, um der Gefahr zu entkommen. Nur darauf warten, ob die Decke auch unmittelbar über ihm einbrechen und Steinmassen ihn zermalmen würden.
Die beiden begaben sich auf den Rückweg in der Hoffnung, sicheres Gebiet zu erreichen.
Eine Explosion tönte vor ihnen. Feuer loderte für einen Augenblick. Der Torso eines Peergateters lief noch einen makabren Schritt, ehe er in sich zusammenbrach: Ein herabstürzender Stein hatte den Sklavenkragen getroffen und die Explosivladung gezündet - der Kragen war gegen gewaltsames Entfernen gesichert.
Direkt über ihm knirschte es.
Naigon blickte nach oben. Ein Riss jagte sich verästelnd über die Decke.
Das ist das Ende, dachte er.
Und im Augenblick der Todesgefahr zuckte eine Erinnerung in ihm auf. Ein winziger Teil aus seiner Vergangenheit offenbarte sich. Ein wichtiges Fragment, das so tief in ihm verwurzelt war, dass das, was auch immer mit ihm geschehen sein mochte, es nicht vollständig hatte auslöschen können.
Plötzlich erinnerte er sich an seinen wirklichen Namen: Während der Riss über ihm sich verbreiterte und eiskaltes Wasser herabschwappte, wusste er wieder, wie er hieß: Kirmizz.
Dazwischen: An Bord der THEREME 22. Juni 1345 NGZ Cosmuel Kain wies auf das Holo, das die kosmische Umgebung zeigte. „Acht Milliarden Sonnen", flüsterte sie, so leise, das Kantiran es kaum verstehen konnte.
Sie griff mit der Hand in die holografische Wiedergabe, knickte die Finger, bildete eine offene Schale. Jeder Quadratmillimeter ihrer Hautfläche war mit winzigen Leuchtpunkten bedeckt, die einen dieser unzähligen Sterne darstellten. „Wie viele ich jetzt wohl in der Hand halte?"
Kantiran schüttelte den Kopf. „Du hast Ideen." Er winkte ab, als sei das für ihn nichts als Spinnerei. In Wirklichkeit kam er nicht umhin, Cosmuel zu bewundern.
Sie ging die Dinge in einer erfrischenden Naivität an, die so gar nicht zu dem Bild einer abgeklärten TLD-Agentin passen wollte. Sie staunte über die kosmischen Alltagswunder, die Kantiran längst nicht mehr wahrnahm. „Findest du es nicht interessant?" Sie schob die Hand weiter vor. „Tausende von Sonnensystemen wandern meinen Arm hoch."
Ein äußerst hübscher Arm, dachte Kantiran und ließ den Blick weiterwandern, über die bis auf durchsichtige ultradünne Spaghettiträger frei liegenden Schultern und den von einem knallroten Shirt bedeckten Brustbereich bis zu ihrem Gesicht. „Es erinnert mich an irgendetwas", antwortete er. „Hab ich davon gelesen?
Oder gehört?"
Cosmuel beugte sich und hauchte in das Holo. „Mein Atem kondensiert zu Proto-Sonnen." Sie lachte, hell und unglaublich ansteckend. Ihr Zopf wippte; die grünen Augen blitzten. „Jeder TLD-Agent kennt dieses Bild und die Formulierung. Perry Rhodan auf ..." Sie brach ab. „Entschuldige."
„Was soll ich entschuldigen?" Er trat näher an sie heran. „Dass du meinen Vater erwähnt hast? Oder dass du nicht daran gedacht hast, dass er mein Vater ist?"
Sie zog den Arm aus dem Holo zurück. „Perry Rhodan auf der Brücke in die Unendlichkeit", beendete sie den angefangenen Satz. „So hat er den Anblick und seine Gefühle in diversen Abhandlungen beschrieben. Allerdings kann man das natürlich im Grunde nicht vergleichen."
„Ich bewundere deine Phantasie", sagte Kantiran, um der Situation
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